2054: Die Menschheit hat sich aus dem Internet ausgeschlossen, Elon Musk versehentlich den Mond verbrannt und viele Arbeiten werden von Robotern verrichtet. Vorwiegend die, für die keine Empathie nötig ist – denn Roboter kennen keine Gefühle. Wie Jared. Er sieht aus wie ein Mensch und arbeitet als Zahnarzt. Aber eines Tages beginnt Jared zu fühlen. Sein Arzt schickt ihn zum Selbstversuch ins Kino, wo Jared 27 ml Tränen vergießt und erkennt, dass Gefühle etwas Wunderbares sind! Er beschließt, den Menschen zu zeigen, dass Roboter auch ein Recht darauf haben. Und wie könnte das besser gelingen, als mit einem Film? Also geht Jared nach L.A. und landet als Tellerwäscher in einem Tacoladen. Dort lernt er Kellnerin Amber kennen und seine Gefühle spielen verrückt. Amber scheint es genauso zu gehen – doch wie soll er ihr erklären, dass er ein Roboter ist? Zu allem Überfluss läuft es mit seinem Film so gar nicht wie geplant…
Eine witzige und kluge Hommage an das Menschsein und seine Tücken.gelesen von Simon Jäger
Was ich zu sagen habe…
Wie so oft ließ ich mich ohne Vorwissen auf diese Geschichte ein. Genre, Titel und Cover gaben mir genug, um mein Interesse zu wecken. Und die ersten Minuten überzeugten mich zum Dranbleiben. In gut drei Tagen verschlang ich die eigensinnige und doch rührende Geschichte von Bot Jared und seinen Eskapaden im Leben eines Menschen. Ein unverhofftes Lesevergnügen!
Stiftet die Form dieser Geschichte anfangs auch noch Verwirrung, ergibt zum Ende hin alles Sinn. Die Erzählstimme spricht einmal von Jared, einmal in der Ich-Perspektive, beschriftet Dialoge mit den Namen der Sprechenden und leitet Voice-Over ein. Das alles will erst so recht Sinn ergeben, als Jared es sich zur Aufgabe macht, ein Drehbuch zu schreiben. Angesichts dieser Wendung und deren formvollendeter Umsetzung wird dieses Buch noch mehr zu etwas ganz Besonderem.
Vom Roboter ohne Gefühle zum gefühlvollen Helden der Geschichte. Wir dürfen Jareds Entwicklung nicht nur auf der Handlungsebene, sondern auch durch seine Sprache bzw. die des Autors verfolgen. Gerade in dieser liegt wohl der größte Charme des Buches, denn mit Jareds zuvorkommender Erläuterung uns gängiger Phrasen grenzt er nicht nur sich selbst von der Menschheit ab. Er führt uns auch vor Augen, wie eigensinnig und gar merkwürdig manche unserer Redewendungen sind. Auch Humor kommt in dieser Geschichte von daher nicht zu kurz. Simon Jäger als Sprecher des Hörbuches erweckte Jared ungemein gut zum Leben und brachte uns nicht selten durch eines der vielen „Ha“ des Bots zum Lachen.
Simon Stephenson unterhält auf fantastische, trockene Weise, rührt uns aber zugleich immer mehr im Inneren, gar beinahe zu Tränen. Als Autor*in sollte man/frau Emotionen beschreiben können, doch dieser Schriftsteller bringt sie uns noch einmal auf ganz grundlegende und doch außergewöhnliche Weise näher. Ein Abenteuer, eine Liebesgeschichte, ein wenig Rebellion, Verfolgung und Verrat – was braucht es mehr, um mein Herz zu begeistern?
Fazit
Mit der Geschichte des Bots Jareds zeigt uns Autor Simon Stephenson die merkwürdigen und die bewegenden Eigenheiten des Menschseins vor Augen. Mit seinem Buch packt und rührt er uns und regt sicher auch noch nach dem Lesen oder Hören zum Nachdenken an.
Der Autor:
Simon Stephenson lebt in Los Angeles, wo er als Drehbuchautor bei Pixar arbeitet. Sein erstes Buch „Let Not the Waves of the Sea“ – eine bewegende Erinnerung an seinen Bruder, der bei einem Tsunami im indischen Ozean ums Leben kam – zog viel Aufmerksamkeit auf sich und wurde ausgezeichnet. „Kurioses über euch Menschen“ ist sein erster Roman. Q