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Hamilton
An ein Musical, das man bereits seit zwei Jahren hypet, rauf und runter hört und dabei jedes Wort mitsprechen und singen kann, geht man wohl etwas skeptisch heran, wenn man nicht den Cast auch live sieht, dessen Stimmen man im Kopf hat und dessen Intonation einem ins Blut übergegangen sind. Doch auch wenn beides eben teils stark von der Aufnahme des Original Broadway Casts abgewichen ist, war das Erlebnis beinahe noch aufregender auf diese Weise. An zwei Stellen würden sogar Worte abgeändert, was ich für äußerst gelungen und auch berechtigt finde, da das Wissen über die Teile von New Jersey oder auch die politische Laufbahn von John Adams in London vermutlich nicht jedem gegeben ist. Auch haben sich die Darsteller nicht nur durch ihre Stimmen, sondern auch durch ihre besondere Intonation und teils andere Pausensetzung abgehoben. Besonders hervor gestochen hat meiner Meinung nach Hercules Mulligan Darsteller Tarinn Callender, denn er hat diesem Charakter meiner Meinung nach von einiges mehr an Eigenheit verliehen, jedoch auf eine sehr sympathische Art und Weise. Der Schauspieler selber war ebenfalls äußerst nett später an der Stage Door.
Als Fan von Jefferson muss ich gestehen, dass ich Waylon Jacobs als Lafayette/Jefferson wirklich unheimlich gut fand, jedoch vor allem in der Rolle des 2. Aktes etwas überspitzt. Stimmen, die grandios waren, aber meiner Meinung nach nicht an das „Original“ herangereicht haben, obwohl sie mich deswegen dennoch nicht enttäuscht haben, waren Burr Darsteller Sifoso Mazibuko und Maria Reynolds Darstellerin Courtney-Mae Briggs. Aber an Jasmine Jones heranzureichen ist nun einmal unmöglich.
Hamilton selber… Jamael Westman war überragend. Wenn man jemanden mit einem Genie wie Lin-Manual Miranda vergleicht, kann der andere eigentlich nur den Kürzeren ziehen, doch bis auf seine Größe hat mich Jamael mit jeder Faser von seinem Alexander überzeugen können! Und das, meine Lieben, ist eine unglaubliche Leistung!
Waitress
Ah, so anders und doch ähnlich berührend. Ich habe zwar nicht stundenlang danach noch Tränen vergossen, dafür habe ich jedoch im ersten Akt wirklich meine Schenkel wund geklopft. So humorvoll hat mich bisher glaube ich nur Don Camillo & Peppone berührt! Das Musical basiert auf einem Film, von dem ich bis Dato jedoch noch nicht gehört hatte, wurde dann aber von Sara Bareilles mit einem wundervollen Score versehen. Trotz ihres Namens und einiger Tony Award – Nominierungen hatte ich nicht übermäßig viel erwartet. Eine ganz nette Unterhaltung mit ein oder zwei coolen Liedern vielleicht. Aber schlussendlich hat mich die Geschichte von Jenna, aber auch ihren Kolleginnen Becky und Dawn ab dem dritten Lied – The Negative – mitgenommen. Mit viel Wortwitz hat sich Sara Bareilles in mein Musicalherz geschlichen, jedoch auch mit drei ergreifenden Balladen, die mir wohl sogar noch mehr in Erinnerung bleiben werden. Und unser Cast war, obwohl ich hier halt nur im Nachhinein die Broadway – Aufnahme zum Vergleich hören kann, einfach betörend gut. Die Stimmen der Darsteller haben die Charaktere wundervoll widergespiegelt, ebenso wurden die Witze waren gekonnt intoniert. Eine weitere überzeugende Besonderheit dieses Musicals ist, dass es kein Orchester zur Begleitung gibt, sondern lediglich eine kleine Band, die noch dazu auf der Bühne spielt, dabei aber keineswegs störend oder fehl am Platz wirkt. Waitress am West End anzusehen ist ein besonderes, herzliches und humorvolles Erlebnis, das ich jedem sehr ans Herz legen kann, der der Englischen Sprache gut mächtig ist. Alle Punchlines haben wir wohl auch nicht verstanden, aber das hat das Vergnügen keineswegs vermindert.
The Phantom of the Opera
Ein Klassiker, dem man wohl kaum noch sein Niveau absprechen kann, dennoch konnte mich dieses Musical von allen drei besuchten mit Abstand am wenigsten begeistern. Es gibt Melodien, die einem – vor allem live erlebt – den ganzen Körper mit Gänsehaut überziehen, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen und einem das Herz zum Rasen bringen, da ist das Phantom der Oper einfach eines der besten Beispiele. Die live Darstellungen von Masquerade, Angel of Music, All I ask of you oder eben Phantom of the Opera waren grandios, die Schauspieler haben grandiose Stimmen, obwohl wir nicht einmal die Hauptbesetzung des Phantoms selber gesehen haben. Dennoch konnte mich leider die Story hier nicht mitnehmen, obwohl ich sie bisher immer sehr interessant und mitreißend empfunden habe. In dieser Aufführung haben ich das Phantom einzig und allein, zumindest bis kurz vor Schluss, als Psychopath, weniger als missverstandene und einsame Seele wahrgenommen, die ich in Erik immer gesehen habe. Auch hat mich besonders eine Szene sehr stark von der gesamten Aufmachung enttäuscht, obwohl man im Allgemeinen nicht über die Kulissen, Requisiten und Kostüme meckern kann. Alles in allem ist und bleibt dieses Musical jedoch ein Klassiker und auch die derzeitige West End Inszenierung ein Gänsehaut – Erlebnis, auch wenn dieses Musical damit einmal mehr nicht ganz meinem Geschmack entsprochen hat – dem meiner Begleitung zum Beispiel jedoch umso mehr.
Habt ihr eines dieser Musicals bereits live erleben dürfen?
Liebe Grüße, eure Sophia