Joe Goldberg ist gut aussehend, charmant – und bereit, sich endlich zu verlieben. Als die angehende Autorin Guinevere Beck die Buchhandlung betritt, in der er arbeitet, ist er augenblicklich von ihr hingerissen. Er weiß, dass er sie wiedersehen muss, und tut, was jeder in seiner Situation tun würde: Er googelt ihren Namen und findet alles über sie heraus, was er kann,um ihr „zufällig“ ein zweites Mal zu begegnen.Beide spüren die Verbindung, die zwischen ihnen herrscht – es ist die perfekte Liebesgeschichte.
… oder?
Denn Joe ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Und auch hinter Becks unschuldigem Lächeln verbirgt sich mehr als gedacht. Bald schon gerät ihre Beziehung außer Kontrolle – und die Abgründe, die sich dabei auftun, haben tödliche Konsequenzen …
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Meine Meinung
Erst mit dem Erscheinen der zweiten Staffel der Netflix-Adaption ist mir bewusst geworden, wie lange sich dieses Buch bereits auf meinem SuB befindet und darauf wartet, gelesen zu werden. Nachdem ich die erste Staffel selbst angesehen und mit einigen Mängeln hingenommen, jedoch nicht sonderlich gemocht habe, hatte es mir die Lust auf das Buch etwas geraubt. Nun habe ich es dennoch in Angriff genommen und trotz der hohen Ähnlichkeit zur Serie gemocht. Mal von einigen inhaltlichen Mängeln und Ungereimtheiten abgesehen, hat es mir extrem gefallen, die Geschichte aus der Perspektive des Stalkers zu erleben. Innerhalb weniger Seiten ist es mir bereits kalt den Rücken herunter gefahren und dies war definitiv kein Einzelfall. Der Schreibstil, besonders die „Du“-Perspektive, in der Joe Goldberg, unserer Protagonist und Erzähler, immer sein Schwarm Guinevere direkt adressiert, verleiht dem Buch eine gewisse Intimität und erschreckende Realitätsnähe. Auch Joes Gedanken an sich sind sehr realistisch, wenn sich vermutlich auch nur wenige Leser auf vielerlei Ebenen mit ihm identifizieren werden können, wie ich hoffe. Dennoch reicht die wenigen Überschneidungspunkte aus, um dem Leser Einlass in Joes Welt und vor allem seine eigene Sicht von ihr zu gestatten.
Während man dieses Buch liest, sollte und ist man sich auch hoffentlich allzu bewusst, dass man hier einen sehr stereotypischen unzuverlässigen Erzähler vor sich hat. Man kann sich zu keiner Zeit wirklich sicher sein, ob die Dinge, die passieren genau so passieren, wie sie beschrieben werden, denn Joes Sicht auf die Dinge zeigt sich immer wieder als etwas radikal und sehr subjektiv. Aber gerade das verleiht dem Buch seinen Charme, wenn man es denn bei einem Thriller so nennen mag. Joe hingegen… nun ja, ich kann ihm vermutlich im Gegensatz zu vielen Fans der Serie und vielleicht auch des Buches nicht sonderlich viel abgewinnen. Aber auch das passt für mich sehr gut zu dieser Geschichte, immerhin wird von Anfang an klargestellt, dass es sich hier nicht um eine Liebesgeschichte handelt. Man soll sich nicht in Joe verlieben, sondern sich vor Menschen wie ihm hüten lernen. Und das vermag dieses Buch definitiv auf erschreckende und mitreißende Weise zu vermitteln. Auch die anderen Charaktere werden auf interessante Weise lediglich durch Joes Augen beschrieben und analysiert, deren Handlungen immer durch seine Wahrnehmung gefiltert und somit ergeben sich einige Zwiespalte über die tatsächliche Aufmachung der anderen auftretenden Figuren, besonders natürlich Beck, aber auch deren beste Freundin. Was es in diesem Buch alles zu entdecken und zu spekulieren gibt, ist förmlich unbegrenzt und verleiht dieser Geschichte um Joe Goldberg eine besondere Eigenheit, die ich jedem Fan von Thrillern nur ans Herz legen kann.
Mein Fazit
Ein Buch, welches vom Stil her definitiv mitreißt und den Lesern kalt im Nacken sitzt, inhaltlich jedoch ein paar Mängel aufweist und mich deswegen nicht vollends von sich überzeugen konnte.
Caroline Kepnes