[Rezension] Neun Fremde von Liane Moriarty

Neun Fremde und zehn Tage, die alles verändern: In einem abgelegenen Wellness-Resort treffen fünf Frauen und vier Männer aufeinander, die sich noch nie zuvor begegnet sind. Sie alle sind in einer Krise und wollen ihr altes Leben hinter sich lassen. Bald schon brechen alte Wunden auf und lang gehütete Geheimnisse kommen ans Licht. Denn nichts ist so, wie es scheint in Tranquillum House …

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Meine Meinung

Liane Moriarty hat sich seit dem vergangenen Jahr zu einer meiner liebsten Autorinnen entwickelt, denn sie konnte mich nun mehr mit allen drei von mir gelesenen Büchern unheimlich begeistern und trotz meines eisernen Willens jedes einzelne Mal zu Tränen rühren. Ihre Romane werden als Thriller bezeichnet, doch dem entsprechen sie nur auf einer grundlegenden Ebene, während für mich jedes Mal mehr die innere Entwicklung ihrer Charaktere im Mittelpunkt steht, was mir so von Thrillern nicht bekannt ist – zumindest nicht in dieser Intensität. Die Autorin schafft es immer wieder, mich an die Vielzahl von Charakteren zu binden und mich ihre Geschichten, Ängste und auch ihre Durchtriebenheit bis unter die Haut spüren zu lassen. Dieses Mal hat sie uns sogar noch eine bedeutend größere Bandbreite an Figuren geliefert, in die wir uns wunderbar einfühlen konnten. Vor allem hatte sie mit ihnen so vielfältige Geschichten zu erzählen, dass es zu Beginn etwas schwer fiel, den Kern dieses Buches auszumachen, man dann aber zugleich immer mehr von den einzelnen Charakteren erfahren wollte. Egal ob 50-jährige Liebesroman-Schriftstellerin Frances oder 20-Jährige Zoe, die ihre Eltern zu dem Retreat begleitet, weil… – nun, das müsst ihr schon selbst herausfinden -, jeder Charakter hat eigene Romane zu berichten und ist in seiner Komplexität faszinierend gestaltet.

Neben den fantastischen Charakteren gibt natürlich auch das Setting einiges her. Es präsentiert unsere Protagonisten, aus deren Sicht wir die Geschichte auch abwechselnd erleben dürfen, wie so oft in Liane Moriartys Büchern in der gehobenen Gesellschaft Australiens. Stereotypische Vorstadt-Mütter sind zwar dieses Mal nicht die Grundlage, auf denen die Individualität der Charaktere aufbauen, aber einige Parallelen zu der High Society sind dennoch zu ziehen, wenn die einzelnen Figuren dort auch auf ganz verschiedenen Wegen angelangt sind. Ein wenig Urlaubsstimmung kommt definitiv auf, wenn man sich das Tranquillum House mit all seinen Wellness-Anlagen vorstellt und sich mit den Protagonisten dort hinbegibt, doch wie der Klappentext bereits erklärt, gibt es auch dort einige Dinge zu entdecken, die das Wohlfühlerlebnis in Frage stellen. Auch wenn sich diese Intuition nur langsam einstellen will, hinterfragt man als Leser dennoch allzeit, was genau es mit der dort durchgeführten Therapie wirklich auf sich hat und wie diese verlaufen wird. Man könnte schon meinen, dass Liane Moriarty in diesem Buch zu philosophischen Höhen aufsteigt und ihre Charaktere durchaus die ein oder andere Erleuchtung schenkt. Uns Lesern geht es dabei definitiv nicht anders, denn aus dem Miteinander der Charaktere können wir auch viel über uns selbst lernen, während der Ton dennoch allzeit erzählerisch und nie zu anstrengend oder aufdringlich wird.

 

Mein Fazit

Ein äußerst unterhaltsames, vielfältiges und durchaus auch augenöffnendes Buch einer meiner liebsten Autorinnen. Auch wenn sich die Spannung nur sehr langsam aufgebaut hat und sich dann auf den letzten 150 Seiten geballt hat, hat mir das Lesen dieser Neuerscheinung unheimlich viel Vergnügen bereitet und die Geschichte mich schlussendlich zu Tränen gerührt.

 

 

 

Liane Moriarty

ist seit Jahren international erfolgreich, ihre Romane werden insgesamt in 46 Ländern veröffentlicht. Mit der Verfilmung von »Big Little Lies« eroberte die Autorin zudem Hollywood: Die HBO-Serie wurde mit einem Emmy und dem Golden Globe ausgezeichnet, in den Hauptrollen Reese Witherspoon und Nicole Kidman. Beide sind ebenfalls die Produzentinnen der Serie und die sicherten sich erneut die Filmrechte an »Neun Fremde«. Liane Moriarty lebt mit Mann, Sohn und Tochter in Sydney. Q

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