Der Gestaltwandler Drew Kincaid ist ein Jäger. Er spürt Angehörige seines Wolfsrudels auf, die ihrer animalischen Seite nachgegeben haben. In den meisten Fällen gelingt es ihm, sie zu retten und zum Rudel zurückzubringen. Manchmal bleibt ihm jedoch nichts weiter übrig, als sie zu töten. Drew ist insgeheim in die schöne Offizierin Indigo Riviere verliebt, die seine Gefühle zu erwidern scheint. Doch Indigos eigene Position unter den Wölfen macht eine Beziehung zwischen beiden unmöglich, wenn sie nicht die Hierarchie des Rudels gefährden wollen. Die Leidenschaft zwischen Indigo und Drew wird zu einem Spiel mit dem Feuer.
Was ich zu sagen habe…
Ich blicke am besten gar nicht zurück und suche für euch heraus, wann ich den Vorgängerband in dieser Reihe gehört habe, denn es muss Monate zurückliegen, wenn nicht gar ein ganzes Jahr. Umso schöner war es für mich, mal wieder in der Welt der Medialen und Gestaltwandler, der Wölfe und Leoparden abzutauchen. Dieses Mal dreht sich die Handlung tatsächlich vor allem um die SnowDancer-Wölfe, denn das Paar, welches diesen Band bestimmt, gehören beide diesem Rudel an. Drew und Indigo haben wir bereits in den vorherigen Büchern kennenlernen dürfen, erhalten nun aber erstmals einen Einblick in die zwischen ihnen bestehende Spannung. Interessant und spannend fand ich in dieser von Anfang an, dass es Drew ist, der von Anfang an fest entschlossen ist, Indigos Herz zu gewinnen, während sich die Offizierin lange ziert und ihm nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenkt. Besonders ihre eigene sehr dominante Seite sträubt sich dagegen, ihn näher an sich heranzulassen. Die ersten Kapitel, die diese Situation schildern, haben mich vor allem aus Drews Sicht berührt und zurück in das sehr offene und nicht mit Körperkontakt und Liebkosungen zögernde Rudelleben gebracht. Dieses Wiedersehen hat mein Herz erwärmt und diesem Buch von meiner Seite aus wohl den größten Pluspuntk eingebracht. Danach konzentriert sich die Handlung meiner Meinung nach aber etwas zu sehr auf das Hin und Her zwischen Indigo und Drew, während sich allgemeinere Probleme vor allem auf den letzten 100 Seiten zusammenstauen.
Bisher hat es mir immer unheimlich gut gefallen, vor allem die weniger persönlichen Handlungen in dieser Reihe zu verfolgen – zu beobachten, wie sich das Machtgefüge zwischen den Medialen und Gestaltwandlern verschiebt, wie Silencium Stück für Stück an Einfluss verliert und welche Maßnahmen der Rat der Medialen in Gang setzt, um einen weiteren Machtverlust zu verhindern. Auch in diesem neunten Band war diese Entwicklung von Bedeutung und wurde thematisiert, jedoch in einem Verhältnis zu dem vorrangigen Dominanz- und Paarungsspiel zwischen Drew und Indigo, welches mir nicht so zugesagt hat. Zumindest gab es neben dem Fokus auf die beiden Wölfe auch wundervolle Wiedersehen mit anderen, früheren Protagonisten, sowie zu meinem Vergnügen auch jenen, die uns in den folgenden Bänden als solche dienen werden. Nach diesem kurzweiligen, unterhaltsamen, wenn auch nicht übermäßig spannenden neunten Band bin ich so vorfreudig, was den Folgeband um Hawk und Sienna angeht, dass es sicher nicht erneut so lange dauern wird, bis ich diesen in Angriff nehme.
Fazit: Zurück in der Welt der Medialen und Gestaltwandler erwartet uns viel Dominanzspiel untereinander, aber auch viel Miteinander gegen die ansteigende Bedrohung durch den Rat. Der letztere Teil fokussiert sich etwas zu stark auf den finalen Part des Buches, sodass es nicht ausgeglichen, jedoch nichtsdestotrotz sehr schön zu hören anmutet.
Baldwins explizitester, leidenschaftlichster Roman
Warum hat Rufus Scott – ein begnadeter schwarzer Jazzer aus Harlem – sich das Leben genommen? Wegen seiner Amour fou mit der weißen Leona, einer Liebe, die nicht sein durfte? Verzweifelt sucht Rufus’ Schwester Ida nach einer Erklärung. Aber sie findet nur Wahrheiten, die neue Wunden schlagen, – auch über sich selbst. Wie ihr Bruder war Ida lange bereit, sich selbst zu verleugnen, um ihren Traum zu verwirklichen, den Traum, Sängerin zu werden. Wie ihr Bruder hat sie ihre Wut auf die Weißen, die sie diskriminieren. Bis jetzt. Baldwin verwickelt uns in ein gefährliches Spiel von Liebe und Hass – vor der Kulisse eines Amerikas, das sich selbst in Trümmer legt.
Was ich zu sagen habe…
Als ich dieses Hörbuch auf Netgalley entdeckt habe, habe ich nicht groß in den Klappentext hinein geschaut, sodass mir einige der dort beschriebenen Ausgangspunkte des Romans entgangen sind, sondern lediglich den Entschluss gefasst, endlich eine Erzählung dieses bekannten Autors zu lesen bzw. zu hören. Es dauerte gute 10% des Romans, um mich mit dem zeitlich nicht festgesetzten, aber zum Großteil in New York spielenden Setting anzufreunden, doch dann merkte ich, wie mir die Charaktere, vor allem Vivaldo, ans Herz wachsen. Interessanterweise gibt uns der Klappentext auch einen Fokus zum Lesen des Buches mit, den ich dementsprechend nicht hatte. Ich habe mich nicht auf Ida oder Rufus konzentriert, auch wenn sie die farbigen Charaktere sind, deren Schaffen und Leiden im Mittelpunkt stehen. Ich habe auch alle anderen – Vivaldo, Eric, Cass, Richard – eine bedeutende Rolle beigemessen, erleben wir die Geschichte doch abwechselnd aus jeder ihrer Sichten. Auch wenn es in diesem Roman ganz eindeutig und vorwiegend um Rassismus und die Art geht, wie er dem einzelnen, aber auch der Gesellschaft zusetzt und ihn oder sie zerstört, habe ich auch die kleinen, alltäglichen und in jeder Beziehung auftretenden Probleme voller Spannung betrachtet.
„Irgendwann“, sagte er und blickte dabei aus dem Fenster, „würde ich ihr gern zeigen, dass die Welt nicht so schwarz ist, wie sie glaubt.“
„Oder“, sagte sie nach einer Weile trocken, „so weiß.“
Dieses Buch wird als Geschichte über die Kraft der Liebe beschrieben, wie ich online gesehen habe, was es meiner Meinung nach ganz gut trifft. Auf ganz verschiedenen, teilweise heilsamen, teils aber auch destruktiven Ebenen wirkt diese Kraft. Dabei durchleben wir ganz unterschiedliche Beziehungen, manche gerade im Aufblühen, manche von Anfang an zu Scheitern verurteilt, manche mit jahrelangem Bestehen. Diese abwechslungreichen Schilderungen von Beziehungsproblemen und den teils aufgezeigten Ideen zur Lösung dieser, beschreibt eine weite Spannbreite menschlicher Interaktionen, was mich fasziniert hat. Auch erleben wir bewegende Freundschaften, den Übergang solcher zu sexuellen Begegnungen, aber auch eine entgegen gesetzte Entwicklung. Diese Geschichte scheint auf vielerlei Weisen mitten aus dem Leben – schockierend, ehrlich, teilweise skurril und irritierend. Es fällt schwer, einem der Charaktere sein Lob oder seinen Gefallen auszusprechen, da jeder für sich Fehler und Kanten aufweist, die sie jedoch umso interessanter und authentischer machen. Ebenso empfand ich das Ende, welches keinem Happy End, aber auch nicht dem Gegenteil gleich kommt. In gewisser Weise würde ich es nicht einmal als Ende bezeichnen, denn genau so, wie wir auch keinen klar definierten Anfang dieser Geschichte erhalten und uns in den Gedanken der Charaktere immer wieder zu früheren Momenten in ihren Leben zurückversetzen lassen, geht das Leben der Figuren scheinbar auch nach dem Ende dieses Buches weiter. Das gestaltet diesen Roman tiefgründig, authentisch, packend und besonders.
Fazit: Eine berührende Geschichte mit vielschichtigen, verschiedenen Charakteren, die in einer korrupten Welt, zu der sie ihren Teil unweigerlich beitragen, sich selbst und einander im Weg stehen, aber auch miteinander Wege finden (müssen), um in ihr zu bestehen.