Hallo, ihr Buchverrückten,
letzte Woche habt ihr, wie ich ja bereits ankündigte, nichts von mir gehört – zumindest habt ihr keinen Wochenrückblick erhalten. Das möchte ich jetzt nachholen und beginne somit diesen Post zu schreiben, noch während ich in London im Finsbury Circus Gardens sitze. In spätestens einer Stunde geht es für mich zum Flughafen, aber noch genieße ich den geschäftigen Frieden dieser Stadt. Bereits an meinem ersten Ferientag habe ich mich ein wenig nach dem veganen Angebot in der angeblich besten Stadt weltweit für Veganer erkundigt und auch schon ein paar Favoriten gefunden, die ich euch weiter unten aufführen werde. Heute sah es ähnlich aus: viel Laufen mit dem Koffer und hin und wieder Stoppen, um mich zu stärken.
Auch die vergangenen Tage weisen eine gute Mischung aus Aktivität und Essen auf, wobei sowohl das Stand-Up-Paddling, das Auskundschaften und Entdecken der Region in und um Saltash an der Grenze zu Cornwall, als auch das allabendliche Kochen unheimlich viel Spaß gemacht haben. Die Zeit mit meiner besten Freundin, welche ich im letzten Winter in Edinburgh kennenlernen durfte, war einfach unbeschreiblich schön, obwohl erst sie und dann ich etwas kürzertreten musste – vermutlich habe ich mich zuletzt bei ihr angesteckt, was die Rückreise ein wenig anstrengender macht. Das ist ziemlich sicher aber auch der Melancholie zu verdanken, die mich nun wieder nach Hause begleitet, immerhin werde ich Lucy jetzt erneut einige Monate nicht live sehen, noch umarmen können. Zumindest weiß ich, dass wir das Beste aus unserer gemeinsamen Zeit rausgeholt haben.
Nichtsdestotrotz kann ich auch berichten, an meiner Hausarbeit, bzw. sogar an zweien gearbeitet, sowie gelesen zu haben. Obwohl ich in den zehn Tagen nur am heutigen, letzten ein Hörbuch begonnen habe – nämlich Chris Colfers Ein Königreich in Gefahr, der vierte Band seiner Reihe über das Magische Land -, konnte ich immerhin ein gedrucktes, mitgenommenes Buch beenden. Nena Tremountanis Fly & Forget spielt sogar in London und hat mich nach Soho begleitet, wo ich sogar das ein oder andere Bild von ihm geschossen und Nena damit erfreut habe. Das Buch selbst hat mich gut unterhalten und lies sich flüssig lesen, jedoch hat es mich auch nicht aus den Socken gerissen. Meine Rezension dazu folgt voraussichtlich am 10.10.
Noch vor meinem Urlaub konnte ich Der Bruder des Wolfs, den zweiten Band von Robin Hobbs Weitseher-Reihe beenden, sodass ich zumindest dieses noch auf meinem Monatsstatistik rechnen kann. Außerdem kommen noch einige Seiten hinzu, die ich auf der Rückreise in Walter Tevis‘ Das Damengambit gelesen habe, welches ich nun endlich und voller Vorfreude beginnen kann.
Am ersten und am letzten Tag unserer gemeinsamen Zeit haben Lucy und ich die letzten beiden Folgen von The Queen’s Gambit geschaut, eine Serie, die wir zusammen seit Anfang des Jahres Folge für Folge und verbunden mit WhatsApp-Videoanruf-Diskussionen angesehen haben. Dabei war die Mini-Serie, basierend auf dem Roman von Walter Tevis, allemal binge-wert. Jede einzelne Folge konnte uns vollkommen von sich überzeugen und die Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy ist einfach fantastisch. Von ihr können wir sicher auch noch in Zukunft einiges erwarten.
Musikalisch bewegt wurde ich in der Zeit mit Lucy vor allem durch jene Lieder, die wir bereits letzten Dezember zusammen angehört haben – von unserer ganz persönlich zusammengestellten Playlist. Zudem ist in den letzten 10 Tagen nicht nur ein neues Album meiner liebsten Künstler erschienen. Sowohl Ben Platt, als auch OneRepublic haben neue Musik veröffentlicht. Platts Album Reverie hörte ich auf der Autofahrt nach Saltash gemeinsam mit Lucy, da wir beide sehr viel für die grandiose Stimme und die berührenden Texte des Künstlers übrig haben. Vor allem happy to be sad und I wanna love you but I don’t haben es unmittelbar in mein Herz geschafft, doch auch die anderen Lieder werden sich mit jedem weiteren Anhören einen Platz darin sicher können – anders geht es gar nicht bei Ben Platts rührenden Worten und seiner wohligen und zugleich außergewöhnlichen Stimme.
Ähnliches kann ich über OneRepublic und Ryan Tedder sagen. Obwohl mich beim ersten Hören nur wenige Lieder direkt angesprochen haben, wenn ich sie nicht bereits kannte, wurden doch viele der Lieder auf Human bereits in den letzten 1,5 Jahren veröffentlicht, sind mittlerweile alle von ihnen zu Favoriten geworden. Vor allem Someday ist unmittelbar auf meine Top Ten-Liste aller Lieder der Band gerutscht, was wirklich viel aussagt, wenn man bedenkt, wie lange ich die Band bereits liebe und wie in- und auswendig ich ihre Musik kenne. Dass diese beiden Alben, Reverie von Ben Platt, sowie Human von OneRepublic so zeitnah erschienen sind, kommt beinahe einer Qual gleich, kann ich mich doch kaum entscheiden, welches von ihnen ich lieber hören mag. Zum Glück ist die Stimmung beider recht unterschiedlich und hilft mir deswegen durchaus, mich zu entscheiden.
Weitere Unterhaltung durch Medien gab es tatsächlich nicht. Obwohl wir es uns immer mal wieder vorgenommen haben, sahen wir keinen Film oder gar ein Musical an, sondern haben lieber gequatscht oder Karten gespielt.
Wobei diese Aussage auch nicht ganz stimmt, denn am ersten Tag meines Urlaubs, als wir in London waren, haben wir uns tatsächlich ein Musical am West End angeschaut und endlich wieder dieses berauschende Gefühl verspürt, live von fantastischen Stimmen unterhalten zu werden. Von Be More Chill hatte ich bereits einige Male gehört, richtig auf dem Schirm hatte ich es leider jedoch nicht, was sich jetzt definitiv geändert hat. Der überschaubare Cast und schlussendlich jedes einzelne Lied hat mich von sich überzeugen und uns wunderbar unterhalten können. Das Musical könnte man mit Dear Evan Hansen vergleichen, denn es ist ebenso rührend und spielt in einem ähnlichen Setting, verknüpft diese Coming-of-Age-Story jedoch mit Science-Fiction-Elementen, die sich im Bühnenbild widergespiegelt haben. Wenn ihr die Chance habt, euch dieses Musical eines Tages anzuschauen, würde ich euch definitiv nicht davon abhalten, wobei es uns vermutlich auch gepusht hat, einfach mal wieder eine solche Erfahrung zu machen, im Theater zu sitzen und von Gänsehaut und Lachen geschüttelt zu werden.
Einen Tag erkundeten wir auch das Antony House, ein Anwesen, welches in der Verfilmung von Alice im Wunderland zu sehen war, und dessen Umgebung und waren anschließend in Plymouth, wo wir ein fantastisches Risotto und eine Pizza mit veganem Käse hatten – die Bar Rakuda bot insgesamt ein wundervolles Ambiente direkt am Meer und sogar mit Live-Musik am Abend, obwohl es nur Dienstag war.
Unter meine Favoriten der entdeckten Restaurants bzw. Bars oder Bäckereien würde sie dennoch nicht auftauchen, denn da hat London allemal die Führung übernommen. Im Folgenden liste ich euch meine besuchten und getesteten Anbieter von veganen Speisen auf und bewerte sie nach meiner persönlichen Erfahrung.
The Mildred’s Soho – 10/10
Grandioses Gesamtpaket und ein großes Must-Go für euren eigenen Besuch in London. Wir hatten Coconut Toast und ein Curry, um sowohl unsere süßen als auch herzhaften Gelüste zu stillen, und dazu einen Spiced Mango Lassi und eine heiße Schokolade. Die Bedienung und das Ambiente sind fantastisch und ich würde jede Woche dort essen, wohnte ich ihn London.
Drury 188-189 – 7/10
Dieses kleine, aber gemütlich und intellektuell anmutende Café habe ich bereits im September 2019 entdeckt, leider waren wir aber noch zu voll und zu verplant, um uns bereits damals etwas mitzunehmen. Nun musste es getestet werden und konnte uns mit einem Erdnussbutter-Blondie und einem Schoko-Haferkeks beglücken.
The Crust Bros – 8/10
Nach dem Musicalbesuch haben wir uns noch etwas die Beine vertreten und ziemlich schnell Hunger bekommen. Diese Pizzeria war schlussendlich unsere Rettung, denn obwohl London recht veganfreundlich anmutet, haben vor allem die ersten Suchergebnisse nicht wirklich überzeugende Auswahl. Da man sich im Standort neben der Waterloo Station jedoch seine Pizza selbst zusammenstellen kann und wir von einer beide super satt wurden, hat uns nicht nur das Angebot, sondern auch das Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen können! Auch hier war die Bedienung ausgesprochen freundlich und zuvorkommend und das Ambiente wundervoll.
The Canvas – 6/10
Obwohl komplett vegan und meine Erlösung nach mehr als 1,5h auf den Füßen mit Koffer, konnte mich dieses kleine Café nicht vollends von sich überzeugen. Vielleicht habe ich aus dem vielversprechenden und abwechslungsreichen Angebot nicht das Richtige für mich gewählt, doch auch die Bedienung schien nicht ganz auf der Höhe zu sein. Zwar wurde das Geschäft gut besucht und das Essen kam schnell und sah fantastisch aus, doch meinen herzhaften Pancakes mit ‚Bacon‘ und Paprikasauce hat es ein wenig an Geschmack gefehlt. Möglicherweise hätte mich das Full British Breakfast oder auch das Angebot an Kuchen mehr von sich überzeugen können.
Roxy Rara Cakes – 8/10
Nach Kuchen hielt ich dann lieber auf dem Old Spitalfields Market, der mit einer Vielzahl an Shops verführen kann. Ich suchte jedoch gezielt nach diesem Shop, den ich bei Google Maps mit einer hervorragenden Bewertung von 5 Sternen gefunden habe. Leider – vielleicht aber auch glücklicherweise bei meinen Schwierigkeiten, mich zu entscheiden – waren nicht alle Cupcakes vegan. Ich entschied mich für vier kleine für 6 Pounds: Cookie Dough, Double Chocolate, Oreo und Lotus Biscoff und habe einen kleinen Zuckerschock erlitten, ihn aber allemal genießen können. Diese Sünde war es definitiv wert.
The Polka Dot Cake – 10/10
Diesen Shop habe ich rein zufällig entdeckt, doch ich hätte durchaus alle angebotenen Speisen mitnehmen können. Die Brownies und die gefüllten Cookies sahen einfach göttlich aus und sollen sich laut Aussage der liebenswürdigen Verkäuferin, mit der ich mich kurz unterhalten habe, sogar einfrieren lassen. Deswegen – wobei der Entschluss eigentlich auch schon zuvor stand – nahm ich einen Peanut Butter-Jam-Cookie, einen Cookie Dough-Brownie und einen weiteren mit Peanut Butter mit. Meine Vorlieben sind damit sicherlich geklärt. Alle drei habe ich bereits gekostet – wenn ich die Brownies auch tatsächlich zuhause einzufrieren gedenke, damit sie sich länger halten – und abgöttisch geliebt. Was für ein Geschmack – zugleich so weich und für diesen Preis von so großer Menge!
Selbstverständlich haben wir auch selbst fantastische Genüsse hervorgerufen, indem wir zum Großteil improvisiert und zudem für Skeptiker der veganen Küche gekocht haben. Jedoch ist alles wunderbar angekommen und das ein oder andere wird sicherlich nächste Woche noch mit aufgegriffen werden. Abschließend möchte ich nur noch drei zuletzt getestete Produkte mit euch teilen, damit ich diese nicht vergesse. Interessanterweise habe ich sie alle mit einem Mal getestet, um sie aufzubrauchen, bevor ich mich auf die Reise begeben habe. Die Pfanne aus Gnocchis, Zucchini, einer Tomatensauce aus Tomatenmark und etwas Sahne, sowie den Fleischbällchen und dem Feta als Topping hat meiner Mitbewohnerin und mir definitiv den letzten gemeinsamen Abend versüßt.
Liebgewonnene Produkte im Preis-Leistungs-Verhältnis:
Vegane Bällchen von Vivera (Edeka) – PL: 7/10
Veganer Genießer Block von Vemondo (Lidl) – PL: 8/10
Gnocchi mit Tomate von Bürger (Edeka) – PL: 9/10
Nun bleibt mir nur zu hoffen, dass ich nach der Heimkehr in kein allzu großes Motivations- und Melancholieloch falle und mich schnell wieder an meine Hausarbeiten setzen kann – eine soll bereits am 3.September eingereicht werden, für die zweite habe ich immerhin noch bis zum 17. Danach steht nur noch eine weitere an, sodass ich dann möglicherweise wieder mehr dazu komme, Serien zu schauen, zu lesen oder gar zu schreiben. Leider oder vielleicht auch glücklicherweise geht kurz darauf mein offiziell letztes Semester wieder los, sodass ich gar nicht erst aus dem Trott heraus komme. Aber bis dahin sind es noch einige Wochen und ihr werdet noch einiges in diesem Format von mir zu lesen bekommen – keine Sorge 🙂
Liebe Grüße, eure Sophia