Er heißt Tschäilan. Kann aber kein Wort Türkisch. Monnemer Dialekt und Cordhosen. Das alles ist doch irgendwie eine Bankrotterklärung. »Nenn dich lieber Billy«, raten die Geschwister. Doch Bülent Ceylan entdeckt als Kind ein Talent. Er kann Stimmen parodieren und damit Leute zum Lachen bringen. Die Wirkung ist verblüffend: Witze lenken von den Geldsorgen seines Vaters ab, Witze zaubern seinen Mitschülern ebenso wie seiner bedrückten Mutter ein Lächeln ins Gesicht. Mittlerweile füllt Bülent Ceylan damit ganze Arenen mit Tausenden Zuschauern.
Zum ersten Mal erzählt der Comedian von seinem Aufwachsen in Mannheim, spricht über die Bedeutung von Vielfalt und Identität, Heimat und den Wert der Familie – entwaffnend ehrlich, mit Herz, Humor und Tiefgang.
Was ich zu sagen habe…
Mit Bülent Ceylan bin ich praktisch groß geworden, denn meine Eltern erlebten ihn noch vor seinem Durchbruch live in Leipzig und seine Shows liefen von da an regelmäßig bei uns im TV. Leider ist es irgendwann auch um ihn eher ruhiger geworden, bis er dann unverhofft als singender Engel wieder bei The Masked Singer aufgetaucht ist. Da von seinem privaten Leben nicht viel durchgedrungen ist, seit ich seine Karriere im Blickwinkel verfolge, hat mich diese Autobiographie sehr angesprochen. Aus seinen Performances sind einige Anekdoten über seine Kindheit und seine Eltern bekannt, doch hier durften wir noch viel tiefer in die Verhältnisse blicken, die ihn geprägt und zu einem der bekanntesten, deutschsprachigen Comedians gemacht haben.
Über seine schulischen Erfolge und sozialen Schwierigkeiten in diesem Alter über seine Jobfindungsphase bis auf die ganz große Bühne dürfen wir Bülent begleiten und erfahren, was ihn dorthin gebracht hat, wo er nun ist. Er vermittelt mit seinen Worten und seiner eigenen Stimme den Eindruck eines rundum zufriedenen Mannes, auch wenn ihm sicher nicht alle Probleme erspart bleiben und er sich den Weg dorthin als „der Türk“ sicherlich oftmals erkämpfen musste. Das Nischenbewusstsein, welches sich in der Comedy-Szene immer wieder präsentiert, hat mich schockiert, aber erstaunlicherweise nicht überrascht, umso beeindruckender ist Bülent, der nicht aufgegeben hat. Hier erzählt er offen von seiner Laufbahn, aber auch ganz privaten Momenten, die sein Umgang mit seinem Erfolg und anderen, damit verbundenen Menschen geprägt haben. Außerdem antwortet er ehrlich, aber nicht ohne etwas Humor auf manchmal dämliche aber doch oft gestellte Fragen.
Fazit: Hier liest der Comedian selber aus seinem Leben, erzählt von seiner Laufbahn und den Menschen, denen er den Erfolg ebenso verdankt wie seinem Durchhaltevermögen und seinem Mut. Bisher war wenig zu Bülents privatem Leben bekannt und er weiß weiterhin Grenzen zu ziehen, erlaubt uns jedoch einen wundervollen Einblick in das Leben hinter seinen Figuren und imitierten Stimmen.
Eigentlich klingt es ganz leicht: Frau ist begabt und klug, also kann sie es schaffen, ganz nach oben zu kommen. Aber oft genug ist der eine Platz schon besetzt, es scheint nämlich ein höchst dämliches Gesetz zu geben, das lautet: Eine Frau reicht, mehr brauchen wir nicht. Carolin Kebekus – Komikerin, Sängerin, Schauspielerin und Feministin – legt pointiert, unmissverständlich und komisch dar, dass die Zeit überreif ist, alte (Männer-)Gesetze auf den Müll zu werfen. Ein Hörbuch von höchster Wichtigkeit, das aufklärt und gleichzeitig unterhält.
Was ich zu sagen habe…
Im Gegensatz zu Bülent Ceylans Buch handelt es sich hier nicht um eine Autobiografie, auch wenn durchaus private Erfahrungen und Entscheidungen der Autorin zur „Handlung“ beitragen. Viel mehr jedoch kehrt die Comedienne den Dreck unserer Gesellschaft hervor und ergründet ziemlich allumfassend und zugleich faszinierend, worin unser Gedankengut bezüglich der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau basiert und warum es uns als Frauen teilweise so schwer fällt, solidarisch zu denken. Mit der Lüftung der internen „Es kann nur eine geben“-Regel ist sie dem Unwesen der Männer auf die Schliche gekommen und klärt vielseitig darüber auf, wo dieses traditionelle Denken in unserem Alltag überall zu finden und zu überdenken ist. Dabei greift sie oft auf eigene Erlebnisse zurück, tritt jedoch ungekannt häufig und dafür umso überzeugender zurück, wenn sie sich nicht in der Position fühlt, aussagekräftig oder authentisch zu berichten. So kommen nicht nur ihre eigenen Erfahrungen zum Sprechen und Tragen, sondern auch die von Frauen, die sich bereits in die traditionelle Rolle der Mutter gepresst gefunden haben. Auch gesteht die Autorin vielfach frühere Fehltritte in ihrer Karriere und ihren privaten Äußerungen ein, was mich nur noch mehr von ihrer Authentizität und ihrem Willen überzeugt hat, wirklich etwas verändern zu wollen. Es geht nicht darum keine Fehler zu machen, sondern aus diesen zu lernen und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Und genau so müssen wir auch unsere Gesellschaft beäugen, wie Carolin Kebekus mehrfach zeigt: nur weil etwas der Status Quo ist, ist es nicht unabdingbar und unverrückbar. Mit Humor, aber auch Aufklärung im Sinn nimmt sie uns mit durch verschiedenste Bereiche, in denen sie Ungleichheit und mangelnde Repräsentation bemerkt hat und nun hinterfragt, anprangert, aber auch mit neuen Ideen und Perspektiven verseht.
Fazit: Humorvoll wie erwartet und zugleich aufklärend untersucht, hinterfragt und durchschaut Carolin Kebekus unsere Gesellschaft, unser Mangel an Solidarität untereinander und unser Zögern, wenn es darum geht, für uns selbst und unsere Ziele einzutreten. Von der Bibel bis zu den modernen Medien – Carolin zeigt, worin unsere Zweifel als Frauen auf der Suche nach Selbstbestimmung und ~verwirklichung ankern – und liefert gewieft Schlüssel, um diesem Gefängnis zu entkommen.