Es ist nie zu spät, um sich auf das größte Abenteuer des Lebens zu begeben
Albert Entwistle vermeidet so viel Kontakt wie möglich mit den Bewohnern der Kleinstadt Toddington, was als Postbote des Orts umsichtige Planung erfordert. Doch als er pensioniert wird und auch noch seine Katze stirbt, nimmt er seinen Mut zusammen und beschließt den Menschen nicht länger aus dem Weg gehen. Stück für Stück schließt er unerwartete Freundschaften und begibt sich mit deren Hilfe auf die mühsame Suche nach seiner Jugendliebe George. Ein zartes und einfühlsames Buch über den Mut, sich der Welt zu öffnen.Taschenbuch im Ullstein Verlag
Was ich zu sagen habe…
Netgalley hat mir ein weiteres, rührendes und durchaus ebenfalls gesellschaftskritisches Buch zur Verfügung gestellt, welches Diversität feiert. Bisher hatte ich noch nichts von Matt Cain gehört, noch gelesen. Hingegen hat mich der Titel sogleich angesprochen. Das Cover war für meinen Geschmack etwas zu kitschig, jedoch auch ansprechend genug. Zu guter Letzt habe ich die Geschichte dahinter von der ersten bis zur letzten Seite genossen und nur so verschlungen.
Albert auf seiner Suche nach seiner verlorenen Jugendliebe zu begleiten hielt erwartungsgemäß mehr für uns bereit als einfach nur das. Er sucht nach jemand anderem, aber vor allem nach dem Mut, sich mit seiner Vergangenheit zu befassen. Eine weitere bedeutende Aufgabe besteht jedoch auch darin, sich mit dem zu beschäftigen, was in diesem Moment um ihn geschieht. Albert lernt sich Stück für Stück seinen Kollegen und baldigen Freunden zu öffnen. Diese Reise hat mich unheimlich erfreut, sehr viel Spaß gemacht und mir mit jeder weiteren Stunde die Tage versüßt.
Unser Protagonist befindet sich in einer ganz anderen Position als ich, doch mich mit ihm zu identifizieren fiel leicht. Er steht kurz vor der Rente, hat seine Stadt selten verlassen, hält sich von anderen Menschen fern und liebt Katzen. All das ist fern von meinen eigenen Erfahrungen und doch habe ich ihn schnell ins Herz geschlossen. Dank der Worte des Autors und der Art, wie er uns Albert vorgestellt hat, konnte ich seine Gedanken, Gefühle, Ängste und Hoffnungen wundervoll nachvollziehen und mich ebenso schmerzlich mit ihnen auseinander setzen wie Albert.
Nicht nur Albert erhält hier Aufmerksamkeit, um vor unseren Augen zu wachsen. Auch Nicole, eine alleinerziehende Mutter, wird sich ihren Ängsten stellen. In ihrer Geschichte – nur am Rande erzählt, aber wundervoll in Alberts hineinspielend – spiegeln sich Alberts Erfahrungen wider. Nur ist sie jung und hat noch den Großteil ihres Lebens vor sich. Wird sie die richtigen Entscheidungen treffen oder vielleicht später auch vieles bereuen wie Albert?
Fazit
Eine authentische und realitätsnahe Geschichte über ein Leben voller Geheimnisse und die Freiheit, die man sich mit der Offenbarung solcher verschaffen kann. Alberts Geschichte und seine Entwicklung rührt von der ersten bis zur letzten Seite und wird einzig kurz vorm Ende ein wenig schnulzig, bleibt jedoch äußerst rührend.
Der Autor:
Matt Cain wurde in Bury geboren und wuchs in Bolton auf. Er verbrachte zehn Jahre damit, Kunst- und Unterhaltungsprogramme für ITV zu machen, bevor er 2010 vor die Kamera trat und der erste Kulturredakteur von Channel 4 News überhaupt wurde. Sein erster Roman, »Shot Through the Heart«, wurde 2014 veröffentlicht und sein zweiter, »Nothing But Trouble«, folgte 2015. Q