[Rezension] Der Hexenzirkel Ihrer Majestät 1: Das begabte Kind von Juno Dawson *Rezensionsexemplar*

Nach einem Bürgerkrieg unter den Hexen versuchen die Freundinnen Niamh, Leonie, Helena und Elle, in ihr »normales« Leben zurückzukehren. Doch Niamh trauert um ihre große Liebe und hadert mit ihren Gefühlen für den Gemüselieferanten Luke; Leonie kämpft für ihren eigenen Zirkel aus Hexen of Color; Helena muss als Hohepriesterin des Hexenzirkels ihrer Majestät die magische Behörde am Laufen halten; und Elle ist mit einem Nicht-Magier verheiratet, der nichts von ihren Kräften ahnt – bis ihre Tochter sich als Hexe entpuppt.

Als die Orakel das Ende aller Hexen vorhersagen, gerät ein magisch begabtes Kind in den Fokus der vier Freundinnen. Jetzt müssen die Hexen Entscheidungen treffen, die ihre Freundschaft für immer verändern werden …

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Eine magische Welt – genau wie unsere

Als mir dieses Buch von der Pressevertretung des Knaur Verlags vorgeschlagen wurde, konnte ich keinen Moment widerstehen. Bereits das Cover hatte es mir angetan, wobei der Klappentext und das Versprechen queerer Charaktere mein Interesse noch gesteigert haben. Einmal mehr wurde meine Vorfreude geschürt, als ich dieses wunderschöne Buch endlich in den Händen hielt. Auf dessen Rücken entdeckte ich voller Begeisterung eine Trans-Flagge. Meine Erwartungen und Hoffnungen waren dementsprechend hoch, ich dieser Geschichte aber zugleich von Anfang an zugeneigt. Dennoch brauchte ich sicherlich etwa 100 Seiten, um in die Geschichte hinein zu finden. Anfangs nehmen wir vor allem Naimh und Helenas Sicht wahr und lernen die Handlungswelt aus ihrer Perspektive kennen. Bald kommen auch Leonie und Elle hinzu und ergänzen dieses vielfältige und packende Bild einer Hexengesellschaft mit zugleich unerschrockener Schwesternschaften, aber auch interner Konflikte.

 

[…] Potenzial ist billig. Ein Stock kann ein Spaten oder ein Speer sein, verstehst du? […]“
„Ein Anfang“, sagte sie, „kündigt oft auch ein Ende an. So ist das mit der Morgendämmerung … Du musst erst die Nacht durchstehen.“
– Seite 170

 

ir schließen wohl alle vier Hexen schnell ins Herz, obwohl ihre Ansichten sich schon bald zu unterscheiden beginnen. So hinterfragen wir unsere Meinung zu ihnen über das gesamte Buch hinweg. Zugleich können wir dank Juno Dawsons Schreibstil aber trotz allem ihre teils sehr verschiedenen Motivationen verstehen. Zum Konflikt ihrer langjährigen Freundschaft, die wir in kleinen und großen Momenten bewundern dürfen, führt ein unerwartet mächtiges und somit potentiell gefährliches Kind. Theo ist als heranwachsende Person noch allen möglichen Hormonen und Gefühlen ausgesetzt, die es schwierig machen, die eigenen Kräfte zu kontrollieren. Jedoch erhält Theo bald nicht nur von Naimh Unterstützung – und lernt sich selbst besser zu verstehen und mit den Erwartungen und Ansichten anderer Hexen umzugehen. Besonders wenn es um die Wahrnehmen und den Umgang mit Theo geht, wird Juno Dawson auf erzählerische Weise nicht nur emotional, sondern auch sozialkritisch. Ich habe es geliebt, sehr aktuelle und zeitlos wichtige Themen in diesem fantastischen Setting und Konflikt wiederzufinden.

 

„Gut. Bist du … eine gute Hexe?“
Uff, das tat weh. Sie hätte schwören können, dass ihr Gehirn sich verdrehte, wie ein ausgewrungener Schwamm. „Nein“, sagte sie und unterdrückte ein Schluchzen. „Es gibt keine guten oder schlechten Hexen. Es gibt nur Hexen, und die Entscheidungen, die sie treffen.“
– Seite 442

 

Als Auftakt einer Trilogie spielt dieser Band bereits ungemein mit unseren Gefühlen. Ich habe besonders Niamh, Holly, Theo und Leonie ins Herz geschlossen und kann es kaum erwarten, ihre Reise weiter zu verfolgen. In diesem ersten Buch dürfen sie sich bereits mit ihren Fähigkeiten, ihrer Stärke, aber auch mit ihrer Einfühlsamkeit und in ihrer Freundschaft beweisen. Uns erwarten packende Auseinandersetzungen, bei denen die Magie nicht ihre einzigen tragenden Fertigkeiten sind. Doch nicht nur die ganz offenen Konflikte, sondern auch die unterschwelligen, allgegenwärtigen Ungerechtigkeiten und Zwiespälte waren faszinierend und motivierend zu beobachten. Juno Lawson kreiert eine Gesellschaft, die trotz der Magie unserer eigenen nicht ungleich ist. Die Autorin schenkt uns wundervolle Dialoge, große und auch erst wachsende Gefühle sowie einen gelungenen Cliffhanger, der mich dem zweiten Band entgegen sehnen lässt.

 

Fazit

Ein meisterhafter Auftakt voller Magie und Gefühl, der mich nach den ersten hundert Seiten mitgerissen und auch jetzt noch nicht wieder losgelassen hat. Juno Dawson bereichert mein Lesejahr bereits jetzt mit einer fantastischen Welt, diversen, starken Charakteren und einem Gefühl überwältigender Solidarität und Freundschaft. Ein Herzensbuch, dessen Fortsetzungen ich herbeisehne, da ich ungemein Großes von ihnen erwarte.

 

 


Die Autorin:

Juno Dawson ist Journalistin und Schriftstellerin. Ihre Bücher wurden mehrfach international ausgezeichnet. Die britische Autorin ist selbst Teil der LGBTQ+-Community und engagiert sich mit ihrem Schreiben und darüber hinaus für gesellschaftliche Aufklärung. Ihre Romane sind von starken LGBTQ+-Figuren geprägt, und auch mit ihren Sachbüchern möchte sie queeren Jugendlichen Mut machen. 2018 ging ihr Traum in Erfüllung, einen Doctor Who-Roman mit der ersten weiblichen Besetzung des Doktors zu schreiben. Dawson lebt mit ihrem Ehemann in Brighton. Ihre erste Fantasy-Trilogie für Erwachsene rund um vier Hexenfreundinnen und ein begabtes Kind, das die Welt verändern wird, erscheint im Dezember 2022 bei Droemer Knaur. Der erste Band stieg kurz nach Erscheinen auf Platz 1 der Sunday-Times-Bestsellerliste ein. Q

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