Wenn die dunkelste Nacht über uns hereinbricht, hältst du mich? Viel zu früh hat Liora einen einschneidenden Verlust durchlebt, der ihr Leben auf den Kopf gestellt hat. Aber statt sich der Trauer hinzugeben, versucht sie, positiv zu bleiben und das Gute in ihrem Leben zu sehen. Und dazu gehört ihre Arbeit an einem der buntesten Orte, die man sich vorstellen kann: einem Blumenladen. Doch so fröhlich dieser auch ist, umso stiller und abweisender ist Lioras neuer Arbeitskollege und Nachbar. Kieran hat es nicht so mit Worten und arbeitet lieber still für sich. Das macht ihre Zusammenarbeit zu Beginn nicht gerade einfach, dennoch entwickelt sich bald eine zarte Freundschaft zwischen den beiden grundverschiedenen Menschen. Aber schon bald wirft Kierans Vergangenheit ihre Schatten auf sein neues Leben und Liora muss sich entscheiden, ob sie bereit dazu ist, mit ihm seine finstersten Nächte zu durchstehen, immer in der Gefahr, von diesen verschluckt zu werden …
Quelle, Hörprobe, Kaufen (Werbung)
Hype-„Kauf“
Bei diesem Buch muss ich wahrlich zugeben, dass ich nicht viele Vorkenntnisse mitgebracht habe. Da es der Debüt-Roman von Ali Kassemyar ist, kannte seinen Schreibstil noch niemand. Noch hatte er sich selbst bisher einen Namen gemacht. Dennoch bin ich immer wieder auf Instagram über dieses unglaublich schöne Cover gestolpert. Als ich es dann auf Netgalley als Hörbuch wiederentdeckte, fragte ich es geschwind an. In diesem Fall handelt es sich also wirklich um einen Coverkauf. Obwohl ich mich nicht als New Adult-Fan beschreiben würde, habe ich die Charakter- und Beziehungsentwicklung in diesem sehr genossen. Das Cover verspricht eher eine düstere Atmosphäre, doch Liora und Kieran konnten sie immer wieder mit rührenden Momenten durchbrechen.
Mobbing, Verlust und Neuanfang
Kieran und Liora haben kein Meet Cute, doch sie finden gemeinsamen Boden in ihrer Leidenschaft für ihren Beruf und ähnliche Erfahrungen in ihrem Leben. Beide haben bereits geliebte Menschen verloren und obwohl deren Abwesenheit nachhallt, hat mir diesbezüglich doch ein wenig Substanz gefehlt. Obwohl diese Verluste immer wieder erwähnt werden, habe ich sie doch nicht wirklich spüren können. Hier könnte der Autor noch etwas von der Regel „Show, don’t tell“ lernen. Andererseits habe ich die Gespräche zwischen Liora und Kieran sehr genossen, die uns und ihnen gegenseitig langsam ihre Empfindungen offenbart haben.
Auch die weiteren Figuren wie Jo und Avery, aber auch Tessa fand ich als Unterstützung ihrer Geschichte sehr gelungen, wenn auch nicht treibend. Etwas mehr eingeflochten hat Ali die Nachwirkungen von Lioras Mobbing in Schulzeiten. Dahingegen hat mich etwas verwirrt, die Charakterkarten zu den beiden Bänden zu sehen, auf denen Liora wirklich sehr dünn aussieht und ich mich durchaus über die Repräsentation von Body Image Problemen gefreut hatte. Nicht dass diese Probleme damit abhanden kommen, doch für mich ist die äußere Veränderung, die Liora den Bildern nach zu urteilen durchlebt hat, im Text nicht bewusst geworden. Allemal finde ich die ausführliche Thematisierung von Selbstzweifeln im Bezug auf den eigenen Körper hier sehr tiefgreifend und bewegend.
Handlung und Wendungen
Wie das Cover bereits verspricht, tragen die Charaktere einige Geheimnisse mit sich herum. Ein paar Stunden ließ die Handlung dadurch immer wieder Fragen aufkommen. Schlussendlich fielen die Puzzle-Teile jedoch zusammen und ließen die letzten Wendungen und Aktionen der Charaktere etwas sehr dramatisch erscheinen. Ich konnte durchaus die Gefühlsregungen und -entscheidungen der Charaktere nachvollziehen, doch ganz rund wirken sie zuletzt leider nicht. Nichtsdestotrotz entlässt und der Autor mit einem Cliffhanger, der mich inhaltlich enttäuscht, natürlich aber Spannung für den Folgeband aufbaut. Ich mochte die Botschaften dieser Geschichte, die dank Sebastian Fischer und Sabrina Scherer gefühlvoll in unsere Herzen getragen wurden.
Fazit
Diese Geschichte hatte nicht nur bedeutende Botschaften sondern auch viele schöne Momente, welche diese unterstrichen haben. Alles in allem konnte ich aber noch einiges an Potential sichten, welches ungenutzt bleibt. Das ist für einen Debütroman aber keine Schande, sondern eher ein gelungener Auftakt, der großartiges Kommendes verspricht.
Der Autor:
Ali Kassemyar, geboren 2001 in Dortmund, studiert Rechtswissenschaften und widmet sich neben dem Studium am liebsten dem Schreiben. Er liebt gute Musik, Bücher und Abende, an denen er Sport treiben kann, um den Kopf für neue Geschichten freizukriegen. Q
Die Sprechenden:
Mehr über Sabrina Scherer & von Sebastian Fischer