Auch dieses Musical basiert wie sein Vorgänger Die Päpstin im Musicalsommer Fulda auf einem literarischen Werk. Dieser Roman von Noah Gordon wurde bereits 2013 mit Tom Payne, Stellan Skarsgard und Ben Kingsley, auch mit deutschen Namen wie Elyas M’Barek, verfilmt und konnte mich damals im Kino begeistern. Daher war ich zugegebenermaßen skeptisch, ob man diese großartige, emotionale und packende Geschichte einfach auf eine Bühne verfrachten kann. Dabei sind die Namen auf der Besetzungsliste ebenso populär in Deutschland wie Skarsgard oder Kingsley auf die Welt übertragen: Friedrich Rau als Rob, Reinhard Brussmann als Ibn, Christian Schöne als Karim. Weiterhin freute ich mich nach dem Besuch der Päpstin – Vorstellung einige Wochen zuvor auch erneut sehr auf das Ensemble, das es in Fulda dieses Jahr wirklich drauf hat.
Unweigerlich habe ich dieses Musical, diese Aufführung, mit meiner zuletzt Besuchten von Der Päpstin verglichen, sodass ich mich auch in dieser kurzen, subjektiven Meinung darauf beziehen werde. Wie bereits erwartet hat mich das Ensemble erneut vollkommen von sich überzeugen können, auch wenn ich die Show dieses Mal aus der erste Reihe und somit bedeutend näher betrachtet habe. Die Tänze und Choreographien, sowie die Kostüme hatten dieses Mal viele Einwirkungen des Orients vorzuweisen, was passend war und mir sehr gut gefallen hat. Auch die Gesangseinlagen des Ensembles, ganz besonders von Sascha Laue und Chadi Yakoub als Händler, haben mich begeistert und zum Lachen gebracht. Dahingegen muss ich leider zugeben, dass mich die Lieder des Hauptdarstellers Friedrich Rau zwar ebenfalls stimmlich überzeugen konnten, bei mir aber nicht hängen geblieben sind. Wenn ich mich an Die Pästin erinnere, weiß ich noch ganz genau, dass ich noch Tage später einen Ohrwurm von „Im Namen des Herrn“ oder „Wehrlos“ hatte, doch jetzt bei Der Medicus blieb dieser Hype leider aus. Die Balladen von Rob klingen nach nur einmaligem Hören zu ähnlich, sodass mir kaum Worte in Erinnerung geblieben sind. Außerdem empfand ich die emotionalen Höhepunkte des Protagonisten als zu viele. „Mein Weg“, „Ich muss es tun“, „Wenn wir jetzt nicht weitergeh’n“, jedes Mal steht Rob vor einer Entscheidung, die sein Leben grundlegend verändern könnte, doch zugleich ist es damit nicht geschehen, denn der Kampf geht immer weiter und das drückt sich auch in der Musik aus. Die Balladen an sich sind ergreifend, doch im Gesamtpaket etwas zu aufdringlich.
Stattdessen kann ich mich noch äußerst gut daran erinnern, welche Bewegungen die Tänzer im Lied „Alles nur ein Spiel“ vollführt haben, welches meiner Meinung nach den Höhepunkt sowohl der Handlung, als auch des Stückes selber gebildet hat. Dieses Lied ist ein grandioses Beispiel für die gelungenen und handlungsstützenden Choreographien im Schlosstheater Fulda, welche die Zuschauer mittels ihrer Komplexität und Schönheit von den Hauptdarstellern abzulenken versuchen, obwohl man doch an ihren Lippen hängen will. Mal von dem Wie abgesehen, hat mir das Was jedoch sehr gut gefallen. Die Geschichte von Rob Cole hat mich begeistern und hin und wieder gar zu Tränen rühren können, obwohl sie mir bereits bekannt war. Zu verdanken war dies vermutlich vor allem den bewegenden Darstellungen des Mirdin und des Ibn Sina durch Kristian Lucas und Reinhard Brussman.
Fazit:
Der Medicus ist ein spektakuläres Musical, das mit seinen Requisiten, seinen Darstellern und dem Ensemble eine packende Atmosphäre schafft, in der die Zeit viel zu schnell vergeht.
Hallo Sophia,
ich liebe den Film und finde auch das Buch großartig. Ich glaube, ich hatte letztes Jahr schon gesehen, dass es ein Musical dazu gibt und wollte es unbedingt besuchen. Leider habe ich kein Auto und mit dem Zug hat es sich einfach nicht gelohnt.
Schade, dass die Balladen von Rob dich nicht richtig überzeugen konnten, aber wenn die Choreogrpahien so klasse waren, ist das ja auch schon viel wert.
Liebe Grüße
Julia
Liebe Julia,
ich kann es dir wirklich nur empfehlen, die Fahrt auf dich zu nehmen, auch wenn es mit dem Zug etwas länger dauern könnte.
Tatsächlich sind die Balladen von Rob an sich alle sehr schön, ähneln sich halt einfach zu sehr in meinem Kopf, sodass ich sie kaum zu unterscheiden weiß. Aber gut anzuhören sind sie dennoch 🙂
LG
Sophia
Mittlerweile bin ich umgezogen, daher ist Fulda jetzt sowieso zu weit weg. Aber vielleicht ergibt sich woanders noch eine Möglichkeit 🙂