»Ich will weg von hier. Ich will weg. Nur weg.«
Die Hölle – nichts anderes ist die Beziehung von Sloan zu dem Drogenboss Asa Jackson. Gäbe es nicht ihren kranken Bruder, den Asa finanziell unterstützt, wäre sie von heute auf morgen auf und davon. Für Asa hingegen ist Sloan das Beste, was ihm jemals passiert ist: Sloan ist seine einzige Liebe, eine wahre Obsession, und er ist davon überzeugt, dass es sich umgekehrt genauso verhält.
Doch dann taucht Carter auf – ein Undercover-Cop, der mithelfen soll, Asa auffliegen zu lassen. Carter verliebt sich Hals über Kopf in Sloan und sie sich in ihn – Hochverrat für den cholerischen Asa. Ein gefährliches Dreiecksspiel, bei dem es für Carter und Sloan um alles geht.
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Was ich zu sagen habe…
Das ich diese deutsche Erstausgabe eines Colleen Hoover-Buchs, welches ich dann auch noch vom Verlag zugesendet bekommen habe, so lange aufgeschoben habe, liegt einzig und allein daran, dass ich die Geschichte bereits zuvor gelesen hatte. Bereits während die Autorin das Buch Stück für Stück online veröffentlichte, habe ich es mit angehaltenem Atem verfolgt, was wohl der einzige Grund ist, weswegen ich ein Buch einer meiner liebsten Schriftstellerinnen so lange vernachlässigen würde. Ich wollte mir einfach etwas mehr Zeit lassen, sodass kleine Details vielleicht gar wieder in Vergessenheit geraten können und ich die Geschichte von Sloan, Asa und Luke noch einmal mit voller Intensität erleben kann. Tatsächlich habe ich nicht sonderlich viel vergessen gehabt, kamen die Erinnerungen doch Schlag auf Schlag während des Lesens zurück, doch an Intensität hat es dieser erneuten Erfahrung dennoch definitiv nicht gefehlt. Dieses Buch thematisiert erneut eher düsterere und bedrückendere Lebensumstände, sodass es sich mehr in Hoovers sehr ernsten Publikationen wie „Nur noch ein einziges Mal“ und weniger in jene leichteren wie „Weil ich Layken liebe“ eingliedert. Wer die Autorin kennt, weiß, dass sie eigentlich in jedem Buch eine tiefgründige Nachricht versteckt, Umstände anspricht, die unsere Protagonisten quälen und über die sie sich erheben müssen und zumeist auch können, jedoch bringt „Too Late“ diese Qualen noch einmal auf einer ganz neuen, eigenen Ebene zum Tragen.
Die Geschehnisse im Buch sind nicht nur brutal, sondern auch umfangreich geschildert, sodass ich dem Verlag vorhalten muss, keine Trigger-Warnung in den Klappentext oder zumindest an den Anfang des Buches gestellt zu haben. Sollte man dies aus Marketing-Gründen vermeiden wollen, hätte man zumindest die Anmerkung der Autorin, welche am Ende des Buches gedruckt wurde, voranstellen können. Ich wusste, in welche Richtung das Buch geht und war von daher bei diesem zweiten Lesen gefasster, als es schließlich zu Szenen kam, die mich beim ersten Lesen wirklich schockiert haben, doch vermutlich sind nicht alle Leser auf diese Detailreiche eingestellt, weswegen eine Warnung mehr als angemessen gewesen wäre. Das Buch thematisiert nicht nur Gewalt innerhalb von Beziehungen, sondern auch Vergewaltigung, Mord, Freiheitsberaubung und mentalen Missbrauch – alles extrem wichtige und überzeugend und eindringlich dargestellte Themen, welche jedoch den ein oder anderen Liebhaber der Autorin überfordern könnten, weswegen ich dies hier noch einmal betonen möchte.
Die Geschichte von Sloan wird jedem, der sie liest, unter die Haut gehen. Das liegt nicht allein an den ernsten und erschütternden Darstellungen, sondern besonders an der Fähigkeit der Autorin, mit den Ängsten und Hoffnungen nicht nur ihrer Charaktere, sondern auch ihrer Leser zu spielen. Wir lernen alle drei Perspektivträger – Sloan, Carter und Asa – über die Dauer der Erzählung besser kennen und Colleen Hoover lässt sie dank umfangreicher Hintergrundgeschichten, aussagekräftiger Dialoge und Gedankengänge vor unserem inneren Augen und in unseren Herzen so vielseitige Formen annehmen, dass wir mit ihnen leiden und ebenso hoffen. Sie schafft in diesem Buch einen grandiosen, dreidimensionalen Antagonisten, der beweist, wie fantastisch und gekonnt die Autorin Charaktere gestalten kann, die in uns gespaltene Gefühle hervorrufen. Auch wenn Asa Hass in Sloan und uns Lesern hervorruft, empfinden wir während des Lesens definitiv auch ganz andere Dinge, wenn es um ihn geht. Davon abgesehen gelingt es Hoover trotz des bedrückenden und einengenden Geschehens, unseren Bauch mit einem Kribbeln zu erfüllen, das von Zeit zu Zeit gar in leidenschaftliches Sehnen umschlagen kann. Sie bietet uns und Sloan kontrastierende Männerfiguren und erschafft damit ein meisterhaftes Wechselspiel der Gefühle, welches man so intensiv selten zuvor erlebt hat.
Wodurch sich dieses Buch des Weiteren als besonders auszeichnet, sind die nach dem berüchtigten „Ende“ folgenden Epi- und gar Prologe. Da die Autorin das Buch eher als Privatprojekt gestartet und lediglich als Ablenkung im Falle von Schreibblockaden bei anstehenden Projekten genutzt hat, war, so sagt sie selbst, die Begeisterung für diese Geschichte noch bedeutend größer. Als Colleen sie dann auch noch mit Fans geteilt hat, wollte sie gar nicht mehr aufhören zu schreiben, auch wenn die Handlung an sich abgeschlossen schien. Und genau so kann man das Buch auch behandeln, wenn man möchte: die nach dem Ende folgenden Epiloge, sowie der eine Prolog müssen nicht gelesen werden, denn an sich ist das Buch auch ohne diese abgeschlossen und auf seine Art sehr zufriedenstellend. Wer sich jedoch, ähnlich wie die Autorin, nicht so schnell von den Charakteren trennen will und gar noch ein wenig weiter leiden und schockiert werden möchte, kann auf eigene Gefahr weiterlesen und erneut in die Welt der Figuren eintauchen. Nach dem ersten Lesen habe ich diese Zusätze eher als unnötig empfunden, bei diesem Mal haben sie mir aber den Abschluss gegeben, den ich mir gewünscht habe, jedoch sollte sich auch hier die Leser bewusst sein, dass einige Schilderungen und Geschehnisse durchaus verstörend auf den einen oder anderen wirken können. Wenn man davon jedoch absieht und starke Nerven hat, dann können diese Zusätze wie das gesamte Buch ein unglaubliches, intensives, aber auch leidenschaftliches Leseerlebnis bieten.
Meine Bewertung:
Liebe Grüße, eure Sophia
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