Christian Brückner und Band zelebrieren den Klassiker
Wer kennt nicht den Wolfsjungen Mogli und seine Freunde, den klugen Panther Baghira und Balu, den schläfrigen Bären, oder die Pythonschlange Kaa und Moglis größten Feind, den Tiger Shir Khan? Spätestens seit Walt Disneys Zeichentrickfilm ist Kiplings Abenteuergeschichte eine der populärsten der Welt. Gerade diese Bekanntheit aber lenkt den Blick von dem literarischen Meisterwerk ab, das wie kein zweites die Exotik des Dschungels und die Faszination Indiens beschwört.
Für die Deutsche Oper Berlin konzipierten Sebastian Krol und Rüdiger Ruppert ein Erzählkonzert, zu dem Martin Auer die Musik komponierte. Christian Brückner rezitiert den Klassiker, während ein elfköpfiges Jazzorchester den Dschungel musikalisch lebendig werden lässt. Ein unvergessliches Hörerlebnis!
Was ich zu sagen habe…
Da ich mich bisher noch nicht damit rühmen kann, sonderlich viele Kinderbuch-Klassiker gelesen zu haben und nur durch sehr besondere Umstände überhaupt auf solche gestoßen werde, kam mir diese Konzertaufnahme sehr zugute. Ich habe sie auf Netgalley gefunden, angefragt und wenige Tage später auf einem Spaziergang durchgehört. Mein Weg führte mich durch den Wald und diese Lesung entführte mich in dessen wildesten und abenteuerlichten Ecken. Die Geschichte um Mogli und sein Rudel war mir natürlich bereits aus der Disney-Verfilmung bekannt, doch die Buchvorlage kannte ich bisher nur vom Hörensagen. Gelesen von Christian Brückner und begleitet von dem wilden Jazzorchester habe ich diese Geschichte jedoch sehr genießen können. Sie hat mich sogar wünschen lassen, dass es in meiner Familie kleine Kinder gäbe, denen ich es schenken könnte. Als erwachsene Frau habe ich das Wechselspiel zwischen kurzen gelesenen Passagen und musikalischen Einlagen sehr genossen, als Kind hätte ich es jedoch sicherlich geliebt. Die Spannung und das Setting werden wundervoll durch die verschiedenen Rhythmen und Melodien aufgebaut und die ZuhörerInnen werden auf verschiedene Weisen angesprochen und unterhalten. Mit einer Länge von nur etwas mehr als einer Stunde ist dieses Hörspiel viel zu schnell wieder vorbei, doch sein Effekt ist dennoch berauschend.
Fazit: Eine kurze, musikalisch unterlegte Lesung, die zwischen Textpassagen und die Spannung, sowie das Setting aufbauenden Melodien wechselt und den ZuhörerInnen damit ein einmaliges, packendes Erlebnis schenkt.
Los Angeles, Hollywood 1969
RICK DALTON – Einst der Star seiner eigenen Fernsehserie, ist er heute ein abgewrackter Schurke, der seine Sorgen in Whiskey Sours ertränkt. Wird ein Anruf aus Rom sein Schicksal retten oder es besiegeln?
CLIFF BOOTH – Ricks Stuntdouble und der berüchtigtste Mann an jedem Filmset, weil er der Einzige ist, der mit einem Mord davongekommen sein könnte…
SHARON TATE – Sie verließ Texas, um dem Traum von Hollywood nachzujagen – mit Erfolg. Sie lebt jetzt unbeschwert hoch in den Hollywood Hills.
CHARLES MANSON – Ein Haufen Hippies hält den Ex-Knacki für ihren spirituellen Führer, aber er würde alles dafür geben, ein Rock ’n‘ Roll-Star zu sein.
HOLLYWOOD 1969 – DU HÄTTEST DABEI SEIN SOLLEN
Was ich zu sagen habe…
Nachdem der grundlegende Film nicht nur ein grandiosen Cast, sondern auch fantastische Reviews und einige Auszeichnungen vorzuweisen hat, war ich gespannt darauf, was uns der Regisseur Quentin Tarantino in dieser Buchadaption vorsetzen würde. Ich habe den Blockbuster bisher noch immer nicht gesehen, was jedoch bald nachgeholt wird, da er nun auf verschiedenen Streaming-Platformen angeboten wird und mich das Buch durchaus von seiner Tiefe und Originalität überzeugen konnte. Denn was uns hier als Geschichte geliefert wird, beschränkt sich auf wenige Tage in der erzählten Zeit, lässt uns aber durch zahlreiche Rück-, aber auch Vorausblenden die Leben unserer Charaktere umfassend kennenlernen. Wie sich dieses Wechselspiel zwischen Gegenwart, Erinnerung und eingewobene Voraussichten in filmischer Form umsetzen lassen, darauf bin ich gespannt, jedoch ist es Tarantino sehr gut gelungen, mich an unsere Hauptfiguren zu binden, mir ihre dunkelsten und auch hoffnungsvollsten Seiten zu zeigen und mich für wenige, aber nicht wenig intensive Stunden in ihrem Leben gefangen zu nehmen. Er zeigt die Hoch und Tiefs in Hollywood, einer korrupten, aber auch faszinierenden Welt, die Möglichkeiten, aber auch Desaster bietet wie vermutlich keine andere Industrie, kein anderer Ort auf unserer Erde. Obwohl mir zwischenmenschliche Beziehungen bis auf die Freundschaft zwischen Rick und Cliff etwas fehlten, sind mir die einzelnen Charaktere hingegen extrem vertraut und durch ihre Ängste, Frustrationen und Träume sympathisch geworden. Umso versöhnlicher, wenn auch zugleich irritierender empfinde ich schließlich das recht offene Ende – zugleich bleibt uns vieles in ihrer Zukunft jedoch keineswegs verborgen, sondern wird bereits zuvor auf- und ausgeführt.
Fazit: Zwei Tage im Leben eines Hollywood-Stars, der seinen großen Triumph noch vor sich hat, der seine besten Tage bereits erlebte, der von seinem Stunt-Double extrem authentisch Morde geschildert bekommen kann, der neben der ein Jahr später ermordeten Sharon Tate lebt. Vieles geschieht in nur zwei Tagen, wird geschehen und ist geschehen Tarantino erzählt tiefgründig und packend.