[Rezension] Träume, die ich uns stehle von Lily Oliver

Lara kann nicht aufhören zu reden. Ein Zwang treibt die an Amnesie
leidende junge Frau dazu, ihre Erinnerungslücken mit Worten zu füllen.
Längst hört ihr keiner mehr zu, außer in den Therapiestunden, die sie
als Patientin der Psychiatrie bekommt. Bis sie Thomas findet. Lara weiß,
es ist falsch, ihre Verzweiflung über ihre Amnesie auf ihn abzuladen,
denn Thomas liegt im Koma. Dennoch schleicht sie sich immer wieder zu
ihm und bemerkt bald, dass er auf ihre Stimme reagiert. Lara beschließt,
Thomas eine Geschichte zu erzählen: eine Liebesgeschichte zwischen ihr
und ihm, die bald für beide realer wird als ihr Dasein im Krankenhaus.
Ein Traum von Liebe, an den sich beide klammern und der die Kraft hätte,
nicht nur Thomas aus der Dunkelheit zu holen, sondern auch Lara. Doch
beide ahnen nicht, was für eine erschütternde Wahrheit in den Tiefen von
Laras Geschichte auf sie wartet … Q (Werbung)
Lily Oliver, Droemer Knaur,400 Seiten, 87 Kapitel, Klappenbroschur
9,99€, ISBN: 978-3-426-51897-7, Kaufen, Leseprobe (Werbung)

Lily Oliver

Als Kind wollte Lily Oliver Tierärztin werden und wurde dafür von ihrer
Künstlerfamilie misstrauisch beäugt. Nach dem Studium stellte sie fest,
dass sie zwar die Medizin liebte, nicht aber den Alltag in der Praxis.
Also suchte sie etwas, bei dem sie ihre chronische Neugier und ihr
Bedürfnis, alles auszuprobieren, besser ausleben konnte. So kam sie zum
Schreiben, dem perfekten Beruf, weil er genauso gefühlvoll und
vielseitig ist wie sie. Ihr Studium verbucht sie als bereichernde
Erfahrung, und ihre Familie weiß nun endlich, woran sie ist. Q (Werbung)

Meine Meinung

Zuerst hielt ich die Story in diesem Buch für ziemlich durchschaubar, zumindest habe ich sie mir so vorgestellt und wurde bis nach der Hälfte der Seiten auch davon überzeugt. Dass mich das Buch dann am Ende doch noch einmal so überraschen und sogar schockieren konnte, hatte ich wirklich nicht erwartet. Dennoch konnte diese Wendung mich dann nicht mehr so sehr von dem Buch überzeugen, dass es mir sonderlich lange in Erinnerung bleiben wird, wenn es auch eine wirklich schöne, kurze und tiefsinnige Geschichte beinhaltet.

„Nicht schlimm. Ist ja nicht so, als hätte ich mich unsterblich in ihn verliebt oder so. Und die Chance, ihn gerade heute um diese Zeit hier zu treffen, ist so gering, warum hätte das klappen sollen?“
„Weil ich seit drei Tagen jeden Tag herkomme.“
– S.148

Das Buch zeichnet sich vor allem durch seine Protagonistin aus, die selber den Großteil ihrer Geschichte nicht kennt, denn sie hat die letzten zwei Jahre ihres Lebens vollkommen verloren. Weiterhin erleben wir Thomas‘ Wahrnehmungen, während er im Koma liegt. Gedankenfetzen, Komaträume, bruchstückhafte Schilderungen machen das Lesen dieses Buches zu etwas Besonderem. Ebenfalls haben mir die kurzen Kapitel sehr gefallen, die mehr oder weniger abwechselnd aus Laras und Thomas‘ Sicht erzählt werden.

„Ich folge dir.“
„Sogar in die Dunkelheit?“
„Oh ja. […] Und das, obwohl du nicht mal unsterblich in mich verliebt bist.“
– S.48

 

An einigen Stellen hatte ich bei diesem Buch sogar das Gefühl, in einen Krimi abzutauchen: Lara hatte einen Unfall, dessen Ursache nicht geklärt ist, eine unterschwellige Bedrohung liegt auf den zwei vergessenen Jahren, die dem Leser vermutlich mehr Kopfzerbrechen bereiten als der Protagonistin selber. Außerdem sind da noch weitere Variabeln, die man noch nicht ganz einzuschätzen weiß. Nicht zuletzt wirft die unerwartete Wendung kurz vor dem Ende die Leser ziemlich aus der Spur, auch wenn man bereits spüren konnte, dass noch etwas ansteht. Das Ende war dennoch sehr schön und berührend, hat mir sogar kurz Tränen aufsteigen lassen.

Fazit:

Eine kurzweilige und doch tiefsinnige Geschichte über zwei Menschen, die sich unbewusst durch einer schweren Phase ihres Lebens helfen – und es sich sogar gegenseitig retten.
Ein riesiges Dankeschön an den Droemer Knaur Verlag für dieses Rezensionsexemplar!
Liebe Grüße, eure Sophia!

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