[gelesen] Die Rosenkette/Der silberne Armreif von Theres Wohlfahrt

Dezember 1510, bei Meiningen

Der Mond schien mit silbernem Licht auf den Waldboden. Es war ein warmer Frühlingstag, aber nun hatte sich eine kühle Brise über die Stadt und den Wald gelegt. Eine Frau schleppte sich mühsam durch den Schnee. Die gerade 2-jährige Tochter an ihrer Hand quengelte lautstark. Die junge Frau hatte ihr zu Hause verlassen müssen, weil sich raffgierige Verwandte ihr Wittum angeeignet hatten, nachdem ihr Ehemann an einem Fieber gestorben war. Man sah, dass sie hochschwanger war und sie fühlte, dass sie schon kurz vor der Niederkunft stand. Nun konnte sie nicht weiter. Erschöpft ließ sie sich in den Schnee sinken.

Die Kleine sah ihre Mutter entsetzt an. Sie war noch sehr jung, aber schlau genug um zu wissen, dass dies den Tod bedeuten konnte. „Dein Geschwisterchen kommt“, stöhnte die Schwangere. Sie wusste, dass die Presswehen nicht mehr lange auf sich warten lassen würden. Auf einer Decke, die eine der wenigen Habseligkeiten war, die sie mitgenommen hatte, brachte sie unter großen Schmerzen einen gesunden Jungen zur Welt. Mit letzter Kraft band sie mit einem Stoffstreifen die Nabelschnur ab und durchtrennte sie mit einem scharfen Messer. Doch das Blut wollte nicht aufhören zu fließen. Die Frau ahnte, dass sie sterben würde. Sie wandte sich an ihre Tochter, die wimmernd neben ihr hockte.

„Cecilia, pass auf deinen Bruder auf!“, sagte sie mit letzter Kraft. Die Kleine hielt den Säugling auf dem Arm und hatte entsetzt dem Blutfluss zugesehen. Als die Augen ihrer Mutter brachen und sie sich nicht mehr rührte, rief sie leise: „Mutter? Mutter!“ Erst nach und nach erkannte das Mädchen, dass ihre Mutter für immer die Erde verlassen hatte.

– Theres Wohlfahrt in „Die Rosenkette“

 

Theres Wohlfahrt

wurde 1997 geboren und hat seitdem zwei Bände in einem Buch mit gerade einmal 14 Jahren veröffentlicht. Seitdem schreibt sie an den weiteren Bänden, hat ihr Abitur gemacht, mit Studieren begonnen und ist eine wundervolle Freundin…

 

 

Meine Meinung

 

Wie man vermutlich dem Autorentext entnehmen kann, kenne ich die Autorin dieses Buches persönlich und nur allzu gut, wie ich vermute, wenn auch noch nicht sonderlich lange. Seit einem guten, halben Jahr sind wir sehr gut befreundet und mittlerweile kann ich mir ein Leben ohne Theres an meiner Seite nicht mehr vorstellen. Daher ist es mir selbstverständlich nicht möglich, dieses Buch vollkommen objektiv zu betrachten, dennoch möchte ich es euch mit dieser kurzen Meinung vorstellen.

Theres hat dieses Buch in ihrer Jugend geschrieben, nicht dass diese bereits vorbei wäre, doch dadurch spürt man in ihrer Geschichte und in ihrem Schreibstil noch eine große Naivität, sowie eine noch fehlende Tiefe. In diesen 300 Seiten habe ich immer wieder Ansätze gefunden, die mein Herz durchaus berühren konnten, welche dann jedoch nicht weiter verfolgt wurden. Was die Handlung selber angeht, weist sie viele Stellen auf, in der sich einiges zu schnell auflöst, sodass die Spannung nicht durchgehend gehalten werden kann. Dennoch muss ich Theres zusprechen, dass sie eine ganze Menge Recherche in dieses Buch und viel Liebe in ihre Charaktere gesteckt hat, denn in die Zeit des Bauernkrieges passt beides meiner Meinung nach sehr gut. Man spürt Theres Unerfahrenheit noch in vielen Kapiteln, jedoch freue ich mich umso mehr auf ihre kommenden Werke, mit denen sie gewiss noch zahlreiche weitere Menschen berühren und begeistern können wird als mit ihrem ersten Buch.

 

Liebe Grüße, eure Sophia

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