[Rezension] Die andere Schwester: Wer zu lieben wagt von Kristin Hannah

Seit Jahren haben die Schwestern Claire und Meghann kaum Kontakt. Dann möchte Claire einen Mann heiraten, in den sie sich auf den ersten Blick verliebt hat. Davor will sie die ältere Meg unbedingt bewahren – ist sie doch selbst zu oft enttäuscht worden, als dass sie noch an Liebe glauben könnte. Ausgerechnet jetzt lernt Meg jemanden kennen, der es wert wäre, ihre Angst vor Nähe zu überwinden. Doch dann droht den Schwestern ein erneuter Verlust, und sie werden gezwungen, sich ihrer schwierigen Vergangenheit zu stellen.
Ein so kluger wie gefühlvoller Roman über zwei ungleiche Schwestern.

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Was ich zu sagen habe…

Kristin Hannah hat es bisher mit jedem ihrer Bücher geschafft, mich vollkommen aus meinem eigenen Leben zu katapultieren und mir doch so vieles dafür mit zu geben. Einerseits sind ihre Romane unheimlich authentisch und realitätsnah, mitten aus dem Leben gegriffen, andererseits nehmen sie und ihre Geschichten mich so gefangen, dass ich den Bezug zu meinem eigenen Leben von Zeit zu Zeit vergessen kann – eine wundervolle, wohltuende Kombination, die ich mit jedem ihrer Bücher mehr zu genießen lerne. Bereits Die Nachtigall, Liebe & Verderben und Das Mädchen mit dem Schmetterling haben mich emotional, aber auch lebensbejahend gestimmt und mir wiederholt vor Augen geführt, worauf es während unserer irdischen Existenz wirklich ankommt, ebenso vermochte mich Die andere Schwester mit humorvollen und auch tiefgründigen Dialogen zu unterhalten.

Die Autorin weiß genau und demonstriert es immer wieder, wie man dreidimensionale, alltägliche und zugleich ganz individuelle, starke Protagonistinnen schafft und ihnen im richtigen, realitätsnahen Umfang Herausforderungen stellt und sie somit ihren Ängsten ausliefert. Zudem gibt sie ihnen etwas, wofür es sich zum Kämpfen lohnt und präsentiert sie somit als knallhart, aber auch als empathisch und durchsetzungsfähig – so vielschichtig, wie ich es selten in Büchern erlebe. Diese Gründe zu kämpfen siedelt Hannah jedoch nicht nur in romantischen Verwicklungen, sondern in vielen Details, in den Beziehungen zu Familienmitgliedern und in Freundschaften, gar in der Liebe zu sich selbst und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Dennoch kommt die Romantik, wenn sie auch nur eine Begleiterscheinung ist und nicht in den Fokus rückt, nicht zu kurz.

Zur Selbsttäuschung hatte Meghann noch nie geneigt, und jetzt, da sie nackt in Joes Armen lag, gestand sie sich ein, dass sie etwas für Joe empfand. Mit Sicherheit keine Liebe, aber irgendetwas. Wenn er sie küsste, kam es ihr vor, als wäre sie nie zuvor geküsst worden.
Und das konnte nur eins bedeuten: den Beginn unausweichlichen Leids.
Der Anfang vom Ende.
– S. 331f.

 

Wie kaum eine andere Autorin vermag es Kristin Hannah ihre LeserInnen für eine recht simple, interessante Prämisse abzuholen und sie innerhalb weniger Seiten dank ihrer aussagekräftigen Charaktere einzufangen, uns dann aber mit noch bedeutend tiefgründigeren und packenden Begebenheiten dazu zu bewegen, ihre Romane nicht mehr aus der Hand legen zu wollen. Nicht nur von zwei unterschiedlichen Schwestern wird berichtet, die sich nach einer gemeinsamen, schmerzhaften Vergangenheit möglicherweise nie wieder so nahe stehen können werden wie in ihrer Kindheit, sondern auch von einem Mann, der mit seiner Frau allen Glauben in sich selbst und seinen Anspruch auf Glück verloren zu haben glaubt. Am Ende dieser 500-Seiten-Romane hat man das Gefühl, Jahre mit den ProtagonistInnen verbracht, sie ins Herz geschlossen und lieben gelernt zu haben. Umso schwerer fällt mir persönlich manchmal der Abschied, will ich doch weiterhin wissen, wie es ihnen ergeht und welchen Herausforderungen sie sich noch stellen werden müssen. Zugleich ermöglichen mir ihre wundervollen Entwicklungen jedoch, den Roman vollkommen zufrieden und nicht minder zu Tränen gerührt zu beenden.

Fazit: Eine rührende und ganz in Manier der Autorin tiefergehende Geschichte, die von dem Offensichtlichen und romantischer Liebe ausgehend in zwischenmenschliche, selten in solchen Details ergründete Gefühle eintaucht und ihre LeserInnen gefangen nimmt.

 


Über die Autorin:

Kristin Hannah, geboren 1960 in Südkalifornien, arbeitete als Anwältin, bevor sie zu schreiben begann. Heute ist sie eine der erfolgreichsten Autorinnen der USA und lebt mit ihrem Mann im Pazifischen Nordwesten der USA. Nach zahlreichen Bestsellern waren es ihre Romane „Die Nachtigall“ und „Liebe und Verderben“, die Millionen von Lesern in über vierzig Ländern begeisterten und Welterfolge wurden.
Im Aufbau Taschenbuch liegen ebenfalls ihre Romane „Die andere Schwester“, „Das Mädchen mit dem Schmetterling“, „Die Dinge, die wir aus Liebe tun“ und „Die Mädchen aus der Firefly Lane“ vor. Q

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