Hallo ihr Buchverrückten,
so ganz auf den Geschmack gekommen bin ich noch nicht, diesen Post zu schreiben. Ein Urlaub in Italien wirkt momentan recht nebensächlich, gar bedeutungslos. Nichtsdestotrotz möchte ich mich an ihn erinnern und auch das eine oder andere mit euch teilen. So kann ich für mich nämlich am besten, da schriftlich, festhalten, was ich alles erlebt habe. Nachdem ich meine Prüfungen hinter mich gebracht habe, konnte ich mir diese Auszeit allemal gönnen. Also seit gespannt auf drei bzw. vier wundervolle Tage in einer der schönsten Städte Italiens.
21.02. – Montag
Am Montag ging es gegen 2 Uhr nach nur wenigen Stunden Schlaf los nach Berlin. Zum Glück brachte uns (meine Schwester und mich) mein Schwager dorthin. Mit dem Hinflug ging alles glatt und wir waren kurz nach 8 in Italien. Vom Flughafen setzten wir uns erst einmal nach Mestre ab. Diese Stadt auf dem Festland hat nicht sonderlich viel zu bieten und wirkt eher ökonomisch als kulturell von Bedeutung. Ich habe sie mit dem verglichen, was Glasgow für Edinburgh ist. Nichtsdestotrotz haben wir dort gut zwei Stunden verbracht, bis wir uns in das einzige vegane Restaurant in dieser Stadt setzten, um zu frühstücken. Ich sah ein paar recht schöne Flecken um das Stadtzentrum, doch das Highlight blieb unser Frühstück bei VgOloso. Dort bezahlten wir 20€ für ein leckeres, gefülltes Focaccia, ein Stück Kuchen und zwei Tassen Tee. Obwohl der Inhaber wohl noch nicht so zeitig mit Kundschaft gerechnet hatte, vertrieben uns seine Hunde die Zeit, bis das Essen fertig war.
Wir verirrten uns mit Vergnügen in den zahlreichen kleinen Gassen, die man teils nur über eine der hunderten Brücken erreicht.
Danach ging es mit dem Bus nach Venedig und bereits die Fahrt über die Brücke gab uns trotz Nebel einen schönen Blick auf die altertümliche Stadt. Häuser mit mehr als drei Stückwerken, wenn überhaupt, sucht man hier vergeblich. Stattdessen verirrt man sich mit Vergnügen in den zahlreichen kleinen Gassen, die man teils nur über eine der hunderte Brücken erreicht. Von Italien hatte ich bisher nicht viel mehr als Rom gesehen, weswegen mir der städtische Charme gleich wieder sehr vertraut und willkommen war. Dennoch hat Venedig noch etwas bedeutend Familiäreres an sich. Dies hatten wir nicht zuletzt der Off-Saison zu verdanken und wohl auch Corona. Von den sonst Millionen Touristen befanden sich zu dem Zeitpunkt wohl nur ein paar Tausende in der Stadt.
Nach einer Pause und Neuorientierung in unserer Unterkunft liefen wir an der südlichen Promenade der Stadt entlang. Dabei sahen wir bereits die ersten Boote, Gondeln und Brücken, aber auch einige Top-Attraktionen aus der Ferne. Wir versuchten jedoch, jene, die wir am nächsten Tag sicher in unseren Führungen besuchen würden, auszusparen. Der Montag war vor allem der eigenen Erkundung verschrieben. Lange machten wir allemal an diesem Tag nicht. Ich erledigte einen kleinen, ernüchternden Einkauf, während meine Schwester auf zwei vegane Pizzen von der Pizzeria l’Angelo wartete. Leider gab es kaum vegane Produkte, weswegen ich mich für Obst, ein paar Maiswaffeln sowie Maiscracker entschied. Die Pizza konnte im Anschluss jedoch mehr als überzeugen. Von den beiden schafften wir jeweils die Hälfte und hoben den Rest für den nächsten Tag auf. Kurz nach 6 Uhr lag ich bereits im Bett, um für den nächsten Tag viel Energie zu sammeln.
22.02. – Dienstag
Am nächsten Morgen startete ich bereits gegen 8 Uhr voll durch. In der Gallerie dell’Academia di Venezia bezahlte ich als Studentin nur 2€ statt 10€. Dort konnte ich mir die venezianische Kunst seit der Renaissance zuleibe führen. Leider waren nicht alle Schilder von Interesse auch auf Englisch beschriftet, jedoch sprachen viele Gemälde für sich selbst.
Ab 10:30 Uhr, nach kalter, aber doch sehr leckerer Pizza, hatten wir eine Stadtführung mit Denise. Diese hatte ich über Airbnb gebucht. Gemeinsam mit einer Venezianerin erkundeten wir die heißesten und historischsten Spots der Stadt, aber auch kleine, unbekannte Ecken. Wir konnten zahlreiche Fragen stellen, hatten zwei Stunden lang viel Spaß und lernten unheimlich viel über die Geschichte, aber auch die derzeitige Situation der Stadt. Die Tour endete auf dem Markusplatz.
Dort besuchten wir direkt die Basilica di San Marco für 3€. Leider mussten wir drinnen feststellen, dass ein Aufpreis für weitere Räume verlangt wurde und wir nur gut fünf Minuten in der Kirche selbst verbringen wollten. Das war etwas ernüchternd bei der Wartezeit. Hingegen bot uns der Dogenpalast bedeutend mehr. Vor allem konnten wir mit einem Ticket für 13€ am nächsten Tag auch noch drei weitere Museen (Musei P. San Marco), wenn auch in einem Gebäude, auf dem Markusplatz besuchen.
Kultur und Sonne
Nahe dem Markusplatz nahmen wir noch weitere Kirchen und Attraktionen sowie die Promenade in herrlichem Sonnenschein mit. Dabei sahen wir auch zahlreiche Kostümierte, die den Karneval in der Stadt alle Ehre machten. Abends wollten wir uns eigentlich noch mit einem Crêpe stärken, doch die Öffnungszeiten wechselten jeden Tag und so verpassten wir sie für diesen und auch die nächsten Tage immer wieder. Also besorgte ich uns ein Veganes Croissant und einen Apfel-Zimt-Kuchen für insgesamt 8€ im Tea Room Beatrice. Das Croissant war lecker, der Kuchen sogar himmlich.
Wir ruhten uns im Hotelzimmer aus und machten uns kurz vor 20 Uhr noch einmal auf den Weg. 40 Minuten liefern wir zu unserer Geister-Tour mit Alexander und versuchten auf dem Weg noch etwas Veganes zu finden. Wir endeten wieder mit einer Pizza derselben Pizzeria. Da diese jedoch fünf verschiedene vegane Pizzen bietet, konnten wir etwas Neues probieren. Nach Alfa und Sirio genossen wir nun meinen Favoriten, Omega, an einem kleinen Kanal. Dort wurden wir sogar von einem vorbeischippernden Herren freundlich gegrüßt.
Um uns mit Alexander zu treffen verließen wir die Innenstadt schließlich immer mehr. Schlussendlich landeten wir bereits ganz schön verängstigt aufgrund fehlender Menschen an der Nordpromenade der Stadt. Die Tour führte nicht gerade dazu, dass wir uns sicherer in der Stadt fühlten, doch sie machte ungemein Spaß. Alex erzählte voller Begeisterung und skrupellos, doch unterhaltsam von den Gräueln vergangener Jahrzehnte. Dabei stellte er uns und unsere Mägen nicht selten auf die Probe. Dennoch waren diese zwei Stunden mit meine liebsten des gesamten Urlaubs.
Gegen Mitternacht waren wir schließlich im Bett. In der Nacht sahen wir noch einmal den Markusplatz und die Stadt in ihrer beleuchteten Schönheit. Wirklich kein Fleck in ihr schien unbeleuchtet, was uns nach den Schauergeschichten durchaus Sicherheit gab.
23.02. – Mittwoch
Der dritte Tag startete etwas später mit einem Spaziergang, um ein vegetarisches Café/Buchladen, sullaluna, aufzusuchen. Dort aßen wir neben einem kleinen Kanal in der Sonne eine recht kleine und teure Auswahl aus Toast, Küchlein und heißer Schoki. Dennoch fühlte ich mich danach gut gestärkt auf dem Weg zu den nächsten Attraktionen. Unterwegs fanden wir zudem noch veganen, heißen Cider. Ebenso konnte ich ein wundervolles Notebook für meinen besten Freund in der Armonie di Anna Rizzato kaufen.
Wir besuchten einen alten, vollgestopften Buchladen, die Libreria Acqua Alta, dann die weiteren Museen am Maskusplatz (Museo Correr). Darin durften wir sogar die ehemaligen Gemächer der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn bewundern. Ja, sehr typisch venezianisch. Anschließend saßen wir einen Moment in einem wunderschönen, kleinen Park hinter dem Markusplatz, bevor ich mich allein nach Murano aufmachte. Ich bezahlte 7,50€ für 75 Minuten Bootsfahrt, setzte mit der Fähre über, lief eine halbe Stunde herum und kehrte nach Venedig zurück. Die Insel ist bekannt für ihre Glasbläserei, von der man vielerlei Objekte dort und auch in Venedig kaufen konnte. Ich interessierte mich aber mehr für die Küste, den Blick auf das Meer und erneut die kleinen Gassen. Die Sonne ermöglichte es mir, trotz niedriger Temperaturen vollkommen entspannt und zufrieden herum zu laufen.
Künstler*innen über Künstler*innen
In Denise‘ Führung am Vortag hatten wir Beba, eine der wenigen verbliebenen traditionellen Maskenbildnerinnen der Stadt kennengelernt. Ihren Shop suchte ich nach einem Eis an der Rialto Brücke von der Gelatoteca Suso auf. Sie hat sich unheimlich gefreut, dass ich einen Magneten und eine kleine Maske für mich selbst als Souvenir mitgenommen habe. Da die maschinell hergestellten Masken jenen die Kund*innen wegnehmen, die noch mit Pappmasche arbeiten, kann sie jeden Kauf gebrauchen. Also schaut liebend gerne in ihrem Shop vorbei, wenn es euch nach Venedig verschlägt. Auf dem Weg zurück zu meiner Schwester kaufte ich außerdem herrlich süße Erdbeeren aus Italien. Endlich keinen Export unterstützen und trotzdem zu dieser Jahreszeit diese Früchte genießen!
Der letzte Punkt auf meiner To-Do-Liste war das Da Vinci-Museum (Le Macchine di Leonardo). Für nur 5€ konnte ich mir darin zahlreiche Konstruktionen des Genies genauer betrachten und gar ausprobieren. Zudem hatte die Kirche, in der diese ausgestellt werden, einen ganz eigenen Charme. Ich lernte einiges über den Künstler, was mir bisher noch nicht bewusst war. Genauso erging es mir in all diesen Tagen mit der Stadt selbst.
Zum Abendessen gingen wir außerdem endlich zu dem lang ersehnten, einzigen veganen Restaurant der Stadt. Bei La Tecia Vegana ließen wir glücklich 40€. Ich genoss Ravioli, meine Schwester ein Stück Lasagne. Dazu tranken wir Aperol Spritz, der uns aber beiden nicht so mundete. Anschließend gönnten wir uns nach dem schrittereichen Tag noch jeweils eine Fritella und ein Stück Haselnusskuchen. Meine Schwester überließ mir zu meinem Glück den Großteil des grandiosen Kuchens, da sie schon ziemlich voll war.
24.02. – Donnerstag
Dieser letzte Tag in Venedig begann für mich mit einem letzten Spaziergang in der Sonne. Auf dem Weg fand ich für uns zwei vegane Croissants mit Orangen-Marmeladen-Füllung direkt neben unserer Unterkunft (Bar Ristorante Cambusa). Dazu gab es noch etwas Obst, während wir nahe des Busbahnhofs an einem Kanal saßen und noch einmal die Luft einsogen. Anschließend mussten wir lange Zeit unsere Masken tragen. Am Flughafen kamen wir so schnell durch alle Kontrollen, dass wir eine gefühlte Ewigkeit herum saßen. Noch länger, da unserer Flug Verspätung hatte. Das einzige Gute daran war, dass ich mein eBook an diesem Tag – am Flughafen, im Flugzeug, am Bahnhof und in der Bahn zurück nach Leipzig – weit voranbringen konnte. Völlig erschöpft erreichten wir gegen 19 Uhr wieder unsere Heimat, wo ich mit einer warmen, köstlichen Linsensuppe empfangen wurde. Dann begann ich meiner Mitbewohnerin von den letzten drei wundervollen Tagen zu berichten…
Das war mein kleiner, aber hoffentlich interessanter Reisebericht. Ich hoffe, euch ein paar meiner Empfehlungen nahe gebracht zu haben. Vor allem auf den Touren habe ich unheimlich viel über die Stadt erfahren, sie dann aber selbst noch weiter erkundet. Am dritten Tag brauchte ich nicht einmal mehr mein Google Maps, um mich zurecht zu finden. Darauf bin ich verflucht stolz. Zugleich kann ich nach drei Tagen in Venedig aber auch sagen, dass diese Zeit durchaus ausreicht. Drei aktive Tage und alles scheint gesehen. Also gönnt euch diesen Urlaub vielleicht auch einmal, bucht einen günstigen Flug mit Handgepäck und los geht das Abenteuer!
Liebe Grüße, eure Sophia