[Buch-Serien-Vergleich] Shadow and Bone – Staffel 2, Folge 1-4

Hallo Grishaverse Fans,

Es ist zwei lange Jahre her, dass die erste Staffel von Shadow and Bone unsere Tage erhellte. Die Serienadaption des ersten Buches habe ich damals ausführlich besprochen. Heute werde ich viel mehr berichten, da die zweite Staffel genau dasselbe tut. Buch 2 und 3 der Grisha-Trilogie von Leigh Bardugo wurden etwas gezwungenermaßen in nur acht Episoden untergebracht, begleitet von einem ganzen Handlungsstrang aus der später angesiedelten Six of Crows-Duologie. Ich werde auf bestimmte Aspekte hinweisen, die meiner Meinung nach zu früh aufgegriffen wurden, aber auch auf die Dinge, die in der Serie toll umgesetzt wurden. Es folgen allemal Spoiler, denn ich werde an einigen Stellen ins Detail gehen. Lest dies also nur, wenn ihr die zweite Staffel gesehen habt oder keine Angst habt, euch das Vergnügen beim Anschauen zu verderben.

 


Folge 1: Keine Zuflucht außer mir

Die erste Folge holt uns genau dort ab, wo wir in Staffel 1 zurückblieben. Alina erwacht aus einem Albtraum, in dem der Darkling die Schattenflur ausdehnt. Sie und Mal sind kurz davor, Novyi Zem zu erreichen. Beide genießen den Blick auf ein freies Leben und teilen süße Interaktionen und Küsse. Es ist schön, Alina wieder glücklich zu sehen, und das aus besseren Gründen als in ihrer Zeit mit dem Darkling. (Es tut mir leid, dass ich ihn nicht Kirigan nenne. Ich habe mich noch immer nicht an diesen Namen gewöhnt.) Mit dem neuen Setting können wir in dieser ersten Folge eine ganz neue Kultur mit mehr Vielfalt entdecken.

 

Source

 

Alinas Leichtigkeit und Hoffnung wird grandios kontrastiert, wenn wir als nächstes nach Ketterdam gehen, wo die Sonne nie aufgeht. Buchstäblich. Wir begleiten unsere geliebten Krähen zurück ins Barrel und lieben sie erneut von der ersten Sekunde an. Jesper macht Witze, Kaz ist wie immer grüblerisch, und Inej ist weg, als sie wegen Mordes verhaftet werden sollen. In dieser ersten Folge begegnen wir ihrem neuen Gegenüber, dem König des Barrels, Kaz Brekkers Erzfeind Pekka Rollins. Aber verflucht… Dean Lennox Kelly ist zu heiß, um dieses Arschloch zu sein. Aber hey… wer ist es nicht in dieser Serie? (Und ja, ich meine dich, Ben Barnes.) Kelly verkörpert diesen Bösewicht fantastisch und wird Kaz sicher würdig herausfordern – oder nicht? Wir erhalten auch einen Einblick in das Trauma, das Kaz in dieser Staffel immer wieder heimsucht, und super in die Geschichte integriert wurde.

 

Es dauert nicht lange, bis wir den meistersehnten Charakter sehen.

Obwohl wir Sturmhond an einem anderen Ort als erwartet treffen. Er wird durch seine zu schöne Kleidung und Kaz’ Beobachtungstalent offenbart. Danach tritt er sofort gegen Jesper um die Position des charmantesten und witzigsten Charakters an. Ich liebte Patrick „Paddy“ Gibson als Sturmhond von der ersten Minute an. Was für eine gelungenes Casting. Er verkörpert genau die richtige Balance zwischen Arschloch, Höflichkeit und Abenteuer. Als Kaz Alina an Sturmhond verkauft, zeigt er wenig Skrupel, um seinen (oder auch Jesper?) Arsch zu retten. Er ist schlau und realistisch wie eh und je und balanciert Jespers Leichtigkeit aus. Das macht diese beiden zu einem Duo, das wir die ganze Staffel über genießen können.

 

“Das Barrel gehört nicht den Königen. Es gehört den Bastarden.” – Kaz Brekker

 

Alina träumt erneut von Kirigan, wobei wir die “Like calls to like” und “most precious” Sprüche aus den Trailern erhalten. Diese Szenen positionieren ihn als drohende Gefahr und kontrastieren gekonnt ihr derzeitiges Glück. Ihre Recherchen nach dem zweiten von drei Kräftemehrern, die sie braucht, um die Schattenflur aufzulösen, lassen sie Grischa kennenlernen, die frei und furchtlos leben. Mir gefiel nicht nur der Blick auf das, was sein könnte, sondern auch die magische Karte, die die Position der Meeresgeisel unter Licht verrät. Leider werden Alina und Mal bald von der Ersten Armee entdeckt und gejagt. Diese Flucht schenkt uns einen weiten Blick auf die wunderschöne Stadt und eine emotionale Szene, in der die Menschen ihnen überraschend zur Flucht verhelfen. Ich hoffe, wir haben Novyi Zem nicht das letzte Mal gesehen.

 

Das Wiedersehen mit unseren geliebten Charakteren war ebenso schön wie die Einführung neuer.

Wir lernen Tamar und Tolya (Anna Leong Brophy und Lewis Tan) kennen, die keineswegs enttäuschen! Sie sind einfach unterhaltsam, lustig und gefährlich. Eine andere Szene erfreut uns mit dem einzigartigen Wylan Hendricks, gespielt von Jack Wolfe. In seinem Dialog mit Kaz erhalten wir einen Einblick in seine Vorgeschichte, in seine Einsamkeit und sein Talent. Die Schreiber*innen binden ihn geschickt als Hintergrundgenie der ersten Staffel ein: Er soll die Lichtwaffe hergestellt haben, die Kaz gegen den Darkling eingesetzt hat. Jack Wolfe erfüllt mit seiner schüchternen, aber kompetenten Darstellung Wylans alle meine Erwartungen.

 

Von unseren liebgewonnenen Charaktren treffen wir Nina als nächstes.

Wir treffen sie zuerst, als sie ihre Kräfte einsetzt und dann Kaz mit eigenen Motiven und Angeboten gegenübertritt. Sie weiß, wie sie mit Kaz verhandeln muss, damit er ihr hilft, ihren geliebten Matthias zu befreien. Er wird direkt nach Ninas Rückkehr gezeigt, eingesperrt und natürlich ohne Hemd. Dementsprechend sind alle Krähen zurück in der Geschichte, wenn auch verstreut. Drama ist also vorprogrammiert, besonders als wir alle fünf freien Krähen im selben Bild sehen dürfen. Als sie auf dem Dach stehen und den Krähen-Klub explodieren sehen, schlug mein Herz stolz und gleichzeitig am Boden zerstört. Wir haben so lange darauf gewartet, dass sie zusammenarbeiten und endlich ist es soweit! Dennoch ist die Spannung zwischen Kaz, der von Rache gelenkt wird, und den Anderen, die seine Motive und Mittel hinterfragen, sichtbar und spürbar. Vor allem, wenn Kaz verkündet, dass er das Barrel übernehmen und Pekka Rollins vernichten will.

 

Source

 

Der andere Antagonist der Serie, der Darkling, wird erst spät gezeigt, als er einige Grisha, darunter Genya, aus der Gefangenschaft der Ersten Armee befreit. Er ist offensichtlich in keiner guten Form, aber immer noch stark, mehr denn je mit seinen grandios gestalteten Nichevo’ya. Der erste Auftritt von Ben Barnes ist etwas übertrieben dramatisch, aber nun ja… Der Darkling ist schließlich eine Drama-Queen.

 

Nicht weniger unterhaltsam ist Mal und Alinas Versuch aus Novyi Zem zu flieben.

Auf ihr Kommandio machen sie ziemlich dasselbe wie in der ersten Staffel: Sie steigen direkt in/auf das Fahrzeug ihrer Kopfgeldjäger – in diesem Fall Sturmhonds Schiff. Begleitet werden sie von Tamar und Tolya, die furchtlos die Erste Armee für ihre neuen Bekannten herausfordern. Die Folge endet damit, dass Sturmhond und Alina sich zum ersten Mal treffen, was uns unmittelbar die nächste starten lassen will. Unser liebster Freibeuter ist schlicht und einfach einnehmend, obwohl wir bisher kaum Informationen über ihn haben.

 

What Was ich an dieser Folge liebe:

– die neuen Schauplätze zu besuchen und auf der Karte zwischen ihnen transportiert zu werden
– die Krähen wiederzusehen und mehr über sie zu erfahren, besonders über Kaz und Wylan
– Jesper und Wylans erstes Treffen auf unseren Bildschrirmen (was hat es mit ihrer eheren Begegnung auf sich?)
– Sturmhond, Tamar und Tolya zu treffen und ihr badass Auftreten zu erleben (hammer Casting!)
– Kaz‘ Beobachtungsgabe, die Sturmhond und Jespers Fähigkeiten enttarnt

Was ich gerne anders erlebt hätte:

– Jespers Fähigkeiten als Durast wurden sehr zeitig offenbart und berauben ihm potentiell seiner Motavation und späteren Entwicklung

 

Folge 2: Rusalye

Da der Titel der Folge bereits auf die Meeresgeißel anspielt, wissen wir, dass sie diesbezüglich einige Fortschritte machen werden. Wir sind sofort wieder bei Alina und Sturmhond, die auf die charmanteste, jedoch eher unharmonische Weise feilschen und sich bedrohen. Ich liebe die winzigen Easter Eggs in ihrem Gespräch, das letztlich von der königlichen Familie handelt. Ich habe sogar laut gelacht, als Sturmhond immer wieder absolut nicht um Mal scherte. Er ist einfach ein charmanter Bastard. Obwohl ich sagen muss, dass Serien-Mal es verdient, glücklich zu sein.

Alina und der Darkling treffen sich immer wieder in ihren Träumen, streiten sich über die Zukunft der Grishas, über deren Diskriminierung. Schlussendlich wirft ihm Alina sein selbstverherrlichendes Verhalten vor und lässt ihn stehen. Der Darkling – auf der anderen Seite der Schattenflur – nutzt die verängstigte Genya erneut, um von seinen Narben geheilt zu werden. In dieser Szene sehen wir seine manifestierten, grandios visualisierten Dämonen und bekommen den Eindruck, dass er sie nicht wirklich kontrollieren kann. Daisy Head lässt uns Genyas Entsetzen über deren Auftritt spüren und veranschaulicht, wie unsere liebste Heilerin ihren Folterern nie zu entkommen scheint. Ich kann es kaum erwarten, später noch ihre starken Momente zu erleben!

 

Erste richtige Rückblenden in Kaz‘ Vergangenheit lassen uns seinen Bruder Jordie treffen.

Diese Momente sind kurz, aber emotional aufgeladen. Wir sehen auch, wie er erfolglos Per Haskell um eine Kooperation bittet und sich dann mit den Krähen trifft. Inej und Jesper sind gleichermaßen skeptisch gegenüber Kaz’ Plänen und sorgen sich um ihn sowie sich selbst. Nina erweist sich schnell als die perfekte Ergänzung der Gruppe, die ihren Plan nahtlos vorantreibt, während sie ihre geliebten Waffeln isst. Sie stellt auch die richtigen Fragen, obwohl einige – Kaz – sie nicht hören oder beantworten wollen. Die anderen sehen sie schließlich als die Queen, die sie ist. Als sie sich nach Hellgate und Matthias erkundigt, sehen wir ihn wieder, wie er mit seinem Glauben und seiner diesem widersprechenden Begierde kämpft. Bisher wird dieses innere Konflikt jedoch nur angedeutet.

Zurück auf Sturmhonds Schiff sehen wir eine bessere Zukunft unter seinem Kommando, da Grischa und otkazat’sya zusammenarbeiten. Grischa wie Tamar und Tolya müssen in seiner Welt nichts tun, was sie nicht tun oder sein wollen. Trotz ihrer Corporalki-Fähigkeiten spielen sie Karten mit Alina und einigen anderen und offenbaren ihren Glauben an sie, der im Vergleich zu den Büchern leider nicht viel Beachtung in der Serienadaption findet.

 

Source

 

Auf der Seite des Darklings treten der Serie eigene Verbündete auf.

Vladim (materealki: Alkemi) und Fruzsi (etherealki: Gezeitenmacher) schließen sich seiner Armee an. Während der Darkling versucht zu verstehen, wie man Merzost einsetzt, halten sie seinen Rücken frei. Jedoch bleiben sie in ihren Motiven grau. Aufgrund von Produktionüberschneidungen früherer Darsteller*innen mussten sich die Schreiber*innen wohl neue Charaktere einfallen lassen. Julian Kostov dürfen wir aber hoffentlich in einer potentiellen dritten Staffel wiedersehen, denn weiteren langweiligen Ersatz brauche ich nicht. Mau waren leider auch die Sprüche des Darklings in diesen ersten Folgen. Er wurde sofort von Baghras starker Rückkehr und ihrer Schlagfertigkeit überstrahlt.

 

“Du bist nicht nur Sonnenschein. Du bist Hoffnung für die Zukunft.” – Sturmhond

 

Auf der Jagd nach der Meeresgeißel mit Alina und Co sehen wir Sturmhonds erstaunliche Erfindungen, sein Genie. Auch der zweite Kräftemehrer ist wunderschön gestaltet, aber der Kampf ist eher enttäuschend. In ihm wird zudem deutlich, dass Alina alles tut – auch gegen ihr eigenes Versprechen – und sofort handelt, wenn Mal in Gefahr ist. Leider enttäuschte mich ihre bewiesene Reaktionsfähigkeit und die Diskrepanz zu den Zeiten, in denen sie auch wirklich handelt, später noch mehr. Wenigstens ist ihr Gespräch mit Sturmhond über Vertrauen gut geschrieben und gibt ihr Charaktertiefe.

 

Zurück bei den Krähen

In einem intensiven Dialog konfrontiert Inej Kaz mit seinem Egoismus und fordert Vertrauen. Dennoch folgen die Krähen seinem Plan auf unterhaltsame, ja fast urkomische Weise. Wylan und Jesper unterhalten sich derweil über ihre jeweilige Arbeitsbeziehung zu Kaz Brekker. Es ist noch unklar, wie weit sie sich bereits kennengelernt haben, aber beide sind sich dieser Tatsache kurz darauf bewusst. Während Kaz sich mit Pekka ein bedrohliches Wortgefecht liefert, das stark an Das Gold der Krähen erinnert, kämpft Inej – unschuldig und stark zugleich – gegen einen Verrückten. Leider war dieser Kampf nach dem, was wir über Inejs Fähigkeiten wissen, eher enttäuschend. Alle Konfrontationen der Krähen spielen schön zusammen und halten die Spannung hoch. Letztendlich müssen sie alle einstecken, aber immerhin hat Kaz, was er wollte. Alle anderen hingegen sind schockiert über seine Rücksichtslosigkeit.

Die letzten Szenen gehören wieder Alina, die sich mit dem zweiten Kräftemehrer verbindet. Daraufhin zeigen sich ihre Kräfte durch tolle Lichteffekte und können nur von Mal gezähmt werden. In dieser Szene können wir bereits einen Blick auf Alinas Machtgier werfen. Beeindruckender für mich war jedoch Sturmhonds Anstand, eine Rede für seine gefallenen Kamerad*innen zu halten. Alinas neugefundene Kraft informiert schließlich auch den Darkling über ihr Überleben. Im letzten Moment der Folge nennt er sie verheißungsvoll „meine Alina“.

 

Was ich an dieser Folge liebe:

– ein großes Lob an die Personen, die die nichevo’ya und die Kostüme entworfen haben (besonders Sturmhonds Outfits)
– Details wie Jesper, der Kaz Platz macht und somit dessen Berührungsphobie erkannt hat
– die Zusammenarbeit der Krähen und besonders die lustigen Momente mit Wesper, während alles den Bach runter geht

Was ich gerne anders erlebt hätte:

– Matthias Handlung scheint eher eingeschoben und ohne große Wirkung; Ich bin gespannt, wie sein tiefwurzelnder Glaube und sein späterer Selbsthass verbildlicht werden.
– die meisten Sätze des Darklings sind lahm und haben mich sogar über ihn lachen lassen.
– Alinas verzögerte Reaktion bei Angriffen, die nur Mal, aber keine anderen beschützen

 

 

Folge 3: Gleich und gleich gesellt sich gern

Was mir an dieser Staffel besonders gut gefallen hat, ist die Darstellung von Trauma. Nicht nur Kaz kämpft mit seiner Vergangenheit sondern auch Alina zu Beginn der dritten Folge. Obwohl sie mächtiger als je zuvor ist, wird sie von den Erinnerungen daran abgelenkt und geschwächt, vom Darkling benutzt zu werden. Nichtsdestotrotz war die Überquerung der Schattenflur auf Sturmhonds fliegendem Schiff, dem Kolibri, ein Abenteuer. Sturmhond konnte sein Steampunk-Ingenieurs-Talent und seine Kampffertigkeit mit Tamar und Tolya unter Beweis stellen. Und als er Alina später mit politischer Rationalität und emotionaler Reife einen Heiratsantrag macht, leiten ihn Vernunft und Strategie, keine dummen, kurzlebigen Gefühle. Mir gefiel die Verbesserung seines Charakters vom zweiten Buch zu dieser Serie sehr. Und ich liebe Paddy Gibson!

 

“Das Hinken. Der Stock. Niemand ist so klug und sucht den echten.” – Kaz Brekker über Schwachpunkte

 

Kaz kämpft mit seiner Vergangenheit, aber auch mit der Skepsis der anderen Krähen.

Jesper und Nina werfen ihm zu Recht seinen Egoismus vor, während Inej – ausreichend zusammengenäht nach ihrem letzten Kamp – ohne ein Wort geht. Erst später macht Kaz kleine Zugeständnisse und öffnet sich ein wenig für sie. Wir sehen sie endlich als verwandte Seelen, die ein ähnliches Paket tragen und mit traumatischen Kindheitserlebnissen zu kämpfen haben. Leider bekommen Inejs nicht so viel Aufmerksamkeit wie seine, wenn überhaupt. Darüber hinaus kann Kaz seine Kampffähigkeit beweisen, als er die Dregs verprügelt, um sie erfolgreich für seinen Plan zu rekrutieren. Was für eine erstaunliche, gut choreografierte Kampfszene! Kaz ist ein Überlebenskünstler, der sowohl mit der Gegenwart als auch der Vergangenheit zu kämpfen hat.

 

Source

 

Jesper und Wylan sammeln unterdessen Informationen für Kaz und kommen sich dabei näher. Sie improvisieren sogar komplementär, um nicht in den Arsch getreten zu werden. Jack Wolfe/Wylan beim Klavierspielen zu sehen, hat Jespers und all unsere Herzen zum Schmelzen gebracht. Jacks Charakter passt erstaunlich gut in die Geschichte, vor allem, wenn er sich vor Kaz für die Sicherheit von Pekka Rollins’ Sohn einsetzt und uns gleichzeitig an seine eigene schwierige, familiäre Situation erinnert. Mein liebstes Ship Wesper entwickelt sich schnell: Sie halten später sogar Händchen, reden und versprechen sich, einander den Rücken zu stärken. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich von ihrem Slow Burn halten soll, der nun ein One Night Stand und dessen unbeholfenes Nachwirken umfasst. Nichtsdestotrotz war es wirklich schön, sie in jeder Episode dieser Staffel gemeinsam zu sehen!

 

Die vielen grandiosen Kampfszenen beweisen, dass Kaz, Inej und auch Alina austeilen können.

Als Alina und Sturmhond auf der Schattenflurseite des Darklings landen, werden sie von der Ersten Armee empfangen. Wir alle haben diesen urkomischen Moment erwartet, als Sturmhond sich als Nikolai Lantsov, der jüngste Sohn des Königs, preisgibt. Wie erwartet, schlägt ihm Alina daraufhin direkt ins Gesicht – ich liebe es! Anschließend machen sie sich dennoch gemeinsam auf den Weg zum Spinnrad, Nikolais Zufluchtsort für Grischa. Dort treffen sie mit Nadia und erstmals ihren Bruder Adrik zusammen. Auch Zoya entschuldigt sich bei Alina und verspricht, sie gegen Kirigan zu unterstützen.

Ich liebte es, wie sich diese Mädchen (und andere) gegen den Darkling zusammenschließen. Vor allem, weil er seinen besten Materealki zurück hat. Obwohl Genya versucht, David zu warnen, als sie sich wiedersehen, sind sie beide im Versteck des Darklings gefangen und gezwungen, mit ihm für seine bösartigen Pläne zu kooperieren. Es war eine grausame Freude, diese liebgewonnenen Figuren wieder vereint zu sehen.

 

Source

 

Alinas Verbündete versammeln sich und sogar David schließt sich ihnen schlussendlich an. Jedoch erst, nachdem er Genya zurückließ und diese von den Nichevo’ya verstümmelt wurde. Die immer größer werdende Verzweiflung bewegt den Darkling offensichtlich zu Grausamkeiten. Sein Dialog mit seiner Mutter Baghra ist der erste Gutgeschriebene für ihn und hinterfragt den Unterschied zwischen Lehren und Fehlern. Baghra hat definitiv die Oberhand in ihrer Beziehung, obwohl sie eingesperrt ist und ihr Finger abgeschnitten wird, um als Kräftemehrer genutzt zu werden.

 

Trotz toller Szenen, übereilte diese Folge vieles und verlor dadurch viel ihrer Glaubwürdigkeit.

Genya und Davids Fluchtversuch war eher schlecht gemacht, scheint sogar absurd. Als der Darkling die schlafende Alina durch ihre Verbindung ausspioniert, erinnerte ich mich all die Fans, die sie noch immer shippen, obwohl das einfach nur gruselig ist. Nachdem er sie verlassen hat, wacht Alina auf und geht zu Nikolai, nur in ihrem Nachthemd gekleidet, und präsentiert ihre Antwort auf seinem Antrag, den wir in der nächsten Folge sehen werden.

Was uns ebenfalls auf die vierte Folge vorbereitet, sind die Szenen in Hellgate. Matthias begegnet gefangenen Wölfen – Tieren, die seiner Kultur heilig sind – und schließlich einem anderen Gefangenen bei einem Arenakampf. Nina beobachtet, wie er sich zunächst weigert zu kämpfen, sich aber letztendlich ziemlich brutal wehrt. Als sie nach ihm ruft, begegnen sich ihre Blicke intensiv, bis er sich abwendet und in seine Zelle zurückkehrt. Sie wird von Rollins geschnappt und er bietet ihr einen Deal für Matthias an, wenn sie Kaz Brekker verrät… Insofern haben uns diese Cliffhanger wirklich hängen lassen.

 

Was ich an dieser Folge liebe:

– die Präsentation von Kaz‘ Kampffertigkeiten, die seine Genie-im-Hintergrund-Funktion ergänzen
– Sturmhunds Enthüllung als Nikolai, als welcher er reifer, aber noch immer genauso charmant wie im Buch agiert
– David, Nadia und Zoya wieder zu sehen

Was ich gerne anders erlebt hätte:

– Genya und Davids Fluchtversuch wirkte absurd auf mich
– Inejs Trauma wurde neben Kaz‘ lediglich erwähnt, aber nicht wirklich aufgegriffen

 

 

Folge 4: Jedes monströse Ding

Diese Folge beginnt im Königspalast, wo Alina, Niko und seine Familie gemeinsam vor Grischa und Kommandanten der Ersten Armee speisen. Überraschenderweise wurde Nikos älterer Bruder Vasily neubesetzt. Dieser Charakter verhält sich schurkischer, aber ebenso stolz und dumm wie in den Büchern. Wie Zoya ist Vasily kein Fan der Verlobung oder Alinas Beförderung zur Anführerin der Zweiten Armee, aber zumindest sieht Zoya die Notwendigkeit einer Allianz im Kampf gegen den Darkling. Noch überraschender war für mich, dass ich Niko und Alina in dieser Folge wegen ihrer gut geschriebenen, harmonischen Dialoge zu shippen begann. Ich wäre aber auch damit einverstanden, dass sie Freunde bleiben, besonders nachdem Mal Alina ein herzerwärmendes Geständnis machte.

 

“Du bist meine Flagge. Du bist mein Land, nicht dieser Sumpf.” – Mal Oretsev

 

Source

Auf der anderen Seite der Schattenflurs kommen Allianzen zu einem erfolgreichen Abschluss.

Kaz meistert seinen Putsch gegen Pekka Rollins dank seiner großartigen Mitstreiter*innen, deren Teamwork immer mein Lieblingsteil dieser Show sein wird. Der größte Teil der Ausführung des Plans beruht jedoch auf seinem eigenen genialen Verstand. Seine Szene mit Rollins war wahrscheinlich die längste der ganzen Folge, aber sie hat unsere ganze Aufmerksamkeit verdient. Die Rollen der beiden Kontrahenten wurden meisterhaft gespielt und mit einigen intensiven, emotionalen Rückblenden kombiniert. Für diejenigen, die mit den Büchern nicht vertraut sind, müssen die folgenden Ereignisse ebenfalls überraschend gewesen sein. Sie zeigen, dass Kaz lieber seinen Ruf als „Dirty Hands“ als Entführung anwendet. Ich habe es geliebt, diese Geschichte aus Crooked Kingdom auf dem Bildschirm lebendig werden zu sehen!

 

“Sie kamen auf die Straße und starben beide. Doch einer von uns wurde wiedergeboren.” – Kaz Brekker

 

Am meisten genoss ich, wie Wesper zusammenarbeitete und sich näher kam. Wir bekommen sogar den „Ich mag dein Gesicht“-Spruch. Die Autoren schrieben die Pest-Täuschung Wylan zu, nicht Nina, was für mich sehr gut funktionierte. Nina erhielt eine andere, wichtige Rolle bei der Umsetzung des Plans. Der Teamarbeit der Krähen gingen einige wundervolle, verbale Interaktionen während der Planung voraus. Kaz fehlt es sicherlich nicht an mentalen Fähigkeiten, jedoch an jener, Dinge mit seinen Freunden zu besprechen. Deshalb nimmt Jesper Kaz’ vermeintliche Worte selbst in die Hand – dieser Teil war grandios! Ich genoss auch die schnelle, visuelle Kurzfassung ihres Plans. Es folgt unser erstes “No Mourners, No Funerals” der Staffel. Wylans Reaktion darauf und Inejs brilliante Antwort darauf ist pures Gold. Ich werde es nicht beschreiben; ihr wisst, was ich meine. Es verleiht den Krähen einfach einiges an Substanz.

 

Die Krähen beweisen nicht als Einziges ihre Brillianz und ihr Durchhaltevermögen.

Alina trainiert mit Tamar und Nadia, um die Kräfte des zweiten Kräftemehrers zu bündeln. Ihre Erinnerungen werden hin und wieder schön integriert, mit visuellen Effekten, die sie vom Rest abheben. Alina muss sich außerdem mit ihrem vermutlich neuesten Verbündeten – David – auseinandersetzen. Er entschuldigt sich, übergibt Morozovas Tagebuch und warnt Alina vor den Nichevo’ya und dem Merzost-Gebrauch des Darklings. Alinas Skepsis lässt ihr Handeln integer erscheinen, im Gegensatz zu ihrer Überlegung, Merzost zu verwenden. Trotzdem genoss ich ihren immer wieder angedeuteten Flirt mit dunklen Mächten über die Staffel hinweg.

Auch kämpft Inej mit ihrer Loyalität zu Kaz und ihrem Ziel, alle gefangenen Personen in Ketterdam zu retten. Überraschenderweise gerät sie in dieser Folge nicht wirklich in einen Kampf. Stattdessen zeigt sie ihre tiefste Motivation, indem sie Frauen von einem Handelsschiff befreit. Sie setzt sich auch mit Kaz’ kalter Seite auseinander, als er sie wegschiebt, weil sie ein “schwaches Glied” sei. Schließlich stellt sich Genya ihrer neuen verkrüppelten Erscheinung – und dem Darkling – zunächst mit Entsetzen und am Ende mit stolzen Trotz. Ich wusste auch nie, dass ich sie und Baghra als Team brauche, aber ihr gemeinsamer Ausbruch war alles!

 

Die Schreiber*innen lassen uns bereits einen Blick auf die kommende Handlung werfen.

Die Einbindung von Lives of Saints von Leigh Bardugo, um die Krähen wieder in die letzte Schlacht zu bringen, war eine brillante Idee. Sie werden losgeschickt, um Neshyamar zu stehlen, die Klinge der Heiligen Neyar, die angeblich Schatten schneiden kann. Während Tolya und Zoya aufbrechen, um sie zu rekrutieren, geschehen in den letzten Minuten viele Dinge im Königspalast. Die Feierlichkeiten zur Verlobung von Niko und Alina enden, wie für Buchfans zu erwarten, in einem Massaker. Ich habe es trotzdem genossen, Vasily sterben zu sehen. Überraschenderweise töteten die Schreiber*innen als Nächstes den König, sodass wir Genyas mächtigen Ruination-Spruch nie hören werden.

 

Source

 

Während ihrer Flucht wird Alina von einem weiteren Darkling-Auftritt abgelenkt und leuchtet auf, als er sie berührt. Das veranschaulicht wieder einmal schön ihre gemeinsame Kraft. Als sie ihn das nächste Mal sieht, ist er überraschend real und überredet sie, mit ihm zu gehen. Oder so hofft er. Adrik verliert seinen Arm und Alina lässt fast das gesamte Gebäude einstürzen. Sie scheint tatsächlich mächtiger als der Darkling zu sein. Ein interessantes Finale für diese vierte Folge, die zumindest einige Teile des finalen Kampfes des zweiten Buches aufgreift. Trotzdem habe ich Alinas erblondetes Haar vermisst.

 

Was ich an dieser Folge liebe:

– Inej, die als Einzige zu Kaz durchdringt, wenn dieser in seinen Erinnerungen versinkt. Aber auch, wie er ihr zweimal einen Ausweg bietet.
– Nikolais Outfits mal wieder, überraschenderweise aber auch seine Interaktionen mit Alina (Wer braucht schon Mal?)
– die gesamte Wesper Scene, mit Wylans Schüchternheit und Jespers Eingeständnis, und ihrem KUSS

Was ich gerne anders erlebt hätte:

– mehr Grischa, die zusammen gegen den Darkling kämpfen wie im Buch
– mehr involvierte, tragende Materealki, ihre Entwicklungen, die beim finalen Kampf im Buch geholfen haben

 

Eisige Wellen auf Netflix

Diese vier Episoden behandeln die Geschichte von Leigh Bardugos zweitem Grishaverse-Band. Viele sagen, dass diese Fortsetzung nicht spannend ist und sie hätten das meiste davon vergessen. Ich erinnere mich an genug, um etwas enttäuscht zu sein. Ich liebte die Art, wie Alina sich mit vielen anderen Grischa verbündete, um schlussendlich mit einem großartigen Plan gegen den Dunklen zu kämpfen. Sie verloren einzig und allein wegen der überstürzten Ausführung angesichts des unerwarteten Angriffs. Hingegen scheinen viele Teile dieser Staffel übereilt.

Ich habe es genossen, all unsere liebgewonnenen Charaktere wiederzusehen und neue zu treffen. Nikolai, Tamar, Tolya und vor allem Wylan sind grandios besetzt. Sie schenken der Fantasiehandlung eine weitere Schicht von Unterhaltung und Tapferkeit. Andere Charaktere schienen jedoch hineingeworfen, vor allem Fruzsi, die emotional an den Darkling gebunden ist, ber keinerlei Hintergrundgeschichte hat.

Die Geschichte der Krähen hat bereits einen großen Teil ihres zweiten Buches, Crooked Kingdom, einbezogen. Natürlich wollten die Schreiber*innen eine richtige Geschichte für sie, und sie haben uns eine großartige Visualisierung von Kaz‘ Kampf mit seiner Vergangenheit geliefert. Alle anderen Krähen wurden bisher nicht näher erkundet. Ihr Handlungsstrang war ziemlich Kaz-zentriert. Nichtsdestotrotz haben wir viele tolle Momente mit allen fünf und vor allem mit Wylan und Jesper erlebt. Also vielen Dank für diesen Teil.

 

“Untertreibung wird überbewertet.”
“Ich mag es, wenn du mich zitierst.”
– Nikolai Lantsov

 

Ein letztes Lob gilt den fantastischen Kostüme, Effekten und Übergängen. Ich kann nicht oft genug sagen, dass ich diese Show, ihre Besetzung und den Großteil ihrer Umsetzung liebe. Meine einzige Beschwerde betrifft das übereilte Drehbuch. Wir werden sehen, wie viel mehr Inhalte aus den Grishaverse-Büchern diese Staffel abdecken und integrieren wird. Es gibt vier weitere Episoden, die ich nächste Woche kommentieren werde, wenn es mir die Zeit bis dahin erlaubt, einen weiteren, so umfangreichen Beitrag zu beenden.

 

Liebe Grüße, eure Sophia

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu