[Rezension] We Will Give You Hell von Lina Frisch *Rezensionsexemplar*

Wenn deine Wut zur magischen Kraft wird, die die Welt verändern kann
Es sollte der Sommer ihres Lebens werden: In Schweden wollen die 19-jährige Hellea, genannt Hell, und ihre Freunde vier Wochen lang die urtümlichen Wälder und das malerische Stockholm erkunden. Aber Hell wird aus diesem Urlaub nicht zurückkehren. Zumindest nicht als die Frau, die sie zuvor gewesen ist.
Denn Hell wird plötzlich von unerklärlichen Fieberschüben heimgesucht. Bei dem Besuch eines einsamen Wikinger-Grabs trifft die zunehmend verzweifelte Hell auf Astryd, eine mysteriöse Frau, die ihr eine schier unglaubliche Geschichte erzählt: Was Hell bislang als Wutanfälle und zuletzt als Fieber wahrgenommen hat, ist eine uralte Kraft, die das Schicksal der Welt und insbesondere der Frauen in Hells Hände legt.
In den dunklen Wäldern Schwedens dringt Hell bis in ihre tiefsten Abgründe vor und lernt schließlich, dass es keinen richtigen Weg gibt – nur den eigenen.

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Nordische Mythologie trifft Coming of Age

Cover und Klappentext dieses Buches haben mich unmittelbar angesprochen und abgeholt. Als Fan der nordischen Mythologie und Urban Fantasy konnte ich dieser Neuerscheinung nicht aus dem Weg gehen. Zudem ließen mich Charakterkarten und weitere Informationen vermuten, dass wir eine feministische, queere Geschichte vorfinden würden. In diesem Punkten hat das Buch auch absolut nicht enttäuscht. Unsere Protagonistin darf sich auf schleichende, wundervolle Weie verlieben und nicht nur sich selbst helfen, ihre Stimme in einer patriarchalen Gesellschaft zu finden. Ab der ersten Seite an steht Hellea für sich selbst ein und erhält zudem oft Unterstützung von ihren besten Freund*innen. Die junge Generation in diesem Buch gibt uns alle Hoffnung für eine sich wandelnde Zukunft, selbst ohne Magie.

 

Midsommar trifft Call me by your name

Unsere Protagonistin begibt sich mit ihren engsten und ein paar weiteren Freund*innen auf einen Wanderurlaub in Schweden. Lina Frisch entführt uns als Lesende mit ihnen in einen Sommer voller Fjorde und Freundschaft, der jedoch von Anfang an einen bitteren Beigeschmack hat. Auf den Spuren ihres Vaters beginnt Hellea schon bald mehr über sich herauszufinden und stößt dabei auf einen Cult, eine Gruppe von Frauen, die von Mutter Erde gesegnet wurden. Somit erhalten wir immer mehr mythologische und magische Einflüsse und die zuerst sehr realistische, freudige Erfahrung wird mit Mysterien aufgeladen. Geprägt von meiner Auseinandersetzung mit Ari Asters Midsommar konnte ich den Frauen in Vekja nicht so recht vertrauen. Ich werde jedoch nicht verraten, ob meine Skepsis berechtigt war. Viel mehr möchte ich lediglich sagen, dass ich durchaus mehrere Male von der Handlung überrascht wurde.

 

Ich denke an das, was Majvie über ihre Furcht davor, Kontrolle abzugeben, gesagt hat. Mir macht ein anderer Aspekt von Liebe Angst: die Macht, die man der anderen Person überträgt. – S. 361

 

Im Nachwort erklärt die Autorin, welche Teile ihrer eingewobenen Mythologie auf wahren Entdeckungen beruhen und welche sie selbst erdacht hat. Im Buch selber lässt sich diese Unterscheidung jedoch nicht wahrnehmen, denn Lina Frisch hat genug Realität eingebunden, um uns auch alle erfundenen Teile glauben zu lassen. Sie hat ihre eigenen Legenden geschaffen und der Geschichte so einen wundervoll, magischen Charakter verliehen. Nichtsdestotrotz beruht die Handlung auf vielen, sehr realistischen Strukturen und Ungerechtigkeiten, die Frauen über Jahrhunderte erdulden mussten. Ihr Umgang mit diesem leidenschaftlichen Erbe und ihre Definitionen von Wut und Stärke haben mich durchaus gerührt. An wenigen Stellen sehe ich noch ungenutztes Potenzial – z.B. angesichts der vielen Frauencharaktere, die die Handlung vorantreiben, in ihrer Vielfalt aber teils grau bleiben. Kleinere Ungereimtheiten im Zeitplan bereiteten mir zudem ein wenig Kopfzerbrechen während des Lesens. Zwischenmenschliche Beziehungen sind einerseits, was das Buch vorantreibt und besonders macht, andererseits erscheinen mir diese am Anfang zu sehr auf Konflikte gedrängt, um die Handlung zu ermöglichen. An vielen Rädchen ließen sich noch Verbesserungen vornehmen, um sowohl dem Urban- als auch dem Fantasy-Charakter des Buches volle Wirkung zuzugestehen. Dennoch ist der Autorin eine wundervolle Mischung aus beiden Formen gelungen.

 

Fazit

Der Autorin ist ein magischer, feministischer Urban Fantasy-Roman gelungen, der unsere Spannung durchweg weckt und mein Herz mit den zwischenmenschlichen Beziehungen erobert hat. Trotz kleiner Makel und ungenutztem Potenzial habe ich aufregende Stunden mit diesem Buch und seinen diversen Charakteren verbracht.

 

 


Die Autorin:

Lina Frisch, Jahrgang 1997, ist eine deutsche Schriftstellerin und Feministin. Sie kommt aus Flensburg, wo sie oft am Strand zu finden ist – dem perfekten Ort, um sich in fantastische Welten treiben zu lassen. Ihre Liebe zu Geschichten entdeckte sie bereits im Kindergarten und schreibt selbst, seit sie einen Stift halten kann. Mehr auf Instagram unter linafrisch_autorin oder auf www.lina-frisch.de Q

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