Sara verlebt eine glückliche Kindheit im Frankreich der 1930er Jahre – bis die Nazis ihr Land besetzen. Eines kalten Tages im März 1943 muss das jüdische Mädchen vor den heranrückenden deutschen Soldaten fliehen und wird dabei von ihren Eltern getrennt. Ihr Mitschüler Julien, den Sara bisher stets wegen seiner Behinderung gehänselt hat, findet sie. Allen Gefahren zum Trotz verstecken er und seine Familie Sara viele Monate lang. Doch die Handlanger der deutschen Besatzer kommen ihnen auf die Spur …
Palacio knüpft geschickt (aber unnötigerweise) an ihren Bestseller an
Dieses Buch zum ersten Mal vor Augen hatte ich während meines Praktikums bei Hanser vor gut einem Jahr. Die vorherigen Bücher der Autorin habe ich bisher nicht gelesen, jedoch die ergreifende Verfilmung zu Wunder geliebt. Außerdem hat mich bereits der Trailer der White Bird-Verfilmung zu Tränen gerührt. Wie könnte er auch nicht? Die Thematik dieses Buches und somit auch des Filmes ist leider sehr ernst und historisch real. Diese Geschichte hätte sicher auch ohne den Erzählrahmen, die sie mit dem Bestseller der Autorin verknüpft, eine breite Leserschaft gefunden. Ich war von ihm teils irritiert, da er erzwungen wirkte, andererseits genoss ich die bloße Prämisse einer Konversation zwischen verschiedenen Generationen. Und Sprecherin Hildegard Schmahl verleiht Julians Großmutter wirklich einen traumatisierten Unterton, aber auch eine unfassbar starke Persönlichkeit.
Eine gekürzte und dennoch detailreiche Lesung
Die Handlung dieses Buches teilt sich in ein Gespräch zwischen Enkel und Großmutter in der Gegenwart und gleich mehrere Jahre in der Vergangenheit. Sascha Icks vermag es im Großteil der Geschichte, uns Saras erschreckendes, leider sehr realistisches Schicksal als junges Mädchen einfühlsam und mitreißend zu präsentieren. So erzählt sie von der deutschen Besatzung, die Saras Leben aus den Fugen reißt, Freundschaft und Aufopferung, Freundlichkeit und sogar Liebe. Die Entwicklung der Protagonistin wird uns trotz gerade einmal 5 Stunden authentisch vor unsere inneren Augen geführt. Wir leiden und freuen uns mit ihr. Nicht selten hatte ich beim Hören Tränen in den Augen. Die Geschichte erinnert an die Schrecken des zweiten Weltkriegs und der Nazi-Ideologie, erzählt aber einfühlsam und der Zielgruppe entsprechend von ihnen.
Fazit
Von den Diskussionen um die Autor*innenschaft dieses Buches abgesehen, habe ich diese Geschichte auf ihre erschreckende, realistische Weise genossen. Der Erzählstil scheint mir der Zielgruppe angemessen und schafft es dennoch, die schockierenden Geschehnisse des zweiten Weltkrieges authentisch und rührend – auch für Erwachsene – zu schildern.
Die Autorin:
R.J. Palacio lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in New York. Zwanzig Jahre lang gestaltete sie als Art Director die Cover für die Bücher anderer Leute und wartete auf den richtigen Moment, ihr eigenes Buch zu schreiben. Dann traf sie eines Tages vor einem Eisladen ein ganz besonderes Kind, und der Moment war gekommen. Wunder ist ihr erster Roman. Q
Die Sprecherinnen:
Sascha Icks, geboren 1967 in Düsseldorf, erhielt ihre Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München und wurde 2000 von der Zeitschrift »Theater heute« als Beste Nachwuchsschauspielerin nominiert. Neben diversen Engagements in München, Wiesbaden, Mainz, Frankfurt und Bremerhaven arbeitet sie erfolgreich als Sprecherin fürs Radio und für Hörbücher. Sie stand mit vielen Titeln auf der hr2-Hörbuchbestenliste, wurde mit dem BEO und 2020 mit dem Deutschen Hörbuchpreis in der Kategorie »Bestes Kinderhörbuch« ausgezeichnet. Sie hat die »Glücksbäckerei«-Reihe von Kathryn Littlewood und die »Penderwicks«-Reihe von Jeanne Birdsall gelesen. Sascha Icks ist eine vielstimmige, lachende und mitfühlende Sprecherin. Q
Hildegard Schmahl, geboren 1940 in Pommern im heutigen Polen, spielte unter anderem am Hamburger Thalia Theater, den Münchner Kammerspielen und den Salzburger Festspielen. Parallel zu ihrer Arbeit am Theater ist sie regelmäßig in TV-Produktionen und Kinofilmen zu sehen. Q