[Hörbuch] Die Wayfarer-Saga 1: Das Lied der Nacht von C.E. Bernard *Rezensionsexemplar*

»Ich erzähle euch eine Geschichte. Sie beginnt in einem finsteren Tal mit hohen, schneebedeckten Bäumen. Sie beginnt mit einem einsamen Wanderer in den fahlen Stunden des Zwielichts, in der bläulich glänzenden Dämmerung. Sie beginnt mit einer Frage. Fürchtet ihr euch?«

Die deutsche Fantasy-Autorin C.E. Bernard hat ein episches, bewegendes und beeindruckendes Meisterwerk geschaffen, das High-Fantasy-Leser feiern werden. »Das Lied der Nacht« ist die Geschichte des in sich gekehrten Wanderers Weyd und der mutigen Bardin Caer, die gemeinsam vor einer fast nicht zu bewältigenden Aufgabe stehen: Feuer in einer Welt entzünden, in der Schatten, Albträume und Furcht regieren. Und die einzige Hoffnung, die sie in diesem Kampf haben, ist ein Lied …

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Eine neue Reihe, ein neues Abenteuer

Von C.E. Bernard wurde ich in den letzten Jahren bereits mit zahlreichen fantastischen Geschichten versorgt. In mein Herz schrieb sie sich mit ihrer Palace of Glass-Reihe, die ich seit 2018 rezensiert habe. Im letzten Winter genoss ich dann zudem ihr Retelling der Schneekönigin, welches eine unerwartete Wendung nimmt. Umso gespannter war ich nun auf diese neue Reihe, die bereits in den Jahren davor erschien, bei mir aber leider erst später einzogen. Besonders überraschte mich zuerst, dass die Protagonist*innen bereits eine zu erkundende Vorgeschichte teilen und auch schon einige Lebensjahre mit sich herum tragen. Da bestand von Anfang an viel Potenzial für packende Hintergrundgeschichten und zahlreiche Geheimnisse. Und dieser Erwartung wurde die Autorin bereits gerecht.

 

Eine neue Welt

Mit dem Königreich Schur baut C.E. Bernard eine originelle neue Gemeinde auf, die unserer erschreckend ähnlich ist. Vor allem mit den Reaktionen der Einheimischen gegenüber „Entwurzelten“ schafft die Autorin eindrucksvolle Parallelen zu unserer Realität, die derzeit wieder hochaktuell sind. Ebenfalls sehr von sich überzeugen konnte mich die gesamte Lore begeistern, welches uns in mehrere Erzählungen nahegebracht wird. Und mich persönlich hat sie mit ihrem düsteren Ambiente und der bevorstehenden Quest sehr an Tolkien erinnert. Dabei ist das gesamte Buch selbst als Erzählung eingeführt wurden und endet somit auch wieder mit der wagen, aber uns in die richtige Stimmung versetzenden Rahmenhandlung. Die Geschichte ist nicht nur selbst eine, sondern spielt auch häufig auf Erzählungen an. So veranschaulicht sie zudem die gefährliche Macht des Wortes und unterdrückender Narrative.

 

Neue Charaktere und Beziehungen

Um unsere Protagonist*innen findet sich während dieses ersten Bandes ein unterstützendes Team zusammen. Zwar sind die meisten bereits von Anfang an dabei, doch auch neue Gesichter und unerwartete Fertigkeiten kommen hinzu. Wie ich es bereits aus den vorherigen Büchern der Autorin gewohnt bin, verlor ich mein Herz schnell an Nebencharaktere, deren Geschichte nicht immer gut endet. Zugleich bleiben aber viele Hintergrundgeschichten noch unerzählt und werden hoffentlich zu einem späteren Zeitpunkt gelüftet. Denn momentan stellen sich mir durchaus noch einige Fragen, die vor allem die einzelnen Fertigkeiten der Figuren betreffen. Dahingegen empfand ich den Schreibstil der Autorin sehr märchenhaft und figurativ, da C.E. Bernard bestimmte Szenen bewusst nebeneinander aufbaut und in kurzen Wechseln erzählt. An anderen Stellen fühlte ich mich hingegen zu sehr an die Hand genommen, wenn Verknüpfungen zu offen und zu nachdrücklich erzählt wurden. So entsteht eine Dynamik, die für die kommenden zwei Bände noch großes Potenzial liefert. Von dem bevorstehenden Abenteuer ganz abgesehen.

 

Fazit

Dieser gelungene Auftakt entführt uns in eine neue Welt voller Geheimnisse, Magie, Musik und Abenteuer, die unserer aber doch in einigen Belangen erschreckend ähnlich ist. So gelingt es der Autorin, uns mit ihren komplexen und sicher auch zukünftig überraschenden Charakteren vertraut zu machen, uns aber zugleich auch unsere eigene Welt und deren teils unterdrückenden Bedingungen vor Augen zu führen. Das Abenteuer von Weyd, Caer und Co hat soeben erst begonnen und noch viel Potenzial.

 

 


Die Autorin:

C.E. Bernard ist das Pseudonym von Christine Lehnen, die 1990 im Ruhrgebiet geboren wurde und seitdem in Kanada, den Vereinigten Staaten, Australien und Paris gelebt hat. Sie studierte die Fächer English Literatures and Cultures und Politikwissenschaft, seit 2014 lehrt sie Literarisches Schreiben an der Universität Bonn. Daneben promoviert sie an der University of Manchester über Neuerzählungen des Trojanisches Krieges, erwandert das Siebengebirge und mentoriert zukünftige Talente für PAN e. V. Ihre Kurzgeschichten wurden mit den Literaturpreisen der Jungen Akademien Europas und der Ruhrfestspiele Recklinghausen ausgezeichnet, ihre Romane waren für den RPC Fantasy Award und den Lovelybooks-Leseraward nominiert. Ihre Palace-Saga und der Wayfarer-Saga schrieb Christine Lehnen auf Englisch – diese beiden auf Deutsch erschienenen Reihen wurden ins Deutsche zurückübersetzt. Q

Der Sprecher:

Oliver Siebeck, geboren 1961, ist als Synchronsprecher aus zahlreichen Fernsehproduktionen bekannt. So wirkte er unter anderem in den deutschen Fassungen von »Prison Break«, »Two and a Half Men« und »Dragon Ball Z« mit. Dank seiner dunklen, prägnanten Stimme ist er außerdem ein beliebter Hörbuchsprecher. Q

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