Dieses Hörbuch wurde in zwei Teile geteilt. Diese Entscheidung kann ich nicht ganz nachvollziehen, da die Spiellänge insgesamt nur etwa 21 Stunden beträgt. Das ist nicht allzu lang, vielleicht aber etwas zu lang für die vorwiegend jugendliche Zielgruppe. So habe ich allemal versucht, mich nach dem ersten Teil dieses Bandes zurück zu halten und nicht direkt weiter zu hören. Zugegebenermaßen war das schwierig, was schon einiges aussagt. Aber natürlich möchte ich noch etwas mehr ins Detail gehen…
Midas. Herrscher des sechsten Königreichs. Man nennt ihn den goldenen König. Ich habe mich viel zu lange von seiner glänzenden Fassade täuschen lassen, habe mich belügen, manipulieren und ausnutzen lassen. Doch das ist jetzt vorbei. Weder er noch irgendjemand sonst wird mich noch einmal einsperren. Dank eines verführerischen Fae-Kriegers habe ich meine Stärke gefunden, und dadurch ändert sich alles. Bisher war ich im Kampf der Könige um Macht und Einfluss nur eine goldene Spielfigur. Doch ein einziger Zug kann das ganze Spiel verändern. Und diesmal werde ich diesen Zug machen …
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Bisher…
Den ersten Band dieser Reihe habe ich im vergangenen Oktober gehört und eher mittelmäßig bewertet. Die grundlegende Idee gefiel mir als Fan von Retellings sehr gut, jedoch fehlte mir etwas Charakterentwicklung. In meiner Rezension für den zweiten Band bemerkte ich dann, dass ich den ersten Band lieber als Vorgeschichte oder in Flashbacks gelesen hätte. Mit allem, was im zweiten Band geschieht, erscheint mir der Auftakt recht langweilig und zu toxisch, um angenehm zu sein. In der Fortsetzung hat Auren bereits unglaubliche Fortschritte gemacht. Mit den neuen Charakteren wurde die Geschichte immer packender und sogar ein wenig prickelnd. Im dritten Band, so war uns direkt klar, würde Aurens neues Ich sich nun mit ihren alten Gewohnheiten und ihrer toxischen Beziehung auseinandersetzen. Ob ihr ihre neuen Bekannschaften dabei zur Seite stehen würden, stand noch etwas in den Sternen.
Alte Muster
Das Aufeinandertreffen von Aurens Welt des ersten und jener des zweiten Bandes war durchaus spannend. Midas und Riss finden sich an einem Ort wieder und Auren zwischen ihnen. Jedoch dreht sich die Geschichte trotz allem nicht um ein Liebeseck, sondern um Aurens charakterliches Wachsen. Ich habe die anderen Charaktere, die ich im zweiten Band gern gewonnen habe, etwas vermisst. Stattdessen haben wir aber zu guter Letzt noch ein paar spannende neue Figuren dazu gewonnen. Ich hoffe sehr, dass vor allem die queeren unter ihnen noch etwas mehr Rolle bekommen. Sollten sie in Aurens feministischen Befreiungskampf mitwirken, wäre mein Glück perfekt. Mit Slate hat sie auch durchaus einen mächtigen Verbündeten, wobei die sexuelle Spannung zwischen ihnen ihr Vertrauen in ihn übersteigt. Das meine ich nicht negativ, sondern zeugt von Aurens Entwicklung. Wenn sie eines gelernt hat, dann sich nicht mehr auf Männer zu verlassen.
Neue Entwicklungen
Von Auren abgesehen erhalten wir auch Einblicke in Midas‘ Geist und die Gedanken und Taten seiner Königin. Alle drei individuellen Stimmen werden facettenreich von den drei Sprecher*innen vertont. Die mutigen Aktionen der Königin haben mich zuerst sehr stolz gemacht und erfreut. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, ob die Autorin sie als Heldin oder als verzweifelte, erzwungene Antagonistin darstellen wird. Ich bin allemal gespannt, wie sich ihre Geschichte weiter entwickelt, da ich anfangs sehr für sie mitgefiebert habe. Midas hingegen kann zur Hölle fahren, selbst wenn wir durchaus nachvollziehen können, warum er wie handelt. Was seine Entscheidungen aber keineswegs entschuldigt. Dennoch schafft es Raven Kennedy, diesen Bösewicht dreidimensional darzustellen. Sicherlich werden wir von ihnen allen noch mehr Hintergrundgeschichten erhalten, während sich die Handlung weiter entfaltet.
Weiter im Text
Der Cut wurde durchaus an einer guten Stelle gesetzt, die einem kleinen Cliffhanger gleichkommt. Jedoch wäre ich von diesem Ende als Abschluss eines eigenen Bandes durchaus enttäuscht gewesen. Zum Glück musste ich mich nicht lange gedulden und konnte schnell weiterlesen. Der Cut erwies sich auch insofern als intentional gesetzt, dass wir im zweiten Teil Midas‘ Perspektive verlieren. Stattdessen erhalten wir, wie bereits lange erhofft, Slates POV. Leider riss mich die Stimme des Sprechers immer mal wieder aus dem Fluss, da er für meinen Geschmack und meine Wahrnehmung des Charakters einfach zu alt klar. (Hierbei muss gesagt werden, dass es anscheinend ein und derselbe Sprecher von Midas‘ POV ist. Dementsprechend muss ich Julian Horeyseck diese Bandbreite durchaus zugute halten.)
Der Autorin ist es jedoch gut gelungen, uns trotz Slates zusätzlicher Perspektive über manche Dinge bis zuletzt im Dunkeln zu lassen. So erleben wir gekonnt Aurens Überraschung angesichts einiger Offenbarungen, die für Slate eben keine wären. Ich bin mir schlussendlich aber nicht sicher, ob wir seinen POV wirklich gebraucht hätten. Sie bestätigt größtenteils nur, wie er zu Auren steht, was wir jedoch bereits vermuten. Auch sein letztes Kapitel (Epilog) ist meiner Meinung nach etwas unnötig, da ich mir soweit alles auch von Aurens Perspektive erschließen konnte.
Etwas überzogen und überdramatisiert…
… erschien mir auch die gesamte Exposition um Midas zum Ende hin. Bereits zuvor muss ich gestehen, dass mir Auren zu naiv gehandelt hat für all die vollzogene Entwicklung. Doch bis zur Exposition wird ihr vieles doch unwillig aus der Hand genommen. In dieser werden hingegen einige Geschehnisse in der Vergangenheit noch einmal mehr oder neu kontextualisiert. Jedoch führt das meiner Meinung nach nicht dazu, die Charaktere zu zeichnen, sondern eher, ihn weiter zu verdammen und Aurens Wut zu rechtfertigen. Dabei hätte es das nicht gebraucht nach allem, was sie durchlitten hat. Dementsprechend fand ich diese Hintergrundgeschichte etwas überzogen und zu gewollt. Auch zog sich die letzte Szene wahrlich über mehrere Stunden. Sie ist durchaus intensiv, durch den Perspektivwechsel und die Exposition aber zu langwierig.
Fazit
Dieser dritte Band beginnt und endet auf eine Weise, die uns durchweg in Atem hält. Auren entwickelt sich wahrlich weiter, ebenso ihre Beziehung zu ihren Love Interests–wenn wir Midas noch so nennen wollen. Ich habe die 21 Stunden verschlungen und setzte die Reihe bald fort!
Die Autorin:
Raven Kennedy wurde in Kalifornien geboren. Ihre Liebe zum Lesen hat sie schließlich dazu gebracht, eigene Welten zu kreieren. Sie hat bereits mehrere Buchserien veröffentlicht, der Durchbruch gelang ihr mit der international millionenfach verkauften «The Darkest Gold»-Reihe, einer dunklen Neuinterpretation des König-Midas-Mythos. Q
Die Sprecher*innen:
Regine Lange ist ausgebildete Musicaldarstellerin und seit mehreren Jahren hauptberuflich als Sprecherin in den Bereichen Hörbuch, Hörspiel, E-Learning und Synchron tätig. Q
Janina Sachau. In Dortmund geboren, Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Danach führten sie Theaterengagements nach Darmstadt, Freiburg, Düsseldorf, Berlin, den Salzburger Festspielen und nach Essen. Als Sprecherin arbeitet sie für verschiedene Radiosender und Ton- und Synchronstudios und zudem als Schauspielerin für Film und Fernsehen. Q
Julian Horeyseck hat seine Schauspielausbildung in Hamburg absolviert, nach ein paar Jahren am Theater jedoch entschlossen, sich voll und ganz hinter das Mikrofon zurückzuziehen. Er spricht Hörbücher, Hörspiel und vieles mehr. Q