Hallo meine lieben Reisebegeisterten,
wie viele von euch bestimmt bereits wissen und ich hier definitiv auch einige Male erwähnt habe, durfte ich das letzte halbe Jahr, bzw. dreieinhalb Monate im wunderschönen Edinburgh verbringen. Ein Semester im Ausland zu studieren, ist definitiv eine Erfahrung, die ich jedem nur ans Herz legen kann. Man lernt nicht nur, für sich selbst zu leben und zu sorgen – noch einmal auf ganz andere Weise als in der gewohnten Umgebung -, sondern auch, sich mit anderen Kulturen und verschieden gesinnten Menschen auseinander zu setzen. Das kann am Anfang ganz schön überfordern und sich sicherlich in einigen Situationen auch sehr schwer bewerkstelligen lassen, doch eine solche Erfahrung, die sich im Nachhinein meist vor allem positiv und in einem erweiterten Verständnis für eben verschiedene Kulturen, Sprachen und Menschen widerspiegelt, wird einem nur selten so einfach und bedingungslos ermöglicht wie während des Studiums. Durch die an der Universität entstehende „Zwangs“gemeinschaft kommt man auch in Corona-Zeiten mit Menschen in Kontakt und kann nicht nur seinen Wortschatz, sondern auch seine Sozialkompetenz ausbauen – wenn man denn will. Hier habe ich gelernt, dass es definitiv darauf ankommt, offen an die ganze Sache heran zu gehen und sich auch seinen Ängsten zu stellen. Natürlich wird es immer Leute geben, die besser, flüssiger und leichtfertiger sprechen, mit anderen umgehen oder im Allgemeinen agieren, aber deswegen den Kopf in den Sand zu stecken versaut einem am Ende nur die Zeit, die man eben sehr begrenzt zur Verfügung stehen hat. Was aber ebenso sehr zählt, wie aus sich heraus zu gehen und sich hin und wieder seinen Ängsten zu stellen, um neue Erfahrungen zu sammeln und unbekannte Dinge kennenzulernen, ist es, sich Zeit für sich selbst zu gönnen. Mit so vielen neuen Eindrücken und Kontakten, nebenbei auch noch der Uni und dem damit verbundenen Stress, braucht man definitiv auch mal einen Abend für sich, eine Folge der liebsten Serie oder, wenn man denn tatsächlich so viel Zeit findet, ein erholsames oder spannendes Buch. Mit letzterem konnte ich aufgrund eines belegten Literaturseminars, für welches ich bereits einiges lesen musste, in meinen dreieinhalb Monaten in Schottland nicht allzu viel anfangen, aber umso mehr habe ich es genossen, mich zu einer Watch-Party mit Freunden von Zuhause zu verabreden oder einen Abend nur mit einer weiteren, sehr liebgewonnenen Person vor Ort zu verbringen. Es sind die spannenden Momente in neuen Umgebungen und mit besonderen Aktionen, die einem in Erinnerung bleiben, aber ebenso sehr zählen jene Augenblicke, in denen man spürt, dass man beinahe zuhause ist, da man keinerlei Stress oder Anspannung, sondern nur Freude und Geborgenheit fühlt. Steht euch so eine Auslandserfahrung bevor, dann haltet die Augen nach beidem Ausschau.
Was natürlich auch immer eine wichtige Rolle spielt, wenn man sich in ein neues Land begibt, sind die Sehenswürdigkeiten und der Drang, möglichst viel von dieser neuen Kultur und ihren Schätzen zu entdecken. Dank der gesamten derzeitigen Situation war mir das von September bis Dezember leider nicht so uneingeschränkt vergönnt, jedoch hat dies nicht nur unheimlich Geld gespart, sondern auch einiges an Druck und Stress von mir genommen. Da wir ab einem gewissen Datum nicht mehr außerhalb unserer Zone, die nicht viel mehr als Edinburgh umfasst hat, reisen durften, habe ich mich vor allem in den letzten Wochen darauf konzentriert, noch einige Highlights vor Ort in Edinburgh abzuklappern – vor allem Restaurants, zu deren veganer Reichweite ich euch in ziemlich genau zwei Wochen einen Bericht bieten möchte. Heute soll es aber noch etwas mehr darum gehen, was ich sehen und erleben durfte, als man eben noch reisen durfte. Im vor allem ersten Monat meines Aufenthalts in Schottland zog es mich in drei weitere Städte mit ganz verschiedenen Größen, die ich hier kurz erwähnen und kommentieren möchte.
St. Andrews
Diese Stadt erhielt vermutlich erstmalig Einzug in das Gedankengut des Durchschnittsburgers, der nicht unbedingt aus der UK stammen muss, in der Liebesgeschichte von William und Kate, die sich eben dort an der Universität kennengelernt haben. Diese Institution war tatsächlich auch unser erster Anlaufpunkt, wobei es eben in keiner Weise in ihrem Umfang mit anderen vergleichbar ist. Aber das gilt eben für den gesamten Ort: eine vielfältige Einkaufsstraße, ein paar interessante Nebenstraßen, aber dann hört es – fast – schon auf mit dem belebten Bereich der schottischen Stadt. Wofür St. Andrews nämlich bekannt ist, ist wohl seine Ruhe und Zurückgezogenheit verbunden mit den riesigen Golfwiesen, die direkt an das Meer angrenzen. Auch die Swilken Bridge, die mitten auf einem kleineren Golfplatz stehend als eines der Top-Sehenswürdigkeiten in dieser Stadt ausgeschrieben wurde, strahlt Gelassenheit und einen ruhigen Lebensstil aus. Insgesamt könnte man den Strand meiner Meinung nach als eines der Highlights dieser Stadt bezeichnen, ist man ihm doch gefühlt die ganze Zeit nahe und kann den Ausblick übers Meer genießen. Auch das St. Andrews Castle und die Ruine einer gigantischen Kathedrale liegt schnell zu Fuß erreichbar und sollte mit abgeklappert werden, wenn man sich mal in das kleine Städtchen verliert. Wer große Abenteuer sucht, wird in St. Andrews vermutlich eher nicht fündig, aber für schottischen Charme, einen guten Whiskey, Fish’n’Chips oder in meinem Fall einen grandiosen veganen Burger im Tailend Restaurant oder einen entspannenden Spaziergang am Strand ist diese Stadt definitiv der richtige Ort!
Dunbar
Wer St. Andrews klein und langweilig findet, kann den nächsten Absatz getrost überspringen. Dunbar ist verglichen mit Edinburgh, aber auch St. Andrews winzig. Die Stadt besteht praktisch aus einer einzigen Straße und bietet neben dem Hafen und der dort angesiedelten Ruinen, sowie dem Geburtshaus von John Muir nicht viel zum Besichtigen. Aber ganz ehrlich? Man muss keine Stunden dort verbringen, für uns haben vier vollkommen gereicht, aber bereut haben wir den Ausflug definitiv nicht. Die Zugreise war unser einziger Kostenpunkt, der Rest war wunderbar erlaufbar und unheimlich gut genießbar. Das Strandgebiet ist hier mit vielen Steinen besiedelt, bietet gerade deswegen aber einen unglaublichen Anblick, während die Hauptstraße einige unheimlich liebenswerte, süße und eigenständige Läden und Cafés aufweist. Wer mit John Muir noch nichts anfangen kann, der kann den ganzen Stolz dieser Stadt in dem kostenfreien Museum in dessen Geburtshaus kennenlernen und zudem interessante Fakten über die Natur der U.S.A. sammeln. Wie das zusammenhängt? Findet es selbst heraus! Wir sind nicht sonderlich lange geblieben und haben auch unser Essen selbst mitgeführt, anderenfalls hätte ich wohl am ehesten Hector’s Artisan Pizzeria einen Besuch abgestattet.
Fun Fact: Wer sich in schottischen Städten auf die Besichtigung von Burgen, „Castles“ oder eben auch Häfenbauten wie Batterien freut, sollte sich im Vorfeld besser erkundigen, ob man wirklich etwas zu sehen bekommt, oder eben nicht zu hohe Erwartungen mitbringen. Die meisten derartigen Bauten, so zum Beispiel auch das Schloss in St. Andrews sind nichts mehr als Ruinen, die deswegen zwar nicht weniger Geschichte beherbergen und sicher auch einen Besuch wert sind, aber eben nicht ganz vielermanns Hoffnungen erfüllen.
Glasgow
Auch wenn diese ökonomische Hauptstadt Schottlands für viele wohl unheimlich interessant und besuchenswert scheint, würde ich beide zuvor kommentierte Städte jederzeit vorziehen. Auch ich wollte unbedingt nach Glasgow, denn immerhin ist es eine der zwei Städte Schottlands, von denen wohl jeder schon einmal gehört hat, jedoch war ich am Ende eher… nun ja, enttäuscht. Dabei hat die Stadt definitiv auch ihre Highlights. Angekommen am Bahnhof wurden wir nach Sonnenschein in Edinburgh zwar ersteinmal mit dem sehr typischen Regen begrüßt, doch davon wollten wir uns natürlich nicht die Laune versauen lassen. Wir hatten sowieso vor, ein paar Museen und Galerien zu besuchen und da war das dann gar nicht so schlimm. Durch den durchaus äußerst schönen Kelvingrove Park, in dem die Kelvingrove Art Gallery und das dazugehörige Museum leider zu diesem Zeitpunkt geschlossen waren, machten wir uns auf den Weg zur University of Glasgow – zumindest dem Teil dieser, der durchaus sehenswert ist. Und ja, dieses Gebäude hat mich zugegebenermaßen mit seiner Ausstrahlung und Schönheit beeindruckt. Abgeschwächt wurde der Eindruck jedoch sogleich von der nur wenige Meter daneben liegenden Bibliothek, die nicht mehr als ein Betonklotz war. Nun ja, es kann ja nicht jedes Gebäude bereits vor hundert Jahren erbaut und mit Stil versehen wurden sein. Auch das Mackintosh House war eher kein schöner Anblick von außen, beherbergt jedoch eine interessante Galerie mit Gemälden verschiedenster Epochen. Auch das Hunterian Museum war äußerst informativ und auch wunderschön zu besuchen, selbst wenn man sich für die darin ausgestellten Objekte absolut nicht interessiert. Wenn man die Stadt besucht, sollte man auch der Kathedrale und der dahinterliegenden Necropolis einen Besuch abstatten, wird jedoch sicherlich auf dem Weg dorthin feststellen, wie kontrastreich Glasgow aufgebaut ist. Dieser Zwiespalt zwischen altertümlichen Gebäuden und Denkälern, sowie neuartigen, geschmacklosen Bildnissen hat mich eher missmutig gestimmt und der Stadt in meinem Gedächtnis keinen sonderlich guten Eindruck eingebrannt. Dennoch kann ich zum Beispiel von einem abendlichen Spaziergang durch das Stadtzentrum, vorbei an den feierlich aufbereiteten und beleuchteten City Chambers, absolut nicht abraten. Außerdem zeichnet sich Glasgow für mich sehr positiv für seine breite Auswahl veganer Restaurants und Angebote aus, von denen ich aufgrund meiner kurzen Aufenthaltsdauer leider nichts wirklich versuchen konnte. Einzig der Kcal Kitchen statteten wir einen Besuch ab, wo es für mich aber auch nur – wenn auch sehr schmackhafte – Süßkartoffelpommes und einen Salat dazu gab. Abends haben wir dann auf dem Weg zurück nach Edinburgh noch etwas bei The Glasvegan mitgenommen, einem kleinen Café mit einer jedoch äußerst breiten Auswahl an Speisen, inklusive grandioser Kuchen-Leckereien, die ich am liebsten alle probiert hätte.
Selbstverständlich gibt es in Schottland noch so viel mehr zu entdecken, was ich mir auch für die Zukunft vornehme, in diesen drei Monaten um spektakulären Jahr 2020 jedoch nicht möglich war anzusehen – zumindest nicht legal. Auch wenn ich immer sehr nah um Edinburgh bleiben musste, habe ich meiner Meinung nach dennoch sehr viel gesehen und erleben dürfen. Das werde ich auch demnächst noch weiter ausführen, wenn ich euch durch eine kleine viertuelle Tour durch die schottische Hauptstadt selbst mitnehme und euch dann auch auf eine kulinarische Reise einlade. Als frische Veganerin hatte ich in Schottland unheimlich viel zu entdecken, was ich nur allzu gerne mit euch teilen möchte. Mit diesen drei oben aufgeführten Städten und meinen Erlebnissen in ihnen habe ich in euch heute aber hoffentlich genug Fernweh geweckt.
Welche Städte oder Orte in Schottland wollt ihr denn unbedingt einmal besuchen? Auf meiner Liste steht zum Beispiel Inverness ganz oben!
Liebe Grüße, eure Sophia