Becca und Charlie kennen sich schon seit Jahren – seit Charlie und Beccas beste Freundin Ally an der Uni ein Paar wurden. Und seit sie sich kennen, verbindet die beiden eine leidenschaftliche Feindschaft. Eigentlich sollte Allys viel zu früher Tod dazu führen, dass Becca und Charlie sich nie wiedersehen müssen. Aber Ally hatte andere Pläne … und eine unvollendete Bucket List. Wie es aussieht, werden Becca und Charlie noch eine Weile miteinander zu tun haben, während sie versuchen, mit ihrer Trauer und einem Leben nach Ally umzugehen. Und dabei weiter das Schlimmste ineinander hervorrufen. Oder doch nicht?
Was ich zu sagen habe…
Ich liebe einerseits Bücher, die uns durch mehrere Jahre im Leben unserer Protagonist*innen mitnehmen. Andererseits genieße ich ungemein die Spannung von Haters-to-Lovers-Beziehungen. Dieser Roman verbindet diese beiden Vorlieben. Es fiel mit zwar nicht leicht, mich zuerst mit ihm anzufreunden, doch danach verlief ich der Geschichte mehr und mehr. Becca ist zuerst sehr giftig und Charlie steht ihr in nicht viel nach. Sie beide finden sich mit einem unerträglichen Verlust wieder, doch statt sich zusammen zu raufen, machen sie sich fertig. Allein das Wissen, dass sich ihre Beziehung verändern und sie schließlich zusammenfinden werden, ließ mich weiterlesen.
Nach den anfänglichen Schwierigkeiten schloss ich unsere Protagonist*innen immer mehr ins Herz. Besonders ihre Differenzen machen ihre Begegnungen so wundervoll. Becca und Charlie zeigen einander neue Perspektiven auf ihr eigenes Leben und werden sogar im Streit inspiriert. Während er beruflich erfolgreich ist und finanziell gut gestellt ist, träumt sie vom Durchbruch und missgönnt ihm von Zeit zu Zeit seine Freiheit. Sie beide sind äußerst loyal, beinahe kompetitiv loyal, doch schlussendlich verbindet sie auch ihre Liebe zu Ally.
„Wir bringen das Schlimmste aneinander zum Vorschein.“ Es machte sie wirklich traurig.
„Wir bringen die Wahrheit aneinander zum Vorschein.“ Ihn schien das ganz und gar nicht traurig zu machen.
– S. 411
Über zehn Jahre dürfen wir die Entwicklung ihrer Beziehung miterleben. Wir sehen Becca und Charlie wachsen und dürfen auch Ally durch ihre Erinnerungen kennenlernen. Zudem stellt ihre verstorbene Freundin ihnen Aufgaben, die sie unweigerlich aneinander binden und die nicht längere Anwesende auf ganz eigene Weise charakterisiert. Die abzuarbeitende Bucket-List entführt uns auf kleine und große Abenteuer, wundervolle Events, schenkt uns Zukunftsvisionen, aber auch Rückblicke auf Charlie und Beccas gemeinsame Vergangenheit. Dass sie sich dabei miteinander zu arrangieren und einander zu lieben lernen, kommt beiläufig, seicht, ergreifend und schlussendlich sogar mit überwältigender Intensität.
Der Roman erzählt eine langwierige Liebesgeschichte, ist aber deswegen nicht langweilig. Obwohl unsere Hauptfiguren erst spät wirklich zu einander finden, entwickeln sie sich nichtsdestotrotz individuell. Ich habe die Einblicke in die Höhen und Tiefen ihrer Leben genossen, umso mehr, wenn sie diese gemeinsam analysiert haben. Dabei treten erneut ihre Differenzen wundervoll hervor und präsentieren ein vielfältiges Bild vom Leben. Nicht ein Weg, nicht eine Entscheidung, nicht eine Einstellung ist die oder der Richtige, sondern vielerlei Bemühungen und Entwicklungen führen uns voran. Mit seinem zuerst traurigen und dann immer hoffnungsvolleren Ton vermittelt das Buch einen wundervollen, inspirierenden Blick auf das Leben (und auch die Liebe) und dessen (und deren) Möglichkeiten. Hinter diesem umwerfenden Cover ersteckt sich schlussendlich eine ebenso wunderschöne Geschichte.
Fazit
In zehn Jahren wachsen unsere Protagonist*innen ohne einander, miteinander aber auch aneinander. Diese Haters-to-Lovers-Romanze braucht gut 150 Seiten, um gefangen zu nehmen, doch dann darf das Herz mit jeder weiteren Seite mehr flattern, hoffen und sich vor Liebe weiten.
Die Autorin:
Pernille Hughes ist Dänin, zog der Liebe wegen aber nach England, wo sie mit ihrer Familie in Buckinghamshire lebt. Bevor sie Autorin wurde, studierte sie Film und Literatur, schrieb für die Reisekolumne der ›The Sunday Times‹ und arbeitete für verschiedene Marketingfirmen in der Filmbranche, was zwischendurch auch bedeutete, sich einen Kopierer mit den Teletubbies zu teilen. Q