Hallo ihr Buchverrückten,
heute möchte ich euch zwei weitere Bücher vorstellen, die ich während meines Praktikums im Mai/Juni diesen Jahres entdeckt habe. Im Anschluss nahm ich sie mit nach Hause und las sie in den letzten Monaten. Sie sind meiner Meinung nach wundervolle Ergänzungen für das Bücherregal junger Menschen, aber auch älterer Personen, die sich nicht zu schade sind, mehr zu lernen und zu verstehen. Diese beiden Bücher schaffen Bewusstsein für die Stärke junger Menschen und die farbenfrohe Vielfalt der Menschheit. Als Schullektüre scheinen sie mir ebenso angemessen wie als Freizeitgestaltung.
Bi, cis oder non-binär? Ein Buch über Liebe, Identität und Sex, das für Respekt und Offenheit wirbt – rundum künstlerisch gestaltet und zeitgemäß illustriert
Kaum erblicken wir das Licht der Welt, landen wir in einer Schublade: Es ist ein Junge! Oder: ein Mädchen! Warum eigentlich? Und wie fühlen sich all jene, die sich mit dem Geschlecht auf ihrer Geburtsurkunde nicht identifizieren können? Wie reagieren, wenn der Schwarm der besten Freundin nicht männlich, sondern weiblich ist? Dieses Buch klärt auf über LGBTIQA+ und die Menschen hinter diesen Buchstaben. Es setzt sich mit gesellschaftlichen, gesundheitlichen und rechtlichen Fragen auseinander, lässt Betroffene zu Wort kommen und stellt Organisationen vor, die sich für Geschlechtervielfalt engagieren. Ein aktivistisches, ein empowerndes Buch, respektvoll, zeitgemäß und künstlerisch illustriert und gestaltet.
Ein Hingucker von außen bis zur letzten Seite
Bereits bevor ich dieses Buch das erste Mal in der Hand halten durfte, habe ich mich in seine Vielfalt verliebt. Dann kamen die ersten Prints an und ich war wahrhaftig verloren. Dieses Buch eignet sich nicht nur wundervoll für den eigenen Bedarf sondern ist optisch eines Geschenks würdig. Cover und Buchschnitt gehen fließend ineinander über und zaubern einen schönen Hingucker in eure Regale. Und auch mit dem Aufschlagen des Buches endet das Staunen nicht. Illustratorin Irmela Kautz hat das Innere ebenso farbenfroh und aufregend gestaltet. Die Farben und Flaggen, die die einzelnen Buchstaben heute repräsentieren, wurden kunstvoll in den einzelnen Kapiteln aufgegriffen. Porträts der interviewten und als Inspiration aufgeführten Personen lockern die Auseinandersetzung mit deren teils auch unschönen Erfahrungen durch ihren modernen Stil auf. Wobei ich im Allgemeinen sehr zu schätzen weiß, dass die Gespräche mehr Mut schaffen anstatt vor einem Coming-Out abzuschrecken, obwohl sie die teils mit ihm einhergehenden Anfeindungen nicht beschönigen.
Weder das Abhängen mit schwulen Freunden noch Serien wie Young Royals bringen macht einen schwul. Und man kann sich auch als Hetero mit ’ner schwulen Hauptfigur identifizieren, ohne dass einen das schwul macht. Was man aber als Hetero wählen kann, ist, wie man sich verhält. Ob man bei Homofeindlichkeit mitmacht, zuschaut oder eingreift, also kurz gesagt, ob man ein Ally oder ein Arschloch ist.
– Seite 61
Doch nicht nur das Auge bekommt hier viel geboten. Die Autorin schafft es, auch Menschen, die sich viel mit der Community beschäftigen und ihr vielleicht auch angehören, neue Informationen zu liefern. Somit dient das Buch sowohl queeren Personen als auch interessierten Cis-Heteros als ausgezeichnetes Nachschlagewerk. Ob ihr euch die Kapitel heraussucht, die für euch relevant scheinen oder das Buch von vorne bis hinten lest – ihr werdet sicher einiges Neues erfahren. Ich selbst habe vieles gelernt und komme über dieses Buch und seinen Inhalt sicher mit anderen in offene Gespräche. Auch meine eigene Sexualität habe ich etwas besser zu verstehen können und glaube, dass es auch anderen so gehen wird. Also wagt den Schritt, kauft euch oder anderen dieses Buch und öffnet euren Geist für die wunderbare Vielfalt unserer Art.
Fazit
Ein äußerlich, sowie auf physischer als auch inhaltlicher Ebene buntes und vielfältiges Buch. Die Autorin erklärt nicht nur, welche Personen sich mit den Buchstaben des geläufigen Kürzels identifizieren, sondern schenkt ihnen selbst Raum, ihre Erfahrungen zu teilen. Illustratorin Irmela Schautz unterlegt das Buch mit wundervollen Bildern, die den Text auflockern und manche Konzepte leichter begreiflich machen. Ein gutes Nachschlagewerk für Queers und auch für jene, die ihr Verständnis für alle Identitäten und sexuellen Orientierungen erweitern wollen.
Die Autorin:
KATHRIN KÖLLER [she/her] ist seit einigen Jahren in queeren Themen zuhause und glaubt daran, dass eine Gesellschaft der Vielfalt nicht nur möglich, sondern nötig ist. Sensibilität, Respekt und Perspektivwechsel findet sie dafür ein paar gute Zutaten. Versucht sie zu leben. Auch in ihrer Arbeit als Autorin und Übersetzerin für Kinder- und Jugendmedien. Heimat ist Berlin. Queergestreift – Alles über LGBTIQA+ ist ihr erstes Buch bei Hanser (2022; Illustrationen: Irmela Schautz). Q
Die Illustratorin:
IRMELA SCHAUTZ [she/her] liebt Themen, die inhaltlich und illustrativ herausfordern. Wenn sie sich so richtig der Recherche hingeben und dann mit kreativen Lösungen wieder aufschlagen kann, ist sie ganz in ihrem Element. Die freie Illustratorin studierte Malerei, Grafik sowie Bühnen- und Kostümbild. Seit 2012 lehrt sie an der Akademie für Illustration und Design in Berlin. Queergestreift – Alles über LGBTIQA+ ist ihr erstes Buch bei Hanser (2022; Text: Kathrin Köller). Q
Umwelt, Demokratie, Bildung – 25 Porträts von engagierten Young Rebels aus aller Welt ermutigen, selbst aktiv zu werden.
Sie kämpfen für die Umwelt, Minderheiten und Gleichberechtigung und engagieren sich gegen die Waffenlobby, Diskriminierung und Korruption. 25 Jugendliche im Kampf für eine bessere Welt. Greta Thunberg ist 16, als sie mit ihrem Schulstreik für die Umwelt weltweite Klimaproteste auslöst. Der 14-jährige Netiwit Chotiphatphaisal gründet eine Zeitung, um sich in Thailand für Demokratie, Redefreiheit und eine Bildungsreform einzusetzen. Malala Yousafzai bloggt von der Unterdrückung der Frauen in Pakistan als sie 11 ist. Und Felix Finkbeiner entwickelt in der 4. Klasse seine Idee, dass Kinder in jedem Land eine Million Bäume pflanzen sollten. Jugendliche auf der ganzen Welt zeigen soziales Engagement und bewirken wegweisende Veränderungen. Ihre Entschlossenheit inspiriert uns alle.
Inspirierende Aktionen und Einsätze engagierter Jugendlicher für Kinder ab 10 Jahren kurzweilig und interessant, zudem schön illustriert aufbereitet
Viel zu häufig muss ich in Gesprächen mit meinen Eltern die Augen verdrehen, da sie von mir aufgeworfene Namen nicht (wiederer)kennen. Dabei gehören diese doch zu Menschen, die unsere Gesellschaft und Welt im Moment vollkommen auf den Kopf stellen. Christine und Benjamin Knödler würden sicher nicht die Augen verdrehen, fänden sich aber mit ihrer Expertise und mir in einer ähnlichen Situation wieder. Ihr keine zweihundert Seiten umfassendes Buch stellt uns nämlich zahlreiche junge Menschen vor, die noch vor dem Ende ihrer schulischen Laufbahn weltbereichernde Erfindungen durchsetzten oder Aktionen starteten. Manche von ihnen – so Louis Braille und Greta Thunberg – sind sicher vielen ein Begriff. Sie stehen vermutlich mit Absicht zu Beginn des Buches. Doch selbst bei Louis fehlte mir bisher sein Hintergrund und seine Geschichte. Denn jede Bewegung – so berichtet dieses Buch eindringlich – beginnt mit einer individuellen Motivation und einem ganz persönlichen Erlebnis.
Diese Geschichten haben wir aufgeschrieben. Das hat uns verändert. Die „Young Rebels“ sind für uns zu einer Art moralischem Kompass geworden. Sie lehren Toleranz und Solidarität, sie machen vor, was es heißt, zusammenzuhalten und sich nicht beirren zu lassen. Sie sind für uns Vorbilder geworden.
– Seite 10 Vorwort
Bereits für Kinder ab 10 Jahren werden die entscheidenden Erlebnisse und weltbewegenden Momente der einzelnen Jugendlichen aufbereitet. Felicitas Horstschäfer bereichert die nicht mehr als sechs Seiten umfassenden Kapitel mit modernen Illustrationen. Diese zeigen den Leser*innen die thematisierten Persönlichkeiten und unterlegen deren Fokus mittels weiterer Darstellungen. Das Buch ist nicht nur informativ für Groß und Klein, sondern somit auch ein wahrer Hingucker. Mit meinen Anfang zwanzig konnte ich wohl genauso viel über das politische, ökologische und soziale Engagement der Jugendlichen lernen wie bedeutend jüngere Leser*innen. Diesen wird auch ein Glossar zur Seite gestellt, sollten sie über das ein oder andere Wort (z.B. Erosion, Antifaschismus oder Intellektuelle) stolpern. Ob allein oder zusammen mit Eltern oder Freunden: Beim Lesen dieses Buches entdecken wir faszinierende und motivierende, vor allem aber wahre Geschichten von jungen, mutigen Menschen von rund um die Welt.
Fazit
Christine Knödler und ihr Sohn Benjamin berichten von inspirierende Aktionen und Einsätzen engagierter Jugendlicher. Dank ihres kurzweiligen, packenden und doch informativen Schreibstils bereichern die Kapitel bereits Kinder ab 10 Jahren. Die modernen Illustrationen von Felicitas Horstschäfer ermöglichen es den Leser*innen zudem, ihren neuen Vorbildern ins Gesicht zu sehen.
Die Autor*innen:
Christine Knödler, 1967 geboren, arbeitet als freie Journalistin, Kritikerin und Moderatorin. Sie schreibt und ediert für Verlage, Zeitungen, Zeitschriften und den Deutschlandfunk. Im Hanser Kinderbuch hat sie mit Reinhard Michl Schnurren und Kratzen – Geschichten von Katzen (2013) herausgegeben. 2020 erschien das von Felicitas Horstschäfer illustrierte Jugendsachbuch Young Rebels – 25 Jugendliche, die die Welt verändern, das Christine Knödler zusammen mit ihrem Sohn Benjamin Knödler geschrieben hat. Q
Benjamin Knödler, 1991 geboren, studierte Philosophie und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Journalist und arbeitet als Online-Redakteur bei der Wochenzeitung „der Freitag“. 2020 erschien das von Felicitas Horstschäfer illustrierte Jugendsachbuch Young Rebels – 25 Jugendliche, die die Welt verändern, das Benjamin Knödler gemeinsam mit seiner Mutter Christine Knödler geschrieben hat. Q