[Rezension] Die Unannehmlichkeiten von Liebe von Ali Hazelwood *Rezensionsexemplar*

Zu blöd, dass ich dich liebe …

Die Naturwissenschaftlerinnen Mara, Sadie und Hannah sind es gewohnt, sich in männlichen Domänen zu behaupten. Und sie wissen: In der Wissenschaft – wie in der Liebe – sind es die Gegensätze, die die heftigsten Reaktionen hervorrufen. Obwohl sie also vernünftig genug sein sollten, ihren Erzfeinden aus dem Weg zu gehen, findet sich Mara mit dem Mitbewohner aus der Hölle unter einem Dach. Und während Sadie ihrem fiesen Ex ungewollt nahekommt, ist Hannah in einer existenziellen Notlage auf ihren niederträchtigen Kollegen angewiesen. Schon bald geraten alle drei in Gefahr, sich die Finger an ihren (nervtötend heißen) Gegenspielern zu verbrennen …

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Bereits gelesen von Ali Hazelwood

Die theoretische Wahrscheinlichkeit von Liebe
Das irrationale Vorkommnis von Liebe

 

Drei Geschichten, drei starke Protagonistinnen, drei wundervolle Love Interests

Ali Hazelwood hat mich bereits mit mehreren ihrer Bücher zum Schwärmen gebracht. Ihre Protagonistinnen sind wie immer clever, haben mich aber mit Kleinigkeiten manchmal etwas genervt. Besonders Mara, die sich für den Umweltschutz einsetzt, ließ mich sie mit ihrem eigene Konsum umweltschädlicher Produkte eher als heuchlerisch wahrnehmen. Auch sind mir vor allem in dieser ersten Geschichte Hazelwoods bekanntesten Tropes wieder aufgefallen. Die Miskommunikation und romantische Naivität, die Mara an den Tag legt, hätte ich nicht noch weitere zweimal auf so kurze Zeit ertragen können. Aber das soll es erstmal mit Meckern gewesen sein. Stattdessen möchte ich loben, wie die individuellen Protagonistinnen in allen drei Geschichten wundervoll eingewoben werden. So erleben wir sie, während ihre eigene Handlung noch nicht erzählt wird, bzw. auch noch danach.

 

Under One Roof – Liebe unter einem Dach

In der ersten Geschichte begleiten wir Mara und Liam. Sie trägt vermutlich die meisten Ähnlichkeit mit allen bisherigen Büchern der Autorin. Wir haben zwei Charaktere, die beide keine Lust darauf haben, aber plötzlich miteinander klar kommen müssen. In diesem Fall teilen sie sich ein Haus, was uns wundervolle Forced Proximity schenkt. Nur, dass sich lange nichts zwischen den beiden tut – also auch noch etwas Slow Burn. Wir erleben sie sogar als Haters oder Enemies, die sich um das Haus streiten und einander mutwillig auf den Keks gehen. Jedoch hat mich ein wenig gestört, dass wir ab der ersten Begegnung Laims offensichtliches Interesse an Mara sehen. Sie hingegen ist ganz typisch für Ali Hazelwood sehr blind für all die kleinen Hinweise und redet sich das genaue Gegenteil ein.

Zudem ist Liam auch noch einfach zu gut, um wahr zu sein, denn natürlich stellt sich alles, was sie an ihm verachtet, schlussendlich als etwas Besseres heraus. Und schlussendlich ist er auch noch so selbstlos, dass er seine Gefühle nicht gesteht, solange er glaubt, dass sie diese nicht erwidert. Wir lesen viel zwischen den Zeilen, was ich genossen habe, doch dazu kam, dass auch am Ende vieles unerwähnt und zu abrupt zu Ende geführt bleibt.

 

Stuck with you – An wem die Liebe hängen bleibt

Erik hat erst in kürzester Zeit Sadies Herz gewonnen und es dann unmittelbar gebrochen. So viel erfahren wir gleich zu Beginn, als die beiden zusammen im Fahrstuhl stecken bleiben. Darin haben sie Zeit, ihre Differenzen und ihren einen gemeinsamen Tag noch einmal aufzuarbeiten. Und wir dürfen durch Throwbacks erfahren, warum Sadie ihm einerseits verfallen ist und ihm nun nicht mehr über den Weg traut. Ali schafft es ausgezeichnet, uns diesen Zwiespalt spüren zu lassen.

Wir verfallen Erik ab ihrem Meet Cute, denn die Spannung und Chemie zwischen ihnen beiden ist wundervoll. Ich musste sehr oft schmunzeln und auch hin und wieder auflachen. Leider konnte ich aus Zeitgründen diese originelle Handlung nur zerstückelt genießen. Erneut hat mir die Misskommunikation der Protagonist*innen ein wenig zugesetzt, dafür waren die Gespräche zwischen unseren drei Protagonistinnen dieses Sammelbandes umso wundervoller. Auch Sadie zeigt sehr willkommenes Umweltbewusstsein, während Erik wieder (zu) sehr nach meinem Geschmack gestaltet wurde.

 

Below Zero – Die unerwarteten Abgründe der Liebe

Die letzte Geschichte zeigt uns erneut eine Protagonistin, die den Love Interest von sich stößt. Jedoch nicht, weil er kein Interesse an ihr zu haben scheint, bzw. dieses nicht zeigen kann. Stattdessen will Ina zu viel, eine zu ernste Begegnung, während Hannah sich nicht binden will oder kann. Ihre erste Begegnung erleben wir auch in einem Flashback, während Hannah zum Beginn der Geschichte in einer Eisspalte feststeckt. Dieses Mal gibt es keinen Met Cut, aber jede weitere Minute mit unseren Protagonist*innen lässt uns sie und ihre unwirkliche Beziehung mehr ins Herz schließen.

Nur wenige Male begegnen sie sich wirklich in dieser Geschichte, doch diese reichen, um sie und uns ins Gefühlschaos zu stürzen. Obwohl wir von allen sechs Charakteren nur etwas mehr als 100 Seiten erhalten, ist Ian wohl mein liebster von ihnen. Seine schüchterne, aber auch entschlossene, professionelle und beständige Art hat es mir sehr angetan. Geliebt habe ich es auch, um Anschluss noch einen Blick durch die Augen der drei Protagonisten erhalten zu dürfen, der die einzelnen Handlungen auf wenigen Seiten noch einmal zusammengeführt hat.

 

Fazit

Ich habe es geliebt, erneut Alis geschätzte Tropes in der ersten Geschichte dieser Sammlung zu erleben, befürchtete dann aber, dass vor allem die Misskommunikation mich in den anderen beiden auf Dauer stören würde. Wer Alis typische Tropes mag, wird jedoch mit ihnen gemütliche Lesestunden finden. Die Protagonist*innen sind wieder sehr individuell, die Handlungen überraschend abwechslungsreich und originell.

 

 


Die Autorin:

Ali Hazelwood hat unendlich viel veröffentlicht (falls man all ihre Artikel über Hirnforschung mitzählt, die allerdings niemand außer ein paar Wissenschaftlern kennt und die, leider, oft kein Happy End haben). In Italien geboren, hat Ali in Deutschland und Japan gelebt, bevor sie in die USA ging, um in Neurobiologie zu promovieren. Vor Kurzem wurde sie zur Professorin berufen, was niemanden mehr schockiert als sie selbst. Ihr erster Roman »Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe« wurde bei TikTok zum Sensationserfolg und ist ein internationaler Bestseller. Zuletzt erschienen von ihr bei Rütten & Loening »Das irrationale Vorkommnis der Liebe« und »Die Unannehmlichkeiten von Liebe«. Q

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