[Buchverfilmung] Shadow and Bone

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Hallo liebe Buchvernarrten und Serienjunkies,

ich selber würde mich als beides bezeichnen, weswegen ich den heutigen Post besonders genieße. Am vergangenen Freitag ist die langersehnte und bereits zuvor extrem gehypte Netflix-Verfilmung der Bücher von Leigh Bardugo erschienen, die ich bereits früher in diesem Jahr und auch bereits in den vergangenen Jahren rezensiert habe (die Links teile ich gleich noch einmal mit euch). Ich musste mich zwar noch bis Samstag gedulden, um die Serie endlich zu starten, dann war sie aber auch schon viel zu schnell wieder vorbei. Wenn man bedenkt, wie viele Monate wir auf sie hingefiebert haben, scheinen acht Folgen bei weitem nicht genug. Jedoch soll es in diesem Post definitiv nicht um Quantität, sondern um Qualität gehen – immerhin sind unendliche Minuten mit den Krähen und auch einigen Figuren der Grischa-Trilogie niemals genug.

In diesem Beitrag möchte ich meine Meinung zu der Verfilmung mit euch teilen, wobei ich trotz einiger Überlegungen gewiss nicht alles in Worte fassen kann, was mir momentan durch den Kopf geht. Ich kann dabei, wohl bemerkt, sehr subjektiv sein, habe mich aber bereits mit Freunden und verschiedenen rekapitulierenden Artikeln befasst, die mich in meiner Meinung durchaus gestärkt oder auch zum weiteren Nachdenken angeregt haben. Ich möchte dennoch betonen, dass jeder diese Serie mögen oder nicht mögen darf wie er möchte, ich sie aber persönlich sehr genossen, wenn ich mich auch an einigen Stellen nicht nur dank ihr sondern auch über sie amüsiert habe.

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Die erste Staffel von Shadow and Bone (mehr Informationen bekommt ihr unter anderem auf MoviePilot oder im Englischen auf Rotten Tomatoes) basiert auf der Grischa-Trilogie (Klick zur Rezension), sowie der Krähen-Dilogie von Leigh Bardugo und spielt während der Handlung des ersten Bandes der Trilogie. Dennoch erhalten wir ein wundervolles Zusammenspiel der Figuren aus beiden Reihen, die mich wirklich aus den Socken gehauen hat. Zuerst war ich sehr skeptisch, denn Das Lied der Krähen (Klick zur Rezension) habe ich zu allererst gehört, den zweiten Band Das Gold der Krähen (Klick zur Rezension) danach, und geliebt und wollte mir dieses Buch nicht von dem Versuch zerstören lassen, seine Charaktere in eine andere, zuvor spielende Handlung zu pressen. Doch diesen Eindruck hatte ich beim Schauen absolut nicht. Kaz, Inej und Jesper agieren vollkommen selbstständig und doch in Situationen, die sich mit dem Geschehen der Grischa-Handlung verwickeln – auf grandiose Weise. Wir erhalten nicht nur einen wundervollen und berührenden Einblick in in den Bücher bereits geschriebene, sowie neue Vorgeschichten der Krähen, sondern erleben sie auch in Kontakt mit den Protagonisten aus „Goldene Flammen“ (deutscher Titel des ersten Grischa-Bandes). Daraus ergeben sich ergreifende, aber auch unheimlich packende, uns beim Schauen jubeln lassende Szenen, von denen ich nicht geahnt hatte sie zu brauchen.

Bereits vor dem Erscheinen der Serie habe ich mich hin und wieder mit dem Cast beschäftigt, der bis auf Ben Barnes wohl aus Frischlingen im großen Filmbusiness besteht. Keiner der Namen sticht vor Bekanntheit heraus, was mich jedoch absolut nicht gestört hat, denn bekanntlich werden bei Buchverfilmungen neue Sterne geboren – da muss man nur Tribute von Panem oder Harry Potter ansehen. Dass die Produktionsfirme unverbrauchte Gesichter mit einer großen Diversität gecastet hat, hat mir extrem zugesagt und mich mit den ersten Sneak Peak-Bildern nur noch mehr für sich gewonnen. Zudem mangelt es ihnen in keiner Weise an Talent oder Überzeugungskraft, wenn sie schlussendlich auf unseren Bildschirmen erscheinen und uns in die Legenden der Grischa entführen.


Ab hier möchte ich vor SPOILERN warnen. Wer die Serie noch nicht gesehen hat und dies noch vor hat, ohne sich etwas von dem Vergnügen nehmen zu lassen, der sollte nicht weiterlesen, sondern es selbst genießen.

Beginnen wir einmal mit den wichtigsten Charakteren, die auch ein paar wenige Unterschiede von ihren Buchvorlagen aufweisen, um Großen und Ganzen jedoch diesen gleichen, wenn sie deren Makel nicht sogar ausgleichen. Alina zum Beispiel bekommt eine gemischte Herkunft, welche der unglaublichen Darstellerin Jessie Mei Li zu verdanken ist. Mit ihr kann auch im Grischa-Universum auf Fremdenfeindlichkeit und die damit einhergehenden Vorurteile eingegangen werden, auch wenn es nur am Rande geschieht. Als Halb-Shu hat es Alina im Kleinen Palast nicht leichter als im Buch, weiß sich aber hier bedeutend besser zu entwickeln. Besonders vorteilhaft kommt dies zum Ausdruck, als sie die ihr für sie angefertigten Handschuhe ablehnt, die ihre Kräfte verstärken sollen – nein, sie ist selbst stark genug dafür. Obwohl mir ein wenig ihre innere Zerrissenheit gefehlt hat, was Mal und dessen Nicht-Beantworten ihrer Briefe anbelangt, ermöglicht es uns das Auslesen ihrer Briefe für ihn trotz fehlender Sicht durch ihre Augen, ihre Gefühle nach zu vollziehen und somit schlussendlich auch den Bruch zu bemerken, der ihre Kräfte befreit. In vielerlei Hinsicht haben die Produzenten und Schreiber der Serie es geschafft, Alina einige ihrer eher nervigen Charakterzüge, die wohl aus dem YA-Genre der Bücher entspringen könnten, zu nehmen, wenn die Handlung auch nicht vollkommen ohne diese auskommen kann.

Mal hat meiner Meinung nach die größten Verbesserungen erhalten. Ohne die Beschränkung auf Alinas Perspektive dürfen wir nun auch ihn bei seinen individuellen Abenteuern begleiten, sogar seine Briefe an Alina hören und seine Gefühle für sie unverstellt sehen und aus seinen Handlungen lesen. Einiges, was im Buch extrem toxisch erscheint und den LeserInnen sogar aufstoßen lässt, wurde angeglichen. Ja, ich habe es sogar sehr genossen, Mals Faden zu folgen, ich habe es vermocht, ihn und Alina zu shippen und habe dafür sogar einiges an Argumenten erhalten. Ihre Beziehung ist hier wundervoll ausgeglichen, wird viel langsamer angegangen und mit Flashbacks ausgeschmückt, die den ZuschauerInnen alles geben, was man braucht und will, um ihre Verbundenheit zu spüren. Zu guter Letzt haben die Serienschreiber Mal sogar eine eigenen Narbe gegeben, um die von Alina im Buch immer wieder aus Melancholie Berührten widerzuspiegeln. Mal und seine Beziehung zu Alina sind für uns bedeutend greifbarer und werden uns mit Gewissheit auch noch in Zukunft bereichern – vielleicht sogar mit dem bisher ausgelassenen Kuss.


Alina (Jessie Mei Li) und Mal (Archie Renaux)

Kommen wir zum dritten Charakter in der den ersten Band beherrschenden und auch ein wenig auslaugenden Dreiecksbeziehung. Wohlbemerkt ist keiner von Alinas Love Interests für sie gut und nicht auf unterschwellige oder auch offensichtlichere Weise toxisch für sie, sodass die Serienmacher hier wirklich leichtes Spiel hatten, um diese Umstände zu verbessern. Eben bin ich schon darauf eingegangen, dass ihnen das bei Mal gelungen ist, doch wie sieht es bei dem Darkling aus? Meine Freude war groß, als kein geringerer als Ben Barnes für diese Rolle gecastet wurde, jedoch musste auch ich mir nach einer Weile eingestehen, dass die Produzenten sich damit nicht unbedingt gutes Werkzeug gegeben haben. Wenn man bedenkt, dass der Darkling in den Büchern mehrere hundert Jahre und Alina gerade einmal 17 Jahre als ist, dann ist das schon ein wenig verstörend und pädophil, jedoch soll der Darkling zumindest aussehen wie 19.Dass man nun einen Darsteller gewählt hat – mag er noch so umwerfend sein –, der mindestens als 35 durchgeht, irritiert sehr. Lange Zeit glaubte ich, dass man das Unausweichliche in der Serie umgehen und die sich anbahnende Beziehung zwischen unserer Protagonistin und dem Schattenbeschwörer auf platonischer, allein durch ihre Kräfte und deren Faszination verbundener Ebene belässt, doch in diesem Punkt wurde ich enttäuscht. Nun gut, vielleicht ist das auch etwas zu hart ausgedrückt, denn immerhin macht die Anziehung und Spannung zwischen Alina und dem Darkling einen Großteil der Bücher und ihrer Entscheidungen aus. Dennoch ist es sehr cringe, Jessie und Ben beim körperlichen Näherkommen zuzusehen. Hinzu kommt leider die sehr belanglose Offenbarung seines wahren Namens, der über den ihm in der Serie gegebenen „General Kirigan“ hinausgeht. In den Büchern gedulden wir uns bis zum dritten Band, um diesen zu erfahren – hier wird er einfach fallen gelassen, als wäre es nichts Besonderes. Dennoch kann ich Ben Barnes in keiner Weise absprechen, dass er den Darkling wundervoll verkörpert, mich persönlich trotz des Altersunterschieds in Rage versetzt und den inneren und manchmal auch nach außen getragenen Zwiespalt, den wir uns zu sehen erhofft haben, präsentiert.

Die Krähen haben mich, sowohl beim Cast als auch bei dessen Darbietung, ebenso von sich überzeugt, sogar mehr als das. Während Alinas Geschichte fasziniert und schön anzusehen ist, hat mich der Handlungsstrang um Kaz, Jesper und Inej jedes Mal ungeduldig gemacht und mit Aufregung erfüllt. Allein ihnen nach so langer Zeit das erste Mal auf dem Bildschirm zu begegnen hat mein Herz zum Rasen gebracht. Wohlbemerkt hat es einiges an Training unternommen, wann immer dieses Dreiergespann zu sehen war. Freddy Carter als Kaz Brekker ist schlicht und einfach alles, was diesen unvergleichlichen Charakter ausmacht. Wird ihm auch ein wenig das Rampenlicht von Kit Youngs lebensfrohen und strahlenden Darstellung des Jesper Fahey geraubt, präsentiert Freddy doch Kaz‘ stoische und nach außen hin freudlose Art in Perfektion. Während meine Knie bei jedem Zwinkern und Lächeln von Jesper weich werden und ich ihn noch immer für den besten Part in der gesamten ersten Staffel halte, kann sich auch Amita Suman als Inej behaupten. Gemeinsam bieten sie uns so einige badass Momente, die jedem Zuschauer in Staunen und Freude versetzen. Sie sind zudem ein wundervolles Team und ihre Freundschaft kommt in diesen acht Folgen deutlich mehr zum Ausdruck als in beiden Krähen-Büchern – definitiv ein großer Pluspunkt für die Serie.


Die Krähen: Jesper (Kit Young), Kaz (Freddy Carter) und Inej (Amita Suman)

Wenn wir von Dream Teams sprechen, dann darf Milo definitiv nicht unbenannt bleiben. Alle, die die Serie gesehen haben, müssen nun unweigerlich Schmunzeln oder die Augen verdrehen, doch die Ziege, die Jesper rettet und die später ihren unerwarteten Beitrag zum großen Finale liefert, hat definitiv mehr Bedeutung und Charakter, als man zuerst annehmen mag. Mehr Charakter und Raum in der Handlung der Serie erhalten auch Zoya und Fedyor. Mit dem Porträtieren ersterer setzen die Schreiber bereits unheimlich gute Grundbausteine für potenzielle kommende Staffeln, denn Zoya darf uns noch eine Weile begleiten. Ebenso könnte man meinen, dass Fedyors größere Rolle nicht nur dem Charme seines Darstellers, Julian Kostov, zu verdanken ist, sondern einem bewusst hervor gerufenen, hoffentlich eintretenden Konflikts. Wir erleben Fedyor nicht nur mit Nina und sehen ihn in der Rolle eines unbekannten Corperalki der Bücher, sondern erleben ihn mehr und vor allem intensiver in seiner Serien-originellen Beziehung zu Ivan. Diese beiden zu sehen, hat mein Herz flattern und hüpfen lassen und die Serie erneut zu einem großen Ereignis gemacht. In der Grischa-Reihe treten zwar später ganz natürlich und unkommentiert LGBTQ+ Charaktere auf, während auch Jesper vor bisexuellem Selbstbewusstsein strahlt, doch dieses passende, wenn auch hinzugedichtete Paar zu erleben, hat mein Herz tief gerührt und mich mehrfach auflachen lassen vor Freude und Unterhaltung.

Während neue Beziehungen auftreten, kommen auch ganze, originelle Charaktere hinzu. Begonnen mit Alexei, der im Buch nach vielleicht 30 Seiten stirbt und hier geschickt als Verlinkung zwischen der Handlung der Krähen- und der Grischa-Fäden dient, tritt er auch unmittelbar zusammen mit Arken Visser auf. Dieser tritt zuerst in Ketterdam auf und hilft unseren Krähen auf charmante und ausgeklügelte Weise, sich ihrer selbstgewählten Kopfgeldjagd nach Alina Starkov, zu stellen. Ohne ihn wären sie definitiv niemals auch nur in ihre Nähe gekommen, so dient er ihnen aber mit Rat und Tat und fasziniert dabei nicht nur als Nebencharakter, sondern bringt das Publikum wirklich dazu, ihn ins Herz zu schließen. Ganz anders ergeht es einem wohl mit General Zlatan, der ebenfalls keinen Fuß in den Büchern hat. Er manifestiert einen sich anbahnenden Bürgerkrieg, der uns vielleicht oder vermutlich noch in den kommenden Staffeln beschäftigen wird.


Matthias (Calahan Skogman) und Nina (Danielle Galligan)

Ein weiterer wundervoller Pluspunkt der Serie sind Nina und Matthias, deren Vorgeschichte uns Stück für Stück zugetragen wird. Bereits der erste Blick auf Nina Zenik, gespielt von Danielle Galligan, erinnert Fans der Bücher an ihren Charme, ihre Schlagfertigkeit und ihre Stärke. Auch Matthias, der von Calahan Skogman dargestellt wird, lässt unsere Herzen schneller schlagen und manifestiert alles, was seinen Charakter in den Büchern ausmacht. Nun in Detailreiche zu erleben, was uns in den Büchern nur in einem kurzen Flashback gegeben wurde, war eine Wohltat und wird den weiteren Staffeln äußerst nützen, hat aber bereits diese unheimlich bereichert – mit Gefühl, Spannung und auch viel Humor.

Wir verfolgen drei verschiedene Handlungsstränge, welche an ganz unterschiedlichen Settings einsetzen und verfolgt werden. Die Kulissen und Requisiten sind dabei ebenso detailliert und atmosphärisch wie die Kostüme, die einem glatt den Atem rauben. Bei genauerer Betrachtung sind sie nicht nur passend und schöner, als man sie sich vermutlich im eigenen Kopfkino vorstellen konnte, sondern auch mit so viel Liebe und Details erstellt, dass man die Designer einzig und allein in den Himmel heben kann. Netflix weiß unheimlich viel Geld in diese Serie zu stecken und ich hoffe für den Streaming-Anbieter, dass sie es den Kostümbildnern hinterherwerfen. Wenn nicht ihnen, dann bitte den Technikern, denen wir die Spezialeffekte verdanken. Einzig Alinas Erleuchtung während der allerersten Offenbarung ihrer Gabe hat mir persönlich absolut nicht gefallen, doch danach konnte ich bei jedem Cut Kirigans, jedem Schuss Jespers und jedem Auftauchen der Volcras nur voller Erstaunen die Augen aufreißen – wenn man letztere denn mal gesehen hat bei dem leider oftmals sehr dunkel geratenen Bild.

 

 

Ob man nun die Grischa- oder die Krähen-Reihe gelesen oder gerade einmal von ihnen gehört hat, diese Serie ist definitiv keine Zeitverschwendung. Für Fans mag sie die beinahe perfekte und nur allzu grandiose Zusammenführung zweier unglaublich packender Buchreihen sein, für Neulinge eine abenteuerliche und spannende Reise in die magische und überraschende Welt der Grischa – für alle verspreche ich jedoch ein einzigartiges Erlebnis!

 

Liebe Grüße, eure Sophia

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