Als das Londoner Kaufhaus, in dem Carmen gearbeitet hat, kurz vor Weihnachten seine Pforten schließt, zieht sie widerstrebend zu ihrer Schwester nach Edinburgh. Sie soll dort eine kleine Buchhandlung übernehmen. Der Laden hat jedoch schon bessere Tage gesehen, es droht der Verkauf – wenn nicht ein Wunder geschieht. Carmen will schon alles hinwerfen, doch dann lässt sie sich bezaubern: von den verschneiten Straßen der Stadt, vom Charme der altmodischen Buchhandlung – und von dem attraktiven Star-Autor, der dort plötzlich auftaucht. Ob die Magie der Weihnacht ein Wunder wahr werden lässt?
Eine typische und doch originelle Weihnachtsgeschichte
Jenny Colgans neueste Übersetzung hat definitiv alles, was wir uns von einem Weihnachtsroman erwarten. Unsere Protagonistin Carmen lernt die Vorzüge familiärer Liebe kennen und schätzen. Die Handlung spielt im kalten, aber weihnachtlich anmutenden Edinburgh – ich habe es genossen, die liebgewonnenen Plätze und Straßen in festlicher Stimmung wiederzuerkennen. Die Figuren helfen sich trotz anfänglicher Schwierigkeiten durch schwierige Zeiten und haben ein Happy End. Und auch romantische Liebe darf natürlich in diesem Genre nicht fehlen.
Zugleich bietet der Roman mehr als ich mir erhofft hatte. Besonders loben möchte ich ihn für die präsentierte Vielfalt. Obwohl der Titel uns Weihnachten geradezu um die Ohren schlägt, überrascht mich das Dahinter mit Charakteren, die diesen europäischen Brauch nicht sonderlich viel abgewinnen können. So erhalten wir erfrischende Blickwinkel, die uns von dem kapitalistischen Konsumevent abbringen und wichtigere Ebenen des Zusammenseins in den Fokus rücken. Diese Neukalibrierung findet auch nicht nur durch eine, sondern mehrere Charaktere statt. Interessante, originelle Figuren gibt es in diesem Buch ausreichend, die die Handlung zu einem vollen Genuss machen.
Carmen und ich sind sehr verschieden und doch haben wir uns schnell angefreundet. Vor allem gefällt mir ihre Schlagfertigkeit und ihre zunehmende Empathie während des Buches. Sie lehrt die Menschen um sie herum genauso viel wie sie von ihnen lernen darf. Zudem lernt sie viel über sich selbst, aber auch die Menschen, die sie seit Langem missversteht. Besonders auf ihre Schwester Sophia (wundervoller Name, nicht?) wird viel Wert gelegt, sodass das Buch die schönsten familiären Gefühle erweckt. Selbstverständlich schlägt unser Herz auch in romantischen und emotional spannungsgeladenen Momenten schneller. Der sich entwickelnde Konflikt bleibt allemal realistisch und wird zu keinem Moment zu überzogen.
Fazit
Ein Weihnachtsroman, der alles hat, was wir erwarten, und zudem noch vieles bietet, was mich überrascht und vollends überzeugt hat. Neben dem Fokus auf das Miteinander und familiäre Liebe, aber natürlich auch ein wenig Romantik, lernt die Protagonistin viel über sich selbst, über die Dinge, die im Leben zählen und über die Macht von Gemeinschaft. Besonders erfrischend finde ich die Repräsentation von Charakteren, die Weihnachten aus kulturellen Gründen nicht feiern.
Die Autorin:
Jenny Colgan studierte an der Universität von Edinburgh und arbeitete sechs Jahre lang im Gesundheitswesen, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Mit dem Marineingenieur Andrew hat Jenny Colgan drei Kinder, die Familie lebt etwa die Hälfte des Jahres in Frankreich. Von ihren Romanen wurden weltweit mehr als fünf Millionen Exemplare verkauft. Auch in Deutschland standen ihre Romane um »Die kleine Bäckerei am Strandweg«, »Die kleine Sommerküche am Meer« und die »Happy Ever After«-Reihe wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Q