[Buch-Film-Vergleich] Royal Blue von Casey McQuiston

Dieser Post erschien bereits am 31. August in englischer Version.

 


Liebe Fans von königlichen, queeren Romanzen oder einfach nur Buchliebhaber*innen,

darauf haben wir jahrelang gewartet und ich brauchte einen Moment, um zu verarbeiten, was ich gerade erlebt hatte. Casey McQuistons Red, White & Royal Blue wurde von Prime Video verfilmt. Und nachdem ich ihn zum zweiten Mal gesehen habe, muss ich zugeben, dass es wahrlich ein lustiger Film ist. Trotzdem möchte ich es nicht missen, ein wenig mehr ins Detail zu gehen. Im Folgenden wird es also definitiv Spoiler geben, damit ich ausreichend kommentieren kann, was mir an dieser Adaption gefallen und was mir nicht gefallen hat.

 

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Wie alles beginnt…

Während das Buch Alex‘ Perspektive folgt, setzt der Film einen weiteren Schwerpunkt. Darin dürfen wir auch Henrys Sichtweise auf bestimmte Ereignisse folgen. Dank Nicholas Galitzine können wir seine zerrissenen Emotionen von der ersten Sekunde an sehen. Mir gefiel diese Änderung auch insofern, dass sie uns erlaubt, für eine Weile bei Henry zu bleiben, nachdem die Waterloo Affäre veröffentlicht wurde. Wir waren auf Alex’ Erfahrungen der folgenden Tage im Buch beschränkt, konnten aber nun beide gequälten Seelen sehen, was mich noch mehr wie Henry machte.

 

“Ich habe mich in eine Person verliebt, die zufälligerweise ein Mann ist. Und dieser Mann ist zufälligerweise ein Prinz.” – Alex

 

Und das, obwohl beide Charaktere zunächst nicht wirklich sympathisch herüberkommen. Obwohl sie lustig sind und ihre erste Begegnung auf dem Bildschirm alles ist, was ich mir erhofft habe, verhalten sie sich ziemlich nervtötend. Durch Alex’ ersten Kommentar über Henry, würde ich sagen, bekommen wir noch mehr Feinde-zu-Liebhaber-Vibes als in den Büchern, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Die Spannung zwischen ihnen ist schon früh sichtbar und spürbar und macht ihre Interaktionen noch unterhaltsamer. Und dann ist da noch der Kuchen-Vorfall, der zwar etwas zwanghaft wirkt, aber auch so viel Spaß gemacht hat!

 

Wie es weitergeht…

Der Trailer überließ nicht viel unserer Phantasie. Das ist eine Liebesgeschichte und das Herausnehmen politischer Handlungsstränge hat sie noch weiter konzentriert. Trotzdem liebe ich es, Henry und Alex zu sehen, wie sie ihre gegenseitige Abneigung entdecken und zu Freundschaft gelangen. Während sie SMS schreiben, könnten einige verwirrt sein oder die Gegenüberstellung von beiden irritierend finden, während sie sich in verschiedenen Räumen befinden. Ich für meinen Teil mochte diese Zusammenstellung sehr und spürte ihre Nähe, als sie diese noch nicht zugeben konnten. Und diese konnte der Film vermitteln, auch wenn sie die Intensität und Tiefe ihrer Briefe weglassen mussten.

 

Frauen in der Politik

An dieser Stelle muss ich die größten Veränderungen erwähnen, die von Buch zu Film gemacht wurden. Wir werden mehrerer Charaktere beraubt. Alex ist ein Einzelkind in dieser Adaption, so verpassen wir Junes Klugheit und Unterstützung als eine weitere großartige Frau in der Politik. Die Claremont-Diaz-Familie ist zudem nicht getrennt, was uns Ellens ken-ergetischen zweiten Ehemann raubt. Trotzdem sehen wir einige sehr kraftvolle Darbietungen von Uma Thurman als Lady President Claremont. Sarah Shahi als Zahra, ihre badass Assistentin und Kampagnenmanagerin, ist ebenso brillant mit ihren Sprüchen. Beide sind nicht nur politisch faszinierend, sondern auch emotional bewegend trotz ihrer Professionalität.

 

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Rivalen und Freund*innen

Zusätzlich verpassen wir Rafael Luna, der mein Lieblingscharakter aus dem Buch ist. Er initiiert nicht nur Alex’ politische Ambitionen, sondern ist auch Teil seines inneren und äußeren Kampfes. Dass er nicht in der Adaption ist, reduziert den Film zu einer Romcom. Darüber hinaus raubt es Alex viel von seinem politischen Engagement und Antrieb. Nur wenige Szenen ließen uns Alex’ Entschlossenheit erkennen. Stattdessen bekommt er einen potentiell eifersüchtigen, aber irgendwie manipulativen Ex-Liebhaber Miguel. Mit Alex’ Ex-Liebhaber aus dem Buch hat er nichts gemein. Miguel hilft ihm nicht, sondern verursacht politisches und persönliches Drama für Alex. Ich bevorzuge die gespaltene Beziehung und das Drama in dem Buch bei Weitem.

 

“Mein Leben ist die Krone und deins ist die Politik. Und ich denk nicht daran, einen goldenen Käfig gegen einen anderen zu tauschen.” – Henry

 

Auch bekommen einige Charaktere nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Amy ist nur nebensächlich und selbst Nora in ihrer Brillanz ist nicht so präsent wie im Buch. Ich liebe sie beide und die Art, wie ihre Dialoge mit Alex die Handlung vorantreiben oder die Hintergründe der Charaktere erklären, ohne erzwungen zu wirken. Nora ist besonders gut darin, Alex ab und zu respektvoll zurechtzuweisen, ihn aber auch als Hardcore-Freundin zu unterstützen. Ich habe auch nichts dagegen, es sogar bevorzugt, dass die strenge, traditionelle Königin zu einem König wurde. Nicht zuletzt, weil er von Stephen Fry gespielt wurde.

 

Zum zweiten Mal geschaut

Ich habe sicherlich einige Dinge nicht gemocht, als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe. Bei meiner zweiten Runde kümmerte ich mich nicht mehr allzu sehr um sie. Stattdessen liebte ich, wie man ein Cover von Selena Gomez’ “Magie” zur Neujahrsfeier einsetzte. Ich bin einigen sehr kitschigen Details verfallen, allerdings nicht dem offensichtlich falschen Hintergrund in der ersten Kussszene! Zwar gab es Spannung zwischen unseren Protagonisten, aber mir fehlte das Feuer und Spice aus dem Buch. In gewisser Weise machten sie eine harmlosere, jugendfreie Version aus dem Buch und verwandelten es in eine Märchenversion von sich selbst. Das spiegelt sich sogar am Schluss mit einer Sternschnuppe und seiner der glatten, kurzen Auflösung wider.

 

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Anspielungen auf “Call me by your name”

Ich weiß, dass dieser erste sehr berühmte und preisgekrönte queere Film aufgrund der psychischen Probleme von Armie Hammer einen schlechten Nachgeschmack hat. Trotzdem habe ich festgestellt, dass RWRB viele Parallelen zu Luca Guadagninos Meisterwerk aufweist. Diese neue Buchadaption enthält gleichermaßen ein Volleyballspiel, eine Klavierszene und viele Statuen, die voller Begierde betrachtet werden. Außerdem gab mir die Szene am See ähnliche Vibes wie der Morgen danach mit Elio und Oliver. Es hat mich gefreut, einige Parallelen in diesem nicht ganz so emotionalen, aber ebenso befreienden Stück queerer Populärkultur zu finden.

 

Nicht so tiefgründig wie das Buch aber durchaus lehrreich und unterhaltsam

Ich liebte das Buch wegen all seiner Verweise auf historische Persönlichkeiten und deren Leben. Aus dem Film wurde das leider größtenteils geschnitten. Trotzdem gab man uns einige ziemlich eindrucksvolle Zitate, die wir aus dem Film mitnehmen konnten. Und das Gespräch, nachdem Alex im Regen stand obwohl wir diesen Teil nicht auf dem Bildschirm bekommen war intensiv. Genauso wie seine letzte Rede über das Recht jeder queeren Person, über ihr Coming-out zu entscheiden. Wenn das die Botschaft ist, die die Leute von diesem insgesamt unterhaltsamen Film mitnehmen, bin ich sehr zufrieden. Dieser Film ist schließlich eine gute Adaption, auch wenn es angesichts des genialen Buchoriginals noch viel mehr hätte sein können.

 


Wenn ihr eine weitere tolle Rezension dieser Buchadaption lesen möchten, folgt diesem Link zum Blog einer Freundin. Und schaut euch diesen Film an, wenn ich euch etwas gespannt machen konnte. Zeigen wir Amazon Prime, dass wir positivere, queere Filme sehen wollen.

 

Liebe Grüße, eure Sophia

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