Lore versucht, einfach nur normal zu sein und zu vergessen, dass sie dazu ausgebildet wurde, griechische Götter zu jagen. Doch dann steht die nächste Jagd bevor und jemand sucht ihre Hilfe, der sie und ihresgleichen eigentlich hasst: Athene.
Die Göttin bietet Lore ein Bündnis gegen den neuen Ares an, der vor Jahren Lores Familie ermordet hat – und seitdem noch mächtiger geworden ist.
Sieben Tage ist Ares sterblich und die Rache für ihre Familie in greifbarer Nähe für Lore. Doch reicht das Bündnis mit Athene aus, um Ares aufzuhalten, der die menschliche Welt in Schutt und Asche legen will?Die Jagd auf die Götter ist eröffnet! Q
Griechische Mythologie trifft The Hunger Games
Damit wird dieses Buch beworben und damit hat es mich auch am Anfang von sich überzeugt. Die grundlegende Idee dieser Geschichte ist durchaus interessant und packend. Leider wird sie mir bis zuletzt nicht wirklich durchdacht oder ausgearbeitet. Vielleicht ist der Grund für die stattfindenden Spiele auch einfach in der Masse an Informationen untergegangen, doch für mich fehlt bis zum Schluss eine Botschaft. Auch kam der Mythologie-Part des Blurbs meinen Erwartungen nicht ganz nach. Zwar spielen ein paar Gottheiten eine tragende Rolle, doch viele von ihnen sind bereits zu Beginn der Handlung aus dem Spiel ausgeschieden. An ihrer Statt finden wir neue Götter, die die Kräfte der alten theoretisch nutzen könnten. Doch auch das hat mir sehr gefehlt. Dementsprechend habe ich das Gefühl, dass die Autorin die Handlung auch in eine vollkommen andere Tradition oder Religion verfrachten hätten können. Vielleicht wäre High Fantasy hier wahrlich packender gewesen, immerhin wird auch das städtische New York als Setting nicht allzu sehr bedient. Ich habe mich in diesem Ausgangspunkt etwas verloren gefühlt und deswegen vor allem an die Charaktere geklammert.
Melora und die Gött*innen
Unsere Protagonistin wird uns auf eine sehr badass Weise vorgestellt. Zugleich begegnen wir nicht nur ihr, sondern kurz darauf auch ihren totgeglaubten Love Interest Castor im Ring. Die vielen Fragen haben mich erst einmal durch die Minuten und schließlich Stunden getragen. Lores Vergangenheit Stück für Stück offenbart zu bekommen, hat mir auch Freude bereitet. Dass dann auch noch Gött*innen ihr Hier und Jetzt–gegen ihren Willen–aufmischen, programmiert Chaos vor. Hinter Athenes Motive zu kommen und unsere Charaktere im Teamwork mit ihr zu sehen, ist der einzige Punkt, wo die griechische Mythologie mehr zum Tragen kommt. Ansonsten ist das Buch ein Wirrwarr aus Figuren, die sich zum eigenen Nutzen gegenseitig umbringen wollen. Dabei fiel es mir schwer, den Überblick zu behalten, wer noch im Rennen ist, wer welche Ziele verfolgt, wer überhaupt existiert. Zwischen all diesen Ereignissen und Teilnehmenden habe ich mich vor allem an (E)Van(der) und Miles Freude gefunden, denn sie sind auf ihre Weise Mister Grumpy und Mister Sunshine.
Mehr Hunger Games als Mythologie
Wie bereits erwähnt hat mir der Zusammenhang mit der griechischen Mythologie bis auf Namedropping gefehlt. Stattdessen gab es durchaus schaurige und brutale Begebenheiten, die durchaus mit den Hunger Games mithalten. Zudem liegt die ganze Zeit eine Spannung in der Luft, die den Überlebenskampf widerspiegelt. Zeitgleich habe ich aber zu keinem Zeitpunkt wirklich um einen der Charaktere gebangt. Ich schätze, das lag vor allem daran, dass ich die Motivationen der einzelnen Figuren nicht wirklich nachvollziehen konnte. Hatte es denn wirklich jemand auf Lore abgesehen? Oder brachte sie sich schlicht und einfach aus Rachegelüsten wieder ins Spiel? Einzig Castor war zu Beginn bedroht, doch das legte sich relativ schnell wieder. Zwar waren mir die Plot Twists zum Ende hin durchaus willkommen, doch ihren Effekt haben sie bei mir etwas verfehlt. Dafür war ich irgendwann einfach nicht mehr genug involviert in der Handlung. Das Ende selber wirkte eher antiklimaktisch auf mich und ich habe mich erneut gefragt, was all das jetzt genau aussagen soll.
Fazit
Meine Erwartungen waren dank der Autorin und des Blurbs recht groß, wurden aber leider nicht getroffen. Zwar hat mich die Grundidee und auch die Charaktere fasziniert, doch so wirklich daraus gemacht wurde meiner Meinung nach nicht. Ich hätte mir viel mehr rund um die Kräfte der Olympier vorstellen können. Ebenso fehlt mir eine abschließende Botschaft, die mich aus diesem Buch heraus begleitet. Nett für zwischendurch, aber dafür dann wiederum recht lang.
Die Autorin:
Alexandra Bracken ist in Arizona geboren und aufgewachsen, wo sie heute auch wieder mit ihrem Hund Tennyson lebt. Nach einem Studium in Geschichte und Englisch und einem Job im Verlagswesen schreibt sie inzwischen in Vollzeit. Sie ist unter anderem bekannt für ihre Reihe „The Darkest Minds“, die verfilmt wurde. Mit „LORE“ eroberte sie zuletzt die Spiegel-Bestsellerlisten. Besuche die Autorin unter www.alexandrabracken.com und auf Twitter und Instagram unter @alexbracken. Q
Die Sprecherin:
Irina Salkow lebt in Berlin. Sie ist Schauspielerin und wurde als Sprecherin von dem Klangkünstler Jürgen Seizew entdeckt. Für Deutschlandfunk Kultur spricht sie Klangkunststücke, Hörspiele und Features. Q