Ioanna hat ihr Ziel erreicht und ist der dämonischen Welt der Kalikanzari entkommen – doch der Preis dafür ist hoch. In der letzten der zwölf Raunächte hat Ioannas große Liebe Daphne ein folgenschweres Opfer erbracht und scheint nun für Ioanna verloren.
Während sie mithilfe überraschender Verbündeter schockierende Wahrheiten über die Kalikanzari aufdeckt, ist Ioanna entschlossen, für ihre Liebe zu kämpfen. Ihre Erleichterung ist groß, als sie schließlich eine Möglichkeit findet, mit Daphne zu sprechen. Doch das Gefühl hält nicht lange an, denn Daphne liebt Ioanna nicht mehr. Sie hasst sie …
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Zurück nach Griechenland
Den ersten Band dieser Dilogie habe ich im letzten Oktober gelesen. Diesen fand ich durchaus gelungen und er hat mir große Lust auf die Fortsetzung gemacht, denn viele Fragen blieben noch unbeantwortet. Da ich selbst mit der Legende der Kalikanzari nicht vertraut bin, war ich vollkommen auf Nena Tramountanis Auslegung dieser angewiesen. In diesem zweiten und finalen Band kommen wir ihr mehr auf die Schliche und können uns ein besseres und gesamtes Bild machen. Bis jetzt weiß ich jedoch nicht, wie viel der Legende auf Übertragungen beruht und welche Teile Tramountani ausgefüllt hat. Nichtsdestotrotz war ich mit der Auslegung und Umsetzung dieser übernatürlichen Ebene nicht ganz zufrieden, besonders aufgrund der finalen (Auf-)Lösung. Viel mehr habe ich jedoch die zwischenmenschlichen Beziehungen genossen, die sich in diesem zweiten Band entwickelt haben.
Neubeginn und Festhalten
Die Ausgangssituation dieser Fortsetzung ist beinahe konträr zu jener im ersten Band, denn Daphne und Ioannas Rollen sind getauscht. Jedoch hat Ioanna den Vorteil oder auch Nachteil, dass sie ihre Erinnerungen nicht verloren hat, wenn sie auch nicht mit Daphne zusammen sein kann. Während wir im ersten Band gefühlt zu gleichen Teilen Ioannas und Daphnes Perspektiven gefolgt sind, übernimmt Ioanna in diesem Buch die Führung, gefolgt von Aristoteles. Besonders seine Kapitel haben sehr viel Hintergrundgeschichte geliefert und mich immer mehr in den Bann dieser Erzählung gezogen. Auch wenn es mir zuerst etwas schwer fiel, den Zusammenhängen zu folgen. Davon abgesehen war die sich entwickelnde, zuerst sehr hasserfüllte Beziehung zwischen Ioanna und Ari packend, verwirrend, aber auch nachvollziehbar, wenn auch manchmal etwas überhetzt in ihrem Fortschreiten. Doch beide haben einen wichtigen Menschen in ihrem Leben verloren und suchen nach Halt in dieser auf den Kopf gestellten Welt, sodass sie in ihrer Verzweiflung sogar mit dem vermeintlichen Feind kollaborieren.
„Liebe bedeuted nicht Aufopferung“, flüstert sie. „Es bedeutet, jemanden gehen zu lassen, auch wenn man denkt, man überlebt es nicht.“
Worldbuilding und Emotionen
Nena Tramountani hat es durchaus geschafft, mich mehrfach ungemein zu überraschen und mich konstant mitzureisen. Trotz des intentisven Worldbuildings und vieler Verästelungen in diesem wollte ich der Geschichte voller Spannung folgen und konnte dies auch sehr leicht und entspannt tun. Selbst zum Ende der Bücher bleiben noch einige Fragen unbeantwortet und ich muss die finale Auflösung etwas unzufrieden hinnehmen, doch während des Lesens hatte ich durchaus viel Vergnügen. Das Auf und Ab der Gefühle wurde auch durch die Nebenfiguren getragen und intensiviert, denn obwohl wir vor allem mit den Hauptfiguren fühlen, schließen wir sie genau wie die unterstützenden Charaktere ins Herz und wollen nur das Beste für sie. Obwohl das Buch bereits mehr als 400 Seiten umfasst, hätte ich mir durchaus noch ein paar weitere Kapitel gewünscht, um die Dynamik zwischen den Figuren weiter ausspielen zu sehen, aber auch die offengebliebenen Fragen zu klären.
Fazit
Der zweite und finale Band lässt uns noch tiefer in die Legende um die Kalikanzari abtauchen, aber auch noch intensiver die Gefühle unserer Hauptfiguren wahrnehmen. Mit einer neuen, zusätzlichen Perspektive und unerwarteten Beziehungen aber auch Wendungen hat uns Nena Tramountani einen packenden, magischen und emotionalen Abschluss geliefert.
Die Autorin:
Nena Tramountani, geboren 1995 in Stuttgart, ist mit Büchern aufgewachsen und schreibt seit ihrer Jugend eigene Geschichten. Nach dem Studium der Linguistik und Englischen Literaturwissenschaft arbeitete sie als Journalistin und in der Gastronomie. Inzwischen lebt sie als freie Autorin in Stuttgart und ist nebenberuflich als Drehbuchautorin tätig. Q