Die New Yorker Literaturagentin Nora Stephens ist das Gegenteil jeder romantischen Romanheldin. Sie ist tough, scharfzüngig und nicht auf der Suche nach der großen Liebe. Einzig für ihre Schwester Libby würde sie alles tun – sogar einen Sommer in der idyllischen Kleinstadt Sunshine Falls verbringen, dem Schauplatz von Libbys Lieblingsromanen. Von Picknicks auf Blumenwiesen und Dates mit attraktiven Landärzten jedoch keine Spur! Ausgerechnet dem arroganten und unnahbaren New Yorker Lektor Charlie Lastra begegnet Nora in Sunshine Falls wieder. Nach und nach muss sie jedoch erkennen, dass nicht nur in Büchern, sondern auch im wahren Leben manches anders ist, als es auf den ersten Blick scheint.
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Neu im Hype
Erst im vergangenen Dezember habe ich meinen ersten Roman von Emily Henry verschlungen. Damals ließ Happy Place die Sonne in meinem Herzen aufgehen. Das lag nicht nur an dem sommerlichen Setting, sondern auch an den wundervollen, herzlichen Dialogen und Interaktionen. Diese sind für mich bereits jetzt der Kern jedes der Bücher dieser Autorin. Dementsprechend waren meine Erwartungen für diesen neuen Roman schon recht hoch. Dennoch schafft er es, sie zu treffen, wäre da nicht ein Teil der Geschichte, der mich ein wenig… aufgeregt hat.
Tropes und Setting
Obwohl dieser Roman mit zahlreichen Tropes spielt, lässt er sich selbst nicht allzu einfach kategorisieren. Unsere zwei Protagonist*innen arbeiten im Verlagswesen und könnten durchaus als Rivalen durchgehen. Trotz ihrer teils gereizten Dynamik konkurrieren sie aber nie wirklich um etwas. Zugleich bringen sie einander mit der Zeit wundervoll zum Lachen–und uns ebenso–fallen aber dabei in keine festen Muster. Auch liebe ich, dass das Buch sich nicht nur um ihre sich entwickelnde Beziehung dreht. Vielmehr geht es um familiäre Liebe, Leidenschaft für ihre Berufe und Vorbilder von Beziehungen, die entkorkst werden müssen. Während sich unsere Protagonistin um die Beziehung ihrer Schwester (und diese im Allgemeinen) sorgt, lernt sie ungemein viel über sich selbst. Obwohl unsere Protagonist*innen Stadtmenschen durch und durch sind, befinden sie sich den Großteil des Buches in einer Kleinstadt. Keiner von ihnen ist wirklich auf Liebe oder Romantik versessen, doch ihre Dynamik hat mein Herz einfach sehr oft zum Schneller-Schlagen gebracht.
Geständnisse
Ein klein wenig könnten wir in diesem Buch das Misskommunikations-Trope finden. Zwischen den Figuren herrschen Unstimmigkeiten, da sie nicht miteinander sprechen, sondern gewisse Geständnisse aufschieben. Das kann zwar auch ungemein Spannung aufbauen, besonders sexuelle im Fall von Charlie und Nora. Andererseits kann es aber auch unnötiges Drama schaffen, was ich normalerweise nicht mag. In diesem Fall fand ich die Wendung der Dinge trotz allem sehr dynamisch und nachvollziehbar. Vor allem da wir Noras Gedanken folgen und sie weniger diejenige ist, die nicht Klartext spricht. Hingegen muss sich schlussendlich mit Offenbarungen und Veränderungen umzugehen lernen. Für eine mitten im Leben stehende Frau war das eine ergreifende und überzeugende Handlung.
Nur eines der Geständnisse seitens Libby und die folgende Konversation hat mich runtergezogen.
(SPOILER) Ich bin durchaus empfindlich, wenn es um Essen in Romanen geht. Dabei finde ich eine beiläufige Erwähnung nicht schlimm. Aber eine ganze Konversation darauf aufbauen, dass Libby nicht mehr vegetarisch ist? Zuerst einmal macht ihr Heißhunger auf Fleisch, der sie wieder der Ausbeutung von Tieren beitragen lässt, ziemlich unsympathisch. Da dieses Gespräch dem Plot nichts beiträgt außer einen Lacher (für andere vermutlich), verstehe ich nicht, warum es überhaupt dabei sein muss. Auch Nora beschreibt sich lange als Vegetarierin und geht „mangels Alternativen“ auf einen Salat mit Speck zurück. Ich meine… Alles schön und gut. Aber wie trägt das zur Handlung oder zur Charakterentwicklung bei? Ich finde es im heutigen Klimawandel schade, wenn aus Vegetarismus oder Veganismus ein Witz gemacht wird. Da hatte ich mir mehr von Henry und unseren ansonsten sehr einfühlsamen und komplexen Charakteren erhofft. (SPOILER ENDE)
Fazit
Von einer persönlichen Ablehnung gegenüber eines nicht erheblichen Teils des Buches habe ich diese Neuerscheinung von Emily Henry wieder abgöttisch geliebt. Die Autorin ist meiner Meinung nach derzeit die Königin der Dialoge. Ihre sind zugleich dynamisch, humorvoll, emotional und bauen eiern spürbare Spannung zwischen ihren fantastischen Charakteren auf. Christiane Marx erweckt diese wundervoll zum Leben und beschert uns ein traumhaftes Hörerlebnis.
Die Autorin:
Emily Henry studierte kreatives Schreiben in New York und arbeitet heute als Autorin und Lektorin in Cincinnati. Ihrem Debüt Verliebt in deine besten Seiten gelang auf Anhieb der Sprung auf die New-York-Times-Bestsellerliste. Q
Die Sprecherin:
Christiane Marx verfügt als Synchron- und Hörbuchsprecherin über eine enorme Bandbreite subtiler Charaktergestaltungen. Ob Thriller oder Kinderbuch: Mit ihrer kristallklaren, ausdrucksstarken Stimme nimmt sie die Hörer mit in die verschiedensten Roman-Landschaften. Q