[Rezension] Hungy Hearts 2: The Way You Crumble von Nena Tramountani *Rezensionsexemplar*

Echo & Alexis: Ihr Leben schmeckt schon immer bitter. Nur er besitzt die Gabe, es zu versüßen.

Echo ist wütend. Wütend auf ihre Mutter, die sich das Leben nahm, aber am meisten auf sich selbst, weil sie sich wie eine Versagerin fühlt. Nur ihrem Großvater zuliebe nimmt sie einen Aushilfsjob im Sternerestaurant Prisma an und ist überrascht, als sie Gefallen am Konditorhandwerk findet – und an ihrem Kollegen: Alexis ist der jüngste Sohn der Restaurantbesitzer und mindestens genauso wütend wie sie. Er versucht nicht, Echo gute Ratschläge zu geben, doch das hat einen ernsten Grund: Alexis spricht nicht. Offenbar braucht er Hilfe, aber wie soll jemand wie sie ihm schon helfen? Während sie Seite an Seite feine Desserts kreieren, lässt Alexis‘ Nähe Echos Nervenenden vibrieren. In ihr keimt plötzlich Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft auf – wäre da nur nicht ihre Vergangenheit, die alles zerstören könnte …

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Eine Fortsetzung, die den bereits intensiven, wunderschönen Reihenauftakt noch übertrifft

Ich erzähle immer wieder mit ein wenig Scham und Freude zugleich, wie lange ich Nena Tramountani bereits kannte, bevor ich auch nur ein Buch von ihr gelesen habe. Doch mit der Soho-Love-Reihe (Band 1, Band 2, Band 3) hat sie mich schlussendlich zu einem riesigen Fan ihrer gefühlvollen Geschichten gemacht. Deswegen stand es für mich auch außer Frage, dass ich ihre neue Reihe lesen (und sehr wahrscheinlich auch lieben) würde. Mit The Way I Break hat Nena uns bereits in die Küstenstadt Goldbridge entführt und uns eine emotionale, bestärkende Geschichte geschenkt. Nachdem ich Julian und Tori durch ihre (vor allem internen) Herausforderungen zu lieben gelernt habe, freute ich mich ungemein auf ein Wiedersehen. Zudem hatte ich bereits unsere neuen Protagonist*innen ins Herz geschlossen. Von Echo erfahren wir bereits, dass sie mit Drogen kämpft (oder dass ihr ein solcher Kampf bevorsteht). Alexis spricht im Auftaktband nur acht Wörter, tritt aber dennoch als aussagekräftiger, vielschichtiger Charakter auf.

 

Meine Vorfreude, diese beiden besser kennenzulernen und interagieren zu sehen, war dementsprechend groß.

 

Die Autorin vermag es, uns unmittelbar in Echos Leben zu schmeißen und uns dennoch gekonnt abzuholen. Aufgrund ihrer Drogensucht hat sie den Kontakt zu ihrem früheren Umfeld verloren und erlaubt uns somit, dieses mit ihr erneut wahrzunehmen und kennenzulernen. Im Versuch, ihr Leben auf die Reihe zu bringen, kommt sie in ihrem neuen Job zudem mit unseren ersten Protagonist*innen in Kontakt. Diese Zusammenkunft ergibt sich ganz wunderbar aus allem, was wir im Reihenauftakt erfahren haben. Auch weitere Handlungsstränge werden fortgesetzt, nur dass wir diese dieses Mal vor allem aus Alexis‘ Sicht wahrnehmen. Seit Band 1 spekulieren wir darüber, was zu seinem Selektiven Mutismus geführt haben könnte und erfahren in diesem Buch mehr über seine seelische Belastung. Er und Echo, die den Ruf der Drogen mit möglichst vielen Worten zu übertönen versucht, ergänzen sich vom ersten Moment an wundervoll.

 

An guten Tagen kam ich zu dem Schluss, dass ich die Allerletzte war, die andere Menschen für ihre präferierte Art von Realitätsverlust verurteilen sollte. Manche schluckten Pillen, andere tranken bis zur Besinnungslosigkeit, und Soulas Motivation, morgens aufzustehen, waren ihre Selbstgespräche, die sie Gebet nannte. Das war auch Mums Motivation gewesen. Im Grunde waren wir alle nur Menschen, die nach Wegen suchten, um zu überleben.
Bis wir es nicht mehr taten.
– Seite 95

 

Unsere Protagonist*innen teilen eine gemeinsame Vergangenheit, die wir genau wie ihre individuellen Erfahrungen erlesen dürfen. Während der Arbeit und auch außerhalb kommen sie sich unverhofft schnell näher. Nichtsdestotrotz würde ich ihre Beziehung als Slow Burn bezeichnen, der uns das ganzen Buch über begeistert. Sie sind zwar sehr verschieden, bringen aber aneinander gerade deswegen neue Seiten zum Vorschein. Besonders mochte ich dabei ihre Zweisamkeit in der Patisserie des Prisma, denn erneut teilt Nena ihre kulinarischen Kenntnisse mit uns. Aber auch abseits des Kuchenbackens wird es zwischen Echo und Alexis heiß. Ich weiß sehr zu schätzen, wie die Autorin Sex auf bewusste, authentische Weise einsetzt, um die Geschichte voranzutreiben. Sie nimmt intime Szenen zwischen unseren Hauptfiguren auch nicht bis zum Schluss aus, um die Spannung hoch zu halten, sondern weiß diese geschickt einzubinden. Stattdessen verlagert sich die Beziehung zwischen ihnen auf andere Ebenen, die sie vor ganz neue Herausforderungen stellen.

 

„Ich mein’s ernst, Echo.“
„Boah, ich doch auch, Alter! Warum bist du so übertrieben vorsichtig?“
„Weil ich wünschte, dass man sich doppelt und dreifach bei mir abgesichert hätte, bevor man meine Grenzen wieder und wieder überschritten hat.“
– Seite 125

 

Die Beziehung der Hauptfiguren ist zwar der Angelpunkt, aber nicht der Fokus dieser Geschichte. Echo und Alexis tragen ihr eigenes Gepäck, das es auszupacken gilt. Zuzeiten finden sie ineinander Unterstützung und Ablenkung, doch die entscheidenden Schritte müssen sie selber gehen. Ihre Probleme/Krankheiten bzw. deren Ursachen sind durchaus harter Tobak, weswegen ich auf die Triggerwarnungen am Ende dieser Rezension verweisen will. Doch die Autorin vermag es mit viel Sorgfalt und Einfühlungsvermögen, diese Rückschläge nicht stereotypisch sondern vielfältig und individuell zu zeichnen.

Echo und Alexis helfen nicht nur einander, sondern werden auch von anderen Charakteren unterstützt. Ich habe es geliebt, Tori, Julian, Darcy und weitere bekannte, aber auch neue Gesichter zu sehen. Gekonnt bringt Nena auch unsere nächsten Protagonist*innen mehr ins Spiel. Nachdem wir von Nic bisher nur sehr wenig erfahren haben, teasert sie dessen eigene Geschichte in Band 3 wundervoll an. Und nicht nur dadurch schafft die Autorin ungemeine Vorfreude auf den finalen Band der Trilogie. Ich habe Tori, Julian und jetzt auch Alexis und Echo so sehr ins Herz schließen können, dass mir ihr Schicksal ungemein nahegeht. Sie wachsen in ihren spezifischen Büchern aber tun dies auch noch, nachdem ihre eigene Geschichte abgeschlossen scheint. Echo und Alexis und ihre Dynamik hat mir wundervolle Lesestunden beschert und ihre zukünftigen Auftritte können das sicher erneut.

 

Fazit

Nachdem bereits Band 1 mein Herz gewonnen hat, waren die Erwartungen an diese unabhängige Fortsetzung hoch. Dennoch konnte Nena Tramountani sie mit Alexis und Echos Geschichte übertreffen und mich auf vielerlei Ebenen begeistern. Ihr besonderer, aber authentischer Umgang mit schwierigen Themen sowie Sexszenen macht ihre Bücher zu absoluten, tiefgründigen, nichtsdestotrotz unterhaltsamen Highlights!

 

 


Die Autorin:

Nena Tramountani, geboren 1995, liebt Kunst, Koffein und das Schreiben. Am liebsten feilt sie in gemütlichen Cafés an ihren gefühlvollen Romanen und hat dabei ihre Lieblingsplaylist im Ohr. Nach ihrem Studium der Sprachwissenschaften arbeitete sie als freie Journalistin und zog anschließend nach Wien. Inzwischen lebt sie wieder in ihrer Heimat Stuttgart, wenn sie gerade nicht auf Inspirationsreisen ist. Q

 

Triggerwarnungen: Drogensucht, Alkoholismus, Drogenmissbrauch, Suizid, Tod, Trauer, häusliche Gewalt, emotionale Manipulation, Panikattacken

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