[Rezension] I Was Born From This von Alice Oseman *Rezensionsexemplar*

WIR ALLE BRAUCHEN ETWAS, WORAN WIR GLAUBEN

Angel Rahimi ist ein Fangirl. Für sie gibt es eigentlich nur The Ark – eine Pop-Rock-Boyband, die seit ein paar Jahren die Musikwelt im Sturm erobert hat. Angel war von Anfang an dabei, ist der Band durch alle Social-Media-Kanäle gefolgt und hat dabei auf Twitter Juliet kennengelernt, ihre beste Freundin. Als The Ark endlich ein Konzert in London geben, treffen sich Juliet und Angel zum ersten Mal im richtigen Leben. Beide sind zu einem persönlichen Meet and Greet mit Jimmy, Rowan und Lister eingeladen. Aber dabei läuft einiges aus dem Ruder und Angel findet sich plötzlich in einem Toilettenraum wieder – zusammen mit Jimmy.

Eine humorvolle, weise und herzzerreißend ehrliche Coming-of-Age-Geschichte. Alice Oseman zeigt sich hier erneut als brillante Chronistin ihrer Generation.

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Osemanverse

Ich nenne mich seit gut zwei Jahren einen Fan von Alice Oseman und ihren Geschichten. Für mich begann die Reise mit Heartstopper (Vol. 1, Vol. 2-4, Vol. 5, Ein ganzes Jahr). Danach verfiel ich ihr vollkommen in Loveless, welches mir sehr viel über mich selbst lehrte. Auch Nothing Left for Us brachte mein demisexuelles Herz zum Schnellerschlagen, da es sich auf die Freundschaft der Protagonist*innen konzentriert. Zu guter Letzt durfte auch ihr Debütroman meine Aufmerksamkeit erhalten, obwohl dieser noch einige Schwächen aufzeigt. Somit kann ich schlussendlich sagen, im Osemanverse sehr belesen zu sein und ihre Bücher immer sehr zu genießen. Besonders was asexuelle Repräsentation anbelangt, freue ich mich über jede weitere ihrer Veröffentlichungen–jetzt auch in Rekordgeschwindigkeit auf Deutsch. Deswegen schäme ich mich ein wenig dafür, dieser Neuerscheinung nicht unmittelbar meine Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Doch nun konnte ich sie sogar als Hörbuch und eBook gleichzeitig genießen und die schönsten Zitate dann auch gleich bildlich vor mir haben.

 

Fan Meets Star

In diesem neuesten ihrer Romane lässt uns Alice Oseman gleich in zwei verschiedene Köpfe blicken. Angel ist ein riesiger Fan und lebt praktisch für jedes neue Bild und Lied ihrer liebsten Band The Ark. Sie hält das Leben der drei Bandmitglieder für vollkommen und glaubt dank ihnen an Liebe und Glück in der Welt. Zugleich dürfen wir Lesenden aber schnell durch Jimmys Augen wahrnehmen, wie wenig dieses Erscheinungsbild der Wahrheit entspricht. Diese kontrastierenden Perspektiven haben mich ungemein mitgenommen und durch die Seiten getragen, bis es schlussendlich zum Treffen der beiden kommt. Angels Auseinandersetzung damit, was es heißt, ein Fan (weniger von etwas Bestimmten) zu sein, hat mich zutiefst bewegt. Insofern hat mir Alice Oseman erneut neue Seiten an meinem derzeitigen und früheren Ich aufgezeigt. Zugleich kommentiert sie damit aber auch kritisch die anscheinend perfekte Welt der Stars, an denen wir unsere eigenen Leben messen. Sie hinterfragt Gefühle von Liebe, Bewunderung und Freundschaft auf wundervoll geschriebene und berührende Weise. Besonders zu schätzen weiß ich auch die Wahl der Hörbuchsprecher*innen Pegah Ferydoni und Jacob Weigert, die mir unsere beiden Protagonist*innen hier ungemein nahegebracht haben.

 

Dies ist keine Liebesgeschichte, oder?

Was ich an Alice‘ Büchern so liebe ist, dass sie keine Liebesgeschichten im traditionellen Sinne sind. Sie beschreiben durchaus liebevolle Gefühle, fokussieren aber keine Romantik. Somit sprechen sie vor allem zu den Lesenden, die sich eher auf dem asexuellen Spektrum wiederfinden. Zugleich liefern sie aber auch anderen Lesenden wundervolle, ergreifende Geschichten über Freundschaft und Selbst-Findung. Obwohl Schule in diesem Buch keine große Rolle spielt, lernt unsere Protagonistin sich und ihre Leidenschaften besser kennen und verstehen. Beide Hauptfiguren hinterfragen ihre Zuneigung zu gewissen Idealen und Vorstellungen. Zugleich lernen sie sich selbst neu zu erkunden und ihre Ziele neu auszurichten. Unglaublich stark, wenn auch nicht ohne Komplikationen, treten erneut die Freundschaften zwischen den Figuren heraus. Von Neckereien über heftige Auseinandersetzungen bis hin zu Rettungsaktionen der Extra-Klasse–Alice lässt uns freundschaftliche Treue lesen und führen. Damit erweitert sie den Begriff der Liebe über das hinaus, was wir zuerst nur mit Romantik überein bringen wollen.

 

Fazit

Wie erwartet habe ich diesen Roman sehr genossen. Zwar hat mich der Plot wenig bis kaum überraschen können, doch viel mehr wird die Geschichte von den sich entwickelnden und hinterfragenden Charakteren getragen. Ich liebe Angel und Jimmy und habe ihre Entwicklung und ihre Freundschaften liebend gerne mitverfolgt. Alice beweist, dass Liebe ganz verschiedene Formen annehmen kann und einen wahrlich oftmals das Leben retten kann.

 

 


Die Autorin:

Alice Oseman veröffentlichte den ersten Roman mit 19 Jahren. Inzwischen sind drei weitere Jugendromane erschienen sowie die erfolgreiche Webcomicserie Heartstopper. Alice starrt am liebsten stundenlang auf einen Computerbildschirm, stellt dabei die menschliche Existenz in Frage und tut alles Mögliche, um einen ordentlichen Bürojob zu vermeiden. Die Netflix-Serie zu Heartstopper wurde ein weltweiter Erfolg. Q

Die Sprecher*innen:

Pegah Ferydoni wurde 1983 in Teheran/Iran geboren und entstammt einer Künstlerfamilie. Mit zwei Jahren musste sie mit ihrer Familie vor dem Khomeni-Regime nach Deutschland fliehen. Schon zu Abiturzeiten spielte sie in ersten Filmen mit, begann aber zunächst ein Studium der Philosophie in Potsdam. Die Film- und Fernsehauftritte nahmen zu und machten Pegah Ferydoni zu einer der erfolgreichsten Schauspielerinnen. Dem breiten Publikum ist sie vor allem durch die Serie Türkisch für Anfänger oder als Moderatorin des zdf.kulturpalasts bekannt. Q

Jacob Weigert ist Schauspieler, Hörbuchinterpret und Synchronsprecher. Einem breiten Publikum wurde er durch die Rolle des Enrique Vegaz in der TV-Serie Anna und die Liebe oder durch Auftritte in der Hörspielserie TKKG bekannt. Q

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